Digitalradio-Board

VPRT wieder beim Digitalradio-Board von Bund und Ländern dabei

Anfang 2017 hatte der Privatradioverband VPRT das Digitalradio-Board von Bund und Ländern verlassen. Hintergrund: Einseitiges Präferieren des Standards DAB+. Jetzt kehrt man wieder zurück und wünscht sich mehr Technikneutralität.
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Der VPRT kehrt beim Digitalradio an den Verhandlungstisch zurück Der VPRT kehrt beim Digitalradio an den Verhandlungstisch zurück
Foto: BR
Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT, künftig Vaunet) ist beim Digitalradio-Board von Bund und Ländern wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Das wurde auf der Sitzung des Arbeitskreises Hörfunktechnik zu den Themen Analog-Digital-Umstieg im Kabel, DAB+ und UKW-Sendernetzbetrieb, die bereits am 10. April stattgefunden hat, bekannt. 2017 hatte der VPRT das Board verlassen, da der beim Verband unbeliebte terrestrische Standard DAB+ zu stark bevorzugt wurde.

Die Gespräche zwischen VPRT und ARD zur Migration des Hörfunks in eine digitale Welt wurden demzufolge auch nur unter einer Bedingung wiederaufgenommen: DAB+ soll nicht als Weg zur Digitalisierung des Hörfunks präferiert werden. Der VPRT sieht die Zukunft des Hörfunks eher im Internet, auch wegen der Möglichkeit, per IP gezielte und personalisierte Angebote bei Inhalten und Werbung herzustellen.

Ausschreibung für DAB+ in Rheinland-Pfalz wird vorbereitet

Der VPRT kehrt beim Digitalradio an den Verhandlungstisch zurück Der VPRT kehrt beim Digitalradio an den Verhandlungstisch zurück
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In Rheinland-Pfalz könnte es unterdessen noch in diesem Jahr eine Ausschreibung für regionale, private DAB+-Multiplexe geben, die in Gesamtheit ein landesweites Netz ergeben. Wie Joachim Lehnert, Abteilungsleiter Technik bei der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) gegenüber teltarif.de mitteilt, laufe aktuell ein Prüfungsantrag bei der Bundesnetzagentur. Diese erarbeitet im Auftrag der Staatskanzlei ein Frequenznutzungskonzept. Geplant sind drei bis fünf Kanäle für regionale Muxe.

Gleichzeitig hat die Medienanstalt eine Wirtschaftlichkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Kosten für die privaten Hörfunkveranstalter zu beziffern. Die Ergebnisse sollen im Sommer feststehen. Anschließend will die Medienanstalt die Resultate mit den Privatsendern diskutieren und hofft, bis Jahresende eine medienrechtliche Ausschreibung für DAB+ starten zu können. Zunächst müsse ein Netzbetreiber ermittelt werden, anschließend werden die Programmkapazitäten ausgeschrieben. Im Idealfall sollen Mitte 2019 die ersten Multiplexe in Betrieb gehen.

Ein Beispiel wurde bereits vor kurzem bekannt: Ein Sendernetz soll Rheinhessen und die Nahe über die Standorte Mainz-Kastel, Bad Kreuznach-Schanzenkopf und Idar-Oberstein/Hillschied versorgen. Das wäre deckungsgleich mit dem Regionalprogramm aus Mainz des Privatsenders RPR.1 [Link entfernt] . Laut Lehnert wurde hierfür der Kanal 8A angemeldet, es könne aber letztlich auch ein anderer Kanal zum Einsatz kommen, falls dieser an Einsprüchen durch Frankreich scheitert.

Auch Simulcast von Lokalradios geplant

Geplant ist, dass die regionalen Muxe sowohl von Lokalradios, landesweiten Programmen mit und ohne Regionalisierung sowie überregionalen Veranstaltern genutzt werden. Die momentane Ausstrahlung der Privatradios RPR.1 und bigFM im Mux des SWR könnte dann der Vergangenheit angehören. RPR.1 kann dann auch jeweils seine richtige Regionalversion über DAB+ ausstrahlen.

Offen sei laut Lehnert noch, ob in die Ausschreibung auch der Small Scale-Multiplex im unteren Nahetal mit einbezogen wird. Hier testet aktuell die Gemeinde Bretzenheim den Eigenbetrieb mit dem Kirchenfunk Studio Nahe im Kanal 12A. Denkbar sei laut Lehnert auch, dass Studio Nahe in einen der Regionalmuxe integriert wird.

In Reaktion auf unseren Bericht meldete sich ein Sprecher des VPRT bei unserer Redaktion und stellte klar, es sei nicht zutreffend, dass der Verband beim Digitalradio-Board von Bund und Ländern wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt ist: Fragen zur Digitalisierung des Hörfunks nach wie vor ungelöst.

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