Privatradios

Interessenverband für UKW-Abschaltung und Wechsel zu DAB+

Beim Thema Umstieg zu DAB+ sind die privaten Hörfunkveranstalter gespalten. Während die großen Sender ein Ende von UKW kategorisch ablehnen, fordern kleinere Anbieter einen schnellen Wechsel. Sie würden von höheren Reichweiten profitieren.
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Ausgewählte Privatradios fordern die UKW-Abschaltung Ausgewählte Privatradios fordern die UKW-Abschaltung
Foto: VQ
Wie berichtet, plant eine mögliche künftige Neuauflage der großen Koalition aus Union und SPD offenbar den Ausstieg aus der analogen UKW-Hörfunkverbreitung. Während die großen Privatradioverbände das Vorhaben kategorisch ablehnen, hat die "Interessengemeinschaft Digitaler Rundfunk Deutschland" die jüngsten Meldungen zu den Koalitionsverhandlungen als durchweg positive Entwicklung gewertet. Die Interessengemeinschaft fordert seitens der privaten Rundfunksender einen raschen Umstieg von UKW auf DAB+ in Deutschland. "Das wäre im Zuge einer vorgesehenen bundesweiten Digitalisierungsoffensive der neuen Regierung nur konsequent", so der Sprecher der Interessengemeinschaft, Peter Maisel, der auch Geschäftsführer beim landesweiten bayerischen Radiosender Kultradio [Link entfernt] ist.

Kultradio besitzt - wie die anderen zehn Privatradios der Interessengemeinschaft mit Ausnahme von Schwarzwaldradio und Radio Horeb - keine UKW-Frequenzen, sondern sendet ausschließlich digital auf DAB+. Kein Wunder also, dass man sich für das digitale Radio einsetzt, denn nach einer UKW-Abschaltung würden die Digitalsender massiv an Reichweiten gewinnen.

DAB+ ist wesentlich effektiver als UKW und eröffnet fairen Wettbewerb

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Sowohl für die öffentlich-rechtlichen, als auch für die privaten Hörfunksender, seien durch Digitalradio DAB+ die Verbreitung ihrer Programme wesentlich günstiger, da im Vergleich zu UKW deutlich weniger Energie aufgewendet werden müsse. Außerdem können sich rund 15 Programme eine Frequenz teilen. Dadurch sei DAB+ im Vergleich zu UKW deutlich energieeffizienter. Schon alleine deswegen könne die Interessengemeinschaft Digitalradio Deutschland die Aufregung einzelner Programmveranstalter nicht verstehen, die offenbar nach wie vor Angst vor einer UKW-Abschaltung haben, hieß es weiter.

Bereits heute kämen Radiohörer über DAB+ in den Genuss einer deutlich größeren Programmvielfalt in störungsfreier digitaler Klangqualität. Ganz anders als über das analoge UKW. Außerdem eröffne DAB+ erstmals einen freien Wettbewerb zwischen etablierten und neuen Radioprogrammen. Dass die Hörer die neuen Programme annehmen, zeigten nicht nur die seit Jahren steigenden Hörerzahlen der via DAB+ empfangbaren Sender, sondern auch die rasant steigenden Verkaufszahlen von Radiogeräten mit integriertem DAB+.

"In zahlreichen Regionen Deutschlands verfügen bereits heute über 30 Prozent der Haushalte über ein Digitalradio. Auch die Automobilindustrie hat reagiert, mittlerweile sind 40 Prozent der Neuwagen mit DAB+ ausgestattet. Tendenz weiter steigend. Trotzdem hinkt Deutschland beim Thema Radio-Digitalisierung hinterher", so Peter Maisel.

Norwegen ist bereits im vergangenen Jahr erfolgreich von UKW auf DAB+ umgestiegen. Konkrete Planungen laufen derzeit auch in der Schweiz, in Großbritannien und in Südtirol.

Verbände: In jedes in der EU verkaufte Radio gehört ein Digitalradio-Chip

Die European Broadcast Union (EBU), die European Digital Radio Alliance (EDRA) und der Digitalradio Weltverband WorldDAB haben unterdessen am Montag, 5. Februar eine gemeinsame Erklärung zur Interoperabilität des Radios abgegeben. Die drei Parteien setzen sich dafür ein, dass alle künftig in der EU verkauften Radiomodelle über eine Schnittstelle zum digitalen Radioempfang, zum Beispiel für DAB+, verfügen sollen. Nur so könne Radio zukunftsfähig und die Nutzung in der gesamten EU möglich bleiben. Eine entsprechende Richtlinie soll in einem einheitlichen Codex für Rundfunk in der EU (European Electronic Communications Code) verankert werden.

Zwei Paragraphen des Kodex enthielten Bestimmungen, die die Förderung interoperabler digitaler Fernsehgeräte in Europa erfolgreich unterstützt haben. "Wir plädieren nachdrücklich für die Schaffung einer ähnlichen Erfolgsgeschichte für interoperablen Radioempfang in ganz Europa", heißt es von den Verbänden. Radio werde von Hörerinnen und Hörern überall in Europa genutzt. Im Schnitt erreiche der Hörfunk pro Woche 87 Prozent aller Europäer. "Dieses Potential muss im digitalen Zeitalter bewahrt werden".

Die Digitalisierung des Rundfunks sei der Schlüssel zur Verbesserung der Klangqualität und zur Erhöhung der Zahl von Programmen und Formaten - einschließlich einer Reihe von neuen Datendiensten-, um besser auf die Bedürfnisse der Zuhörer heute und in der Zukunft eingehen zu können. Die Digitalisierung biete auch die beste geographische Abdeckung des Radios, sowohl national als auch grenzübergreifend.

Die Förderung des digitalen Radios und die Schaffung eines planbaren Regulierungsrahmens auf EU-Ebene werde dem Medium helfen sich zu modernisieren und sein Wachstumspotential auszuschöpfen. "Dies wird die Schaffung neuer hörfunk- und plattformübergreifender Dienste erleichtern und den Binnenmarkt für Übertragungsinfrastrukturen durch Schaffung eines europaweiten Marktes für digitale Radioempfänger und -dienste fördern".

Terrestrischer Rundfunk, ob analog oder digital, biete eine sichere, zuverlässige, beliebte und kostenfrei empfangbare Plattform: "Radio bleibt bei Naturkatastrophen weiter verfügbar, es bietet verlässliche Notfall-Warnungen wo nötig und bietet zuverlässige Verkehrsinformationen für alle Europäer". Die zunehmende Verbreitung von digital-terrestrischen Radio in Europa werde diese Vorteile maximieren.

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