Schweiz

Schweiz: Nutzung von DAB+ rückläufig, UKW läuft länger

Keine guten Nachrichten für die Verfechter des Digitalfunks DAB+ in der Schweiz: Die Nutzung ist rückläufig, das Internet gewinnt hinzu, UKW bleibt stabil. Konsequenz: Der UKW-Hörfunk wird länger laufen als zunächst angedacht.
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In der Schweiz soll es nun doch länger UKW geben In der Schweiz soll es nun doch länger UKW geben
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Der UKW-Hörfunk in der Schweiz wird länger laufen als zunächst ange­dacht. Eine Spre­cherin des Bundes­amts für Kommu­ni­ka­tion (Bakom) sagte dem "Tages­an­zeiger", es habe sich gezeigt, "dass die Meinungs­bil­dung zur UKW-Abschalt­pla­nung in der Radio­branche noch nicht gefes­tigt ist und dass die UKW-Frequenzen mögli­cher­weise erst später als ange­nommen abge­schaltet werden." Der Prozess könnte bis ins Jahr 2024 dauern. Damit würde das im vergan­genen Jahr intern formu­lierte Ziel eines Ausstiegs im Jahr 2021 verfehlt und auf das ursprüng­liche kommu­ni­zierte Ziel verschoben. Damit bestä­tigt die Bakom-Spre­cherin auch frühere Infor­ma­tionen von teltarif.de.

DAB+ wächst nicht mehr

In der Schweiz soll es nun doch länger UKW geben In der Schweiz soll es nun doch länger UKW geben
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Problem sei, dass die Nutzung von DAB+ nicht mehr wie gewünscht wachse. Im letzten Herbst liefen zwar 64 Prozent aller Radio­mi­nuten über digi­tale Kanäle: dabei hörten aber nur 33 Prozent über DAB+ und inzwi­schen 31 über das immer stärker werdende Internet. Der Rest fällt noch immer auf das analoge UKW-Netz. Beson­ders drama­tisch: Die Nutzung von DAB+ ist sogar zurück­ge­gangen, wenn auch nur um einen Prozent­punkt. Um aber das UKW-Netz in Kürze abzu­schalten, müsste der Wert weiter ansteigen. Ansonsten laufe die Radio­branche Gefahr, dass sie ein Netz aufbaut, das weniger Hörer nutzen als ange­nommen, hieß es.

DAB+-Sender­sterben ab 2022 erwartet

Experten erwarten ein Sender­sterben auf DAB+, wenn der UKW-Ausstieg verschoben wird: Spätes­tens 2022 laufe die finan­zi­elle Unter­stüt­zung zum Aufbau eines DAB+-Netzes aus. Danach müssten die Radio­sender alle Kosten selbst über­nehmen. Um das Netz kosten­günstig zu betreiben, brauche es möglichst viele betei­ligte Radio­sender. Läuft nun aber die Verbrei­tung über das Internet DAB+ den Rang ab, sei klar, wohin die Radio­sender tendieren: ins güns­tige Internet, so der Tages­an­zeiger.

Es ist keine Entwick­lung, die nur für die Schweiz gilt. Auch in Deutsch­land, wo DAB+ seit Jahren nur im Schne­cken­tempo wächst, tritt man beim Thema Digi­ta­li­sie­rung des Hörfunks auf der Stelle, zumal es hier noch keine Bekun­dungen für einen UKW-Ausstieg gibt. Ganz im Gegen­teil: Der Groß­teil der Radio­branche liebt den aktu­ellen Stan­dard DAB+ aus diversen Gründen (Ensem­ble­zwang, kein Rück­kanal, keine Perso­na­li­sie­rung) nicht und hofft auf "etwas besseres". Mit 5G Broad­cast befindet sich eine neue Tech­no­logie in Erpro­bung. Hier könnte vor allem ein Problem gelöst werden: das der Endge­räte. Irgend­wann besitzt fast jeder ein 5G-taug­li­ches Smart­phone. Ob darüber tatsäch­lich Radio gehört wird und ob der Zugang zu Rund­funk Free-to-Air erfolgt, sind aber noch unge­klärte Fragen.

Zudem müsste man bei der Digi­ta­li­sie­rung schon wieder bei Null beginnen. Freuen können sich hier nur die UKW-Veran­stalter mit den besten Frequenzen: Sie könnten sich mal wieder ein paar Jahre länger auf ihren Lorbeeren ausruhen.

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