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"Es geht bergauf": Telekom verbessert Jahres-Prognose

Bei der Deutschen Telekom sehen die Zahlen weiter gut aus. Massiver Netzausbau und Verbesserung des Kundenservices machen sich bemerkbar. CFO Thomas Dannenfeldt trat letztmals vor die Presse.
Vom Conference-Call der Deutschen Telekom berichtet

Heute stellte die Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen vor. Heute stellte die Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen vor.
Foto: Picture Alliance / dpa
Heute Morgen hat die Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen für das 3. Quartal (Juli - September) 2018 vorgestellt. Die Werte bei Kunden­gewinn und Ergebnis­wachstum waren so gut, dass die Prognose für gesamte Jahr bei "bereinigtem EBITDA" (Gewinn vor Steuern und Abgaben um Einkäufe oder Verkäufe bereinigt) oder erstmals auch die Erwartung für den Free Cashflow (ein Wert für die Börse, wie "gut" ein Unternehmen aufgestellt ist), erhöht wurden.

Es geht bergauf

Heute stellte die Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen vor. Heute stellte die Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen vor.
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„Es geht in allen Bereichen des Konzerns bergauf“, freute sich Tim Höttges, Vorstands­vorsitzender der Deutschen Telekom. „Wir schaffen es deshalb, die Latte wieder ein Stückchen höher zu legen. Das ist ein starkes Signal der Zuversicht.“

Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 19,1 Milliarden Euro. Der Free Cashflow lag jetzt bei 1,9 Milliarden Euro, wenn man die ersten neun Monate des Jahres betrachtet ist er um 8,5 Prozent gestiegen. Der aus­gewiesene Konzern­überschuss erreichte 1,1 Milliarden Euro einen mehr als doppelt so hohen Wert wie im Vor­jahres­quartal.

Deutschland: Netzausbau als Basis des Erfolgs

Die Anstrengungen der Telekom für den Netzausbau in Deutschland scheinen sich zu lohnen: An 75 Prozent der Festnetzanschlüsse können inzwischen "Glasfaser-Produkte" (also FTTH oder FTTC/Vectoring) angeboten werden. Vor einem Jahr waren es noch 67 Prozent gewesen. Beim Mobilfunk erhöhte sich die Abdeckung mit dem Mobilfunkstandard LTE (4G) auf 98 Prozent der Bevölkerung. In Europa sind jetzt 39 Millionen Haushalte (+ 4,8 Millionen) über Glasfaser (einschließlich FTTC/Vectoring) angeschlossen, alleine in Deutschland sind es 32 Millionen Haushalte. Davon können 25 Millionen Haushalte schneller als 50 MBit/s surfen, 80 Prozent mehr als im Vorjahr. 8 Millionen Haushalte können Ende des vorgestellten Quartals Geschwindigkeiten zwischen 100 und 250 MBit/s nutzen. 31 000 Gewerbestandorte in 100 Gewerbegebieten wurden mit echter Glasfaser (FTTB/FTTH) versorgt.

Mit LTE deckt die Telekom in ganz Europa 96 Prozent der Bevölkerung ab, in Deutschland sind es bereits 98 Prozent (+5 Prozent), womit die Telekom in Deutschland die größte LTE-Abdeckung habe. 1000 neue Sendestandorte wurden dieses Jahr schon eingeschaltet, bis Jahresende wird diese Zahl auf 1300 steigen. Vereinbarungen in den Bundesländern Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen ermöglichen einen zügigen Netzausbau.

Bessere Netze ziehen Kunden an

Es geht aufwärts, stellte Telekom Chef Tim Höttges zu den aktuellen Zahlen fest. Es geht aufwärts, stellte Telekom Chef Tim Höttges zu den aktuellen Zahlen fest.
Foto: Picture Alliance / dpa
Eigentlich eine Binsenweisheit, aber im deutschen Markt noch nicht überall durchgedrungen: Bessere Netze ziehen Kunden an. Die Zahl der "Glasfaser-Kunden" (inkl. Vectoring) lag mit 11,6 Millionen Ende September um 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Im dritten Quartal kamen 67.000 neue Festnetz-Breitband-Kunden zu Magenta. Bündelprodukte aus Festnetz und Mobilfunk ("Magenta Eins") werden von mehr als 4 Millionen Kunden genutzt, 14,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter den "eigenen" Mobilfunk-Vertragskunden haben 47 Prozent MagentaEins gebucht. Die mobilen Service-Umsätze legten um 3,1 Prozent zu.

Bei der Umstellung des deutschen Festnetzes von analog/ISDN auf das IP-Protokoll sei man zu 82 Prozent schon durch. Bei den restlichen 18 Prozent handele es sich überwiegend um Geschäftskunden, wo man behutsam vorgehen müsse. Viele Unternehmen würden die Gelegenheit ergreifen, ihre komplette Tele­kommuni­kations-Infra­struktur auf den Prüfstand zu stellen und neu zu bewerten und zu entscheiden, welche Dienste und welche Anbieter sie in Zukunft verwenden wollen. Dadurch komme es 2018 und 2019 zu einem leichten Rückgang der Anschluss- bzw. Kundenzahlen im Festnetz. Diese Umstellung brauche noch Zeit, weil hier "Qualität" eindeutig Vorrang habe.

