Media Analyse Audio: DAB+ bringt starke Radiomarken
Stark dank DAB+: Radio Bob!
Foto: Imperial
Die Veröffentlichung der Media Analyse Audio ist so etwas wie das Zeugnis mit Schulnoten für Radiosender. In dieser Woche war es wieder soweit, die MA 2019 Audio I ist erschienen. Die aktuelle Analyse bestätigt einen Trend: Langsam spiegeln sich die inzwischen über 10 Millionen DAB+-Radios in deutschen Haushalten auch in Hörerzahlen wider.
Starke nationale Marken
Stark dank DAB+: Radio Bob!
Foto: Imperial
Besonders erfolgreich ist Radio Bob, das sich als bundesweite Rockwelle im Markt etabliert hat. Pro Stunde wird die bundesweite Variante des Programms inzwischen von 199 000 Hörern pro Durchschnittsstunde gehört, das ist ein Plus von 10,6 Prozent.
Erfolgreich sind auch die Spartensender sunshine live mit elektronischer Musik (94 000 Hörer, plus 6,8 Prozent) und Radio Schlagerparadies (89 000 Hörer, plus 27,1 Prozent). Im Gesamten leicht verloren haben Absolut Relax und Klassik Radio , die Soft-Hit-Welle Absolut Relax konnte allerdings die Hörerzahlen in der für die Werbeindustrie wichtigen Zielgruppe 14 bis 49 Jahren steigern.
Auch regional gibt es Sender, die dank DAB+ ihre Hörerzahlen massiv ausgebaut haben. Hervorzuheben sind hier etwa die Rock Antenne, radio B2 sowie viele baden-württembergische Privatradios. Bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es ebenfalls Jubel: Vorrangig oder ausschließlich digital verbreitete Sender wie BR Heimat, Deutschlandfunk Nova oder SWR Aktuell konnten ihre Hörerzahlen steigern.
Absolut Relax und Schlagerparadies sind die Treiber der DAB+ Radiokombi Deutschland, die auf insgesamt 142 000 Hörer kommt, was ein Plus von 16,4 Prozent bedeutet. Beide Programme erreichen zusammen 134 000 Hörer, was aber auch die Schwäche der anderen Programme offenbart: Die regional verbreiteten Sender Absolut Hot und lulu.fm sowie das bundesweit verbreitete Schwarzwaldradio verpassten die Einzelausweisung und erreichen über die Kombi nur magere 8000 Hörer pro Stunde insgesamt.
Erstmalige Ausweisung von DAB+ Reichweiten im Sommer
Das Bild könnte jedoch noch insgesamt noch etwas verzerrt sein, denn die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. wird erst bei der Veröffentlichung der ma 2019 Audio II am 10. Juli erstmals Reichweiten von DAB+ Angeboten offiziell integrieren. Bislang wurden viele DAB+-Angebote nicht gestützt abgefragt und es war eher Zufall, wenn die Befragten der Media Analyse von sich aus erwähnten, dass sie Digitalsender hören. Vielen ist diese Möglichkeit gar nicht bewusst.
Die bis dato separat von der agma-Tochter MMC erhobene DAB+-Reichweitenstudie, die nun in die ma Audio fusioniert wird, ermöglicht den Empfangsweg DAB+ differenziert abzubilden. Die Erhebung liefert sowohl Programmreichweiten als auch vermarktungsrelevante Werbereichweiten für DAB+ Angebote und könnte vor allem bei exklusiv über DAB+ verbreiteten Programmen höhere Hörerzahlen und eine erstmalige Ausweisung ermöglichen.
Schon jetzt kann man aber sagen: Der Verbreitungsweg DAB+ sorgt als Grundlage für die Schaffung schlagkräftiger, neuer, nationaler Radiomarken. Leider wird dieses Angebot noch nicht durch einen zweiten, nationalen Multiplex bereichert, da dieser immer noch wegen einem Rechtsstreit ausgebremst wird. Einige Programmanbieter senden jedoch bereits überregional in mehreren lokalen und regionalen Multiplexen.
Spotify dem Radio dicht auf den Fersen
Die MA Audio zeigt aber auch: Musikstreamer sind dem Radio immer dichter auf den Fersen. Laut der aktuellen Auswertung liegt das lineare Radio noch mit 3,19 Millionen Hörern täglich vorn. Spotify folgt mit 2,08 Millionen Hörern. Reine Webradios ohne UKW- oder DAB+-Verbreitung erreichen 0,44 Millionen Hörer.
Insgesamt dürfte Musikstreaming inzwischen mehr Hörer als das klassische Radio erreichen, denn die Spotify-Konkurrenten Apple Music und Amazon Prime Music lassen keine Hörerzahlen über die MA Audio veröffentlichen.