Radio

Alternativen zum UKW-Empfang

Beinahe hätte es am vergangenen Mittwoch den UKW-Blackout gegeben. Schade, dass es nicht dazu kam, denn so hätte endlich einmal eine kritische Masse der Deutschen gelernt, Radio auf den attraktiveren digitalen Wegen zu hören. Wir zeigen die Alternativen zu UKW auf.
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Es gibt viele Wege Radio auch ohne UKW zu hören Es gibt viele Wege Radio auch ohne UKW zu hören
Quelle: VQ
In letzter Minute konnte in der vergangenen Woche ein UKW-Blackout abgewendet werden. Es gibt jedoch nur eine Gnadenfrist. Sollten sich Sendernetzbetreiber und Besitzer der Sendeantennen nicht über die künftige Preisstruktur einigen, droht erneut die UKW-Abschaltung - diesmal am 30. Juni. So lange übernimmt der alte Netzbetreiber Media Broadcast temporär noch die Versorgung.

Vor einigen Tagen verglich ein Medienstaatssekretär den analogen UKW-Hörfunk mit der Versorgung der Bevölkerung durch Strom oder Wasser. Das ist aber Unsinn, denn im Falle einer UKW-Abschaltung hätten fast alle Bundesbürger alternative Möglichkeiten, Radio zu hören, die in puncto Vielfalt und Qualität sogar weit attraktiver als das alte, analoge Radio sind. Und das beste: Die meisten bräuchten sich noch nicht einmal Extra-Hardware anschaffen und hätten die zum Empfang benötigten Geräte bereits zu Hause.

Radioempfang über DAB+

Es gibt viele Wege Radio auch ohne UKW zu hören Es gibt viele Wege Radio auch ohne UKW zu hören
Quelle: VQ
Schon seit 2011 schickt sich das digital-terrestrische Radio DAB+ an, den alten, analogen UKW-Hörfunk zu beerben. DAB+-Programme sind indoor inzwischen von über 90 Prozent der Deutschen zu hören. In der Regel ist das Angebot größer als auf UKW: Je nach Sendegebiet sind bis zu 80 Programme digital-terrestrisch hörbar, darunter neben regionalen auch bundesweite Sender, die es auf UKW nicht gibt. DAB+ Radios gibt es schon ab 20 Euro im Handel und in allen möglichen Ausstattungsvariationen.

Viele Hörer haben sich bereits Radiogeräte mit DAB+-Empfang zugelegt, ohne es zu wissen. Denn laut Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten gibt es eine große Kluft zwischen Besitzern eines Digitalradios (inzwischen dürften es über 12 Millionen sein) und der realen Nutzung von DAB+. Das heißt: Viele haben nach Inbetriebnahme des Digitalradios auf UKW und die bekannte Frequenz geschaltet. Im Falle einer UKW-Abschaltung könnten sie über DAB+ problemlos weiter Radio hören. Allgemein gilt heute: Bei Neuanschaffung eines Radiogeräts unbedingt auf DAB+ achten. Damit ist das Radiogerät in jedem Fall zukunftssicher.

Radioempfang über PC und Notebook

Fällt UKW aus, können auch PC und Notebook als Radioempfänger einspringen. Voraussetzungen sind beim PC eine Soundkarte und Lautsprecherboxen, in Notebooks sind in der Regel Lautsprecher eingebaut. Der Radioempfang erfolgt über die Websites der Sender (zumeist über Reiter wie "Livestream", "Live hören" oder "Radio enschalten") oder über zentrale Websites wie radio.de oder Radioplayer.de, wo man über die Volltextsuche nach dem gewünschten Radioprogramm suchen und es anhören kann.

Radioempfang über Smartphones und Tablets

Auch jedes Smartphone oder Tablet kann zum Internetradio hören genutzt werden. Anbindung zur Welt aus über 150 000 Online-Radios und Podcasts liefern kostenfreie Applikationen wie TuneIn Radio, Radioplayer oder radio.de, die es zum Herunterladen in den jeweiligen App-Stores gibt. Viele Streams lassen sich auch direkt von den Websites oder über die Apps der Radiosender aufrufen.