USA: Leute wechseln zum "besseren Netz"

T-Mobile USA macht der Mutter große Freude. Der sogenannte "Un-carrier", der den USA-Markt so auf den Kopf stellt, wie früher "Simyo" in Deutschland, meldet trotz der geplanten Fusion mit dem Wettbewerber Sprint weiter "Rekordzahlen". Zum Stand der geplanten Fusion gibt es derzeit noch nichts neues, die Frist für Stellungnahmen lief bis 30. Oktober, im Frühjahr 2019 wird mit ersten Ergebnissen der Prüfung durch die amerikanischen Behörden gerechnet. Derweil stieg der Gesamtumsatz der US-Tochter um 8,0 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar. Bei den Service-Umsätzen ergab sich ein Plus von 5,9 Prozent. Alleine im dritten Quartal meldete T-Mobile USA mehr als 1,6 Millionen Neukunden ein Zuwachs um mehr als einer Million zum 22. Mal in Folge. Macht zusammen 77,2 Millionen. Haupt­wechsel­grund für die vielen Neukunden sei die Netzqualität, T-Mobile USA verfügt bereits über Frequenzen bei 600 MHz und baut in den USA massiv aus.

Europa wächst weiter

Sogenanntes "nachhaltiges Wachstum" liefern die euro­päischen Landes­gesell­schaften. Der Umsatz stieg (organisch) um 2,2 Prozent auf drei Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA stieg auf 1,1 Milliarden Euro. Dabei spielte börsen­technisch der Kauf von UPC in Österreich eine Rolle. In Europa (wie in Deutschland) sind Bündel­produkten aus Festnetz und Mobilfunk gefragt, in Zahlen 2,9 Millionen (+46 Prozent). 229.000 Neukunden kamen im berichteten Quartal.

Die geplante Fusion von T-Mobile.NL mit Teilen von Vodafone/Ziggo und Tele2-Niederlande befindet sich in der Phase 2 des "Merger Approval", bis 30. November wolle die EU entscheiden. Man ist der Ansicht, dass die Fusion den kombinierten Festnetz­mobilfunk­markt in den Niederlanden fördern werde.

Systemgeschäft – leichte Besserung

Auch das Problemkind T-Systems entwickelte sich positiv. Der Umsatz stieg auf 1,8 Milliarden Euro. Cloud, SAP-Services und auch das Internet der Dinge (IoT) sind die Hoffnungsträger im industriellen System-Geschäft. Das erweiterte Telekom-Rechenzentrums in Biere (bei Magdeburg) wurde nach nur 18 Monaten Bauzeit fertig und hat die Cloud-Kapazität am Standort um 150 Prozent erweitert.

Wie es bei Toll-Collect weiter geht, wo die Deutsche Telekom lange beteiligt war, kann aktuell nicht gesagt, da ein "geschlossenes Verfahren" laufe, wobei alle (Nicht)Beteiligten zum Stillschweigen verpflichtet sind.

Das Deutsche Kartellamt hat beantragt, die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia (Liberty Global) in einem Verweisungsantrag nach Bonn zurück zu holen. Die Deutsche Telekom begrüße das ausdrücklich. Das sei immer ihre Forderung gewesen.

Kundenservice verbessert

Beim Kundenservice der Telekom im Festnetz wurden 97 Prozent der Termine eingehalten. Diese Zahl sei aus Rückmeldungen der Kunden gewonnen worden, die Zahl der "geplatzten" Termine sei halbiert worden. Folglich gingen die Kundenbeschwerden um 30 Prozent zurück.

Abschied für Thomas Dannenfeldt

Zum letzten Mal stellte Thomas Dannenfeldt, langjähriger CFO der Deutschen Telekom die Zahlen vor. Zum letzten Mal stellte Thomas Dannenfeldt, langjähriger CFO der Deutschen Telekom die Zahlen vor.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Vorstellung der Quartalszahlen war die letzte "öffentliche Amtshandlung" für den langjährigen Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt, der nach 26 Jahren bei der Deutschen Telekom und 18 Jahren im Vorstand das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Jahresende verlässt. Dannenfeldt wurde in der Branche für seine sachliche und ruhige Art geschätzt, auch komplexe finanzielle Sachverhalte allgemein verständlich erklären zu können ohne dabei die gestellten Fragen aus den Augen zu verlieren. In einem spontanen, emotionalen Statement dankte Höttges seinem langjährigen Kollegen und "besten CFO" Deutschlands für seinen brillianten Job, "er wird uns fehlen".

Die Telekom-Aktie gab heute von ca. 14,80 Euro auf etwa 14,70 Euro (um 13 Uhr) nach.

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