NRW: Ein landesweiter & ein regionalisierbarer Mux für DAB+
Radio Bonn / Rhein-Sieg sieht DAB+ skeptisch.
Screenshot: Michael Fuhr
Interessierte Hörfunkveranstalter haben jetzt die Möglichkeit auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen auf Sendung zu gehen. Die Landesanstalt für Medien NRW LfM hat die Zuordnung von Übertragungskapazitäten für eine landesweit einheitliche sowie für eine landesweite, regionalisierte DAB+-Bedeckung beschlossen. Bei der regionalisierten Bedeckung wird eine Ausschreibung entweder für sechs Regionen oder für fünf Regionen Nordrhein-Westfalens angestrebt. Daneben gibt es einen landesweit einheitlichen Mux.
Der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Tobias Schmid, sagt: "Die Stärkung von Medienvielfalt ist eines unserer wichtigsten Ziele. Wir streben mit der Bedarfsanmeldung eine möglichst flächendeckende Versorgung an, die sowohl regionalen und lokalen, als auch landesweiten Angeboten gerecht wird." Bei einem Call-of-Interest hatten 47 Hörfunkunternehmen Interesse an DAB+ bekundet.
Die Bedarfsanmeldung ist Teil des "Zuordnungsantrag", mit dem bei der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen die benötigten DAB+-Kapazitäten angefordert werden. In einem weiteren Schritt prüft die Bundesnetzagentur dann auf Veranlassung durch das Land, ob sie den angemeldeten Bedarf decken und dem Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stellen kann. Die von der Bundesnetzagentur zur Verfügung gestellten Frequenzen werden dann von der Landesanstalt für Medien NRW ausgeschrieben.
UKW-Lokalradio-Betreiber sind skeptisch
Radio Bonn / Rhein-Sieg sieht DAB+ skeptisch.
Screenshot: Michael Fuhr
Die UKW-Lokalradios in NRW sehen DAB+ skeptisch und es ist noch offen, ob sie bei der Ausschreibung für die Regionalmuxe mitmachen. Radio Bonn-Rhein-Sieg will sich nur beteiligen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das kündigte Chefredakteur Jörg Bertram in einer Stellungnahme im Webauftritt des Senders an.
Gleichzeitig holt er zu einem Rundumschlag gegen den digital-terrestrischen Hörfunk aus: "Für die Sender bedeutet DAB+ ausschließlich höhere Kosten, ohne einen Hörer mehr zu erreichen. Radio Bonn/Rhein-Sieg muss im Interesse seiner Hörer wirtschaftlich arbeiten, da wir uns ausschließlich aus Radiowerbung finanzieren und keine Rundfunkgebühren erhalten". Er kritisierte zudem den Multiplexzwang, der einen großen Nachteil gegenüber UKW mit sich bringe. "Möchte nur ein Sender diesen Dienst nutzen, müsste dieser die sehr hohen Kosten des kompletten Multiplexes tragen".
Das Sendegebiet auf DAB+ werde auch nicht größer (Anmerkung der Redaktion: Das stimmt nicht, denn die Medienanstalt will Muxe mit viel größeren Sendegebietszuschnitten ausschreiben. Radio Bonn-Rhein-Sieg wäre demnach auch in Köln, Düsseldorf oder Aachen zu hören).
Für Bertram liegt die Zukunft des Radios eher im Internet. Jüngste Studien bestätigen dem Radio über IP viel größere Zuwächse. Überall, wo es Internet gibt, sei auch Radioempfang möglich, etwa mit Handy, Tablet, PC, WLAN-Radios oder Smart-Speakern.
Hessen wechselt DAB+ Kanal
Unterdessen gab HitRadio FFH bekannt, dass es am 3. April zu einem Kanalwechsel beim Privatradio-Mux im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen kommt. Der Mux wechselt von Kanal 11C auf 12C. Hintergrund: Auf dem neuen Kanal sind mittelfristig höhere Sendeleistungen möglich, was vor allem die Empfangsqualität in Südhessen verbessern soll.
Der bisherige Kanal 11C soll künftig für einen landesweiten Privatradio-Multiplex im Saarland verwendet werden.