Radionomy stellt Betrieb ein: Aus für über 7500 Internetradios
Radionomy verkündet das Aus
Screenshot: Michael Fuhr
Die Internetradio-Plattform Radionomy stellt den Betrieb ein. Wie das Unternehmen mitteilt, sei der 31. Dezember 2019 der letzte Sendetag. An Neujahr werde die Plattform abgeschaltet.
Radionomy ermöglichte als kommerzielle Web-Plattform Benutzern sowohl das Hören als auch das Betreiben von Internetradios. Beide Varianten waren für die Benutzer kostenlos, die Refinanzierung erfolgte durch Werbeeinblendungen in den Radiostationen. Beim Betrieb eines Internetradios wurde jedoch das Erreichen einer Mindestzahl täglicher Hörstunden gefordert. Webcaster, die dieses Ziel nicht erreichten, wurden vom Betreiber wieder abgeschaltet. Zuletzt beherbergte das Unternehmen über 7500 Internetradio-Stationen.
Für Hörer bedeutet das Aus, dass sie unter Umständen ihre Lieblingsradiostation verlieren. Denn die Sender traten unter eigenem Namen auf, es ist für den Hörer nicht ersichtlich, ob die Station bei Radionomy gehostet ist.
Streit mit GEMA und anderen Rechteverwertern
Radionomy verkündet das Aus
Screenshot: Michael Fuhr
Nach seiner Gründung im Jahr 2008 war es Radionomy laut eigenen Angaben gelungen, ein globales Abkommen für Musikrechte auszuhandeln. Radionomy übernahm für die Webcaster alle anfallenden Urheberrechtsabgaben, welche an das belgische GEMA-Pendant SABAM entrichtet wurden. Dieses Modell beizubehalten und fortzuführen wurde allerdings mit der Zeit immer komplizierter.
2016 bestritt der Konzern Sony Music die Rechtmäßigkeit der Vereinbarungen und verklagte Radionomy auf Schadensersatz in Höhe von 150 000 US-Dollar pro Titel. Als Konsequenz versah Radionomy seine Services in vielen Ländern mit einem Geoblocking, im Frühjahr 2019 zog man sich sogar komplett aus den USA zurück.
Neben der technischen Plattform stellte Radionomy bis 2017 auch eine Musikbibliothek mit mehr als 80 000 Musikstücken bereit. Doch auch hierüber gab es Streit mit Rechteinhabern, sodass diese vom Netz genommen wurde.
In Deutschland bestritt die GEMA die Relevanz der Abgaben an die SABAM. Anders als Sony Music verklagte man Radionomy aber nicht, sondern verlangte von deutschen Nutzern eine eigene Lizenzierung. Da viele deutsche Betreiber der Plattform von der GEMA angeschrieben wurden und nicht zahlungsbereit waren, zogen diese sich nach und nach von der Plattform zurück.
Viele wechselten zum deutschen Pendant laut.fm, das mehr Rechtssicherheit bietet und ebenfalls den kostenfreien Betrieb ermöglicht. Nach dem Aