Radio Teddy nicht mehr über DAB+ in Hessen
Radio Teddy nicht mehr über DAB+ in Hessen
Foto: Michael Fuhr
Heiko H. aus Schwalmstadt ist stinksauer: "Ich habe meiner Tochter extra zu Weihnachten ein kleines DAB+-Radio gekauft, weil sie Radio Teddy so gerne hört", schreibt er auf Facebook. Seit Donnerstag ist auf dem Sendeplatz nur noch Stille zu hören: Das Kinder- und Familienradio ist nicht mehr über den hessischen Digitalradio-Multiplex (Kanal 11C) zu empfangen. Wie ein Sprecher des Betreibers Hessen Digitalradio (HDR) gegenüber teltarif.de mitteilte, wurde das Programm am Donnerstag um 18 Uhr außer Betrieb genommen, nachdem Radio Teddy die Verträge über den Sendeplatz nicht mehr verlängert hatte. Auch unter den Empfangsmöglichkeiten auf der Website wird DAB+ in Hessen bei Radio Teddy nicht mehr aufgeführt.
Radio Teddy bekommt UKW-Frequenz in Frankfurt
Radio Teddy nicht mehr über DAB+ in Hessen
Foto: Michael Fuhr
Dem Kinderradio wurde vor kurzem eine UKW-Frequenz in Frankfurt/Main (107,5 MHz) zugeteilt. Die technische Reichweite ist im Vergleich zur DAB+-Verbreitung zwar stark eingeschränkt und beschränkt sich weitgehend auf das Stadtgebiet der Mainmetropole, dafür erreicht man über UKW wohl in Realität (nicht potenziell) ein Vielfaches mehr an Hörern. Während die Ausstattung mit UKW-Geräten in Haushalten fast 100 Prozent beträgt, hat aktuell nur jeder achte in Hessen Zugriff auf mindestens ein Radio mit DAB+.
Knackpunkt: Städte wie Wiesbaden, Mainz, Darmstadt oder Bingen sowie fast alle ländlichen Gebiete in Mittel- und Südhessen werden ab sofort nicht mehr terrestrisch erreicht.
Diskussion um Neuausschreibung von UKW-Frequenzen
Der DAB+-Rückzug von Radio Teddy aus Hessen könnte die Diskussion um eine Neuausschreibung von UKW-Frequenzen wieder neu aufflammen lassen. Im "Aktionsplan zur Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter", der im vergangenen Jahr vom Digitalradio-Board des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) verabschiedet wurde, kritisierten Privatradios unter anderem die Maßnahme, nicht mehr genutzte UKW-Frequenzen größtenteils brachliegen zu lassen und keiner neuen Verwendung zuzuführen, um umgekehrt DAB+ zu fördern. "In dieser Form protektionistisch das Ende des meist genutzten UKW-Standards einzuleiten, der für die Privatradios noch lange und alternativlos Geschäftsgrundlage sein wird, ist nicht akzeptabel. Werden UKW-Frequenzen zurückgegeben, sollten sie dafür genutzt werden, neue Gebiete für die seit jeher schlechter gestellten Privatradios zu versorgen und nicht staatlich eingezogen werden", hieß es aus dem Privatradioverband Vaunet, der unter anderem deswegen das Digitalradio-Board verlassen hatte.
Der Fall Teddy zeigt jedoch, was passiert, wenn solche Frequenzen neu vergeben werden: Private Anbieter ziehen sich wieder aus dem Digitalradio DAB+ zurück, sobald sie eine UKW-Lizenz ergattern. Dabei spielt auch keine Rolle, ob die Verbreitung über DAB+ potenziell weit mehr Hörer erreicht. Aus diesem Grund verzichtet beispielsweise die Sächsische Landesmedienanstalt (SLM) bewusst auf eine Neuausschreibung, falls UKW-Kanäle zurückgegeben werden. Die LPR Hessen hatte dagegen Frequenzen, die ehemals von Deutschlandradio und Klassik Radio genutzt wurden, neu vergeben. Einer der Gewinner: Radio Teddy.
Nachfolger für DAB+-Platz
Der Sprecher von Hessen Digitalradio ist unterdessen optimistisch, den DAB+-Sendeplatz bald wieder neu belegen zu können. Denkbarer Kandidat wäre die FFH-Gruppe, die ihre Zusatzkanäle FFH Rock und planetBlackBeats bereits im Nordhessen-Mux verbreitet.
In Teilen des Rhein-Main-Gebiets und Südhessen kann Radio Teddy auch noch weiter über die DAB+-Ensembles Unterfranken (Kanal 10A) und Baden-Württemberg (Kanal 11B) gehört werden, ferner über Internet und App.