Bei Smartphones sollte der Nutzer aber darauf achten, dass die Internetverbindung nicht über Mobilfunk, sondern den WLAN-Router hergestellt wird. Damit fallen beim Radiohören übers Netz keine Extra-Gebühren an. Und bei vorhandener mobiler Flatrate läuft der User dann keine Gefahr, dass die Geschwindigkeit nach wenigen Stunden Radiohören gedrosselt wird, wenn er die Verbindung über WLAN wählt.

Normalerweise verfügen Smartphones und Tablets nur über kleine eingebaute Lautsprecher, die nur einen schlechten, blechernen Klang wiedergeben. Man kann das Gerät jedoch auch über den Ohrhörer- oder Headset-Ausgang mit entsprechendem Adapter (Mini-Klinke auf Cinch) an die heimische HiFi-Anlage oder Aktivboxen anschließen. Das gewährleistet je nach Datenrate des übertragenen Radioprogramms bis zu HiFi-Qualität. Selbst Küchen- oder Badradios haben häufig einen AUX-Eingang, über den man ein Smartphone zur Tonwiedergabe anschließen kann. Wer Bluetooth- oder Multiroom-Lautsprecher besitzt, kann das Radioprogramm via Bluetooth oder WLAN auch vom Smartphone auf die Boxen streamen.

Radiohören über Smart Speaker

Rund eine Million Deutsche besitzen bereits Smart Speaker wie den Amazon Echo oder den Google Home. Per Sprachbefehl geben die Geräte auch Radiosender wieder. Hierfür ist einfach nur ein Sprachbefehl nötig, beispielsweise "Alexa, spiele Radio XY", und schon kommt das bekannte Radioprogramm aus der Box.

Radiohören per Satellit und Kabel

Wer digitales Satelliten- oder Kabelfernsehen nutzt, kann über diese Verbreitungswege auch Radio hören. Über 100 Radioprogramme werden in CD-naher Qualität über die Modi DVB-S (Satellit) oder DVB-C (Kabel) übertragen. Viele müssen allerdings den Fernseher einschalten, um die Radioprogramme zu hören. In der Regel sind sie über die Fernbedienung aufrufbar durch Klick auf die "Radio"-Taste. Wer einen digitalen Satelliten- oder Kabel-Receiver (Set-Top-Box) besitzt, kann den Ton per Cinch-Kabel auf die Stereo-Anlage übertragen und somit Radio in HiFi-Qualität genießen. Auch bei vielen Fernsehern lässt sich der Ton per Cinch auf HiFi-Anlage oder eine Soundbar übertragen.

Der LCD-Fernseher als visuelles Internetradio

Fast alle modernen LCD- oder LED-TVs sind mit einem Zugang zu einem SmartTV-Portal ausgestattet. Was sich bisher noch nicht so herumgesprochen hat ist, dass in vielen dieser Portale auch mindestens ein Internetradio-Portal wie TuneIn oder Radioplayer vertreten ist. Damit gibt es nicht nur Zugang zu mehr als 150 000 Internetradiostationen, sondern auch noch ein programmbegleitendes Visual Radio-Programm mit Anzeige des Musiktitels und Fotos oder Albumtitel der gerade gespielten Interpreten. Somit wird das Internetradio auch zu einem visuellen Erlebnis.

Die Anbindung des Flachbildfernsehers an den Router erfolgt in der Regel über WLAN, bei einigen Modellen auch zusätzlich oder ausschließlich über Ethernet-Kabel. Die Internetradio-Applikation ist entweder schon im Startmenü des HybridTV-Portals vertreten oder der Kunde muss sie sich im App-Store des SmartTV-Portalbetreibers herunterladen.

Selbst viele Nutzer des digital-terrestrischen Fernsehens DVB-T2 können Internetradio empfangen, wenn sie Fernseher oder Set-Top-Box über den Router mit dem Internet verbinden. Über das Portal freenet TV Connect gibt es hier kostenlos die Programme von Radioplayer Deutschland.

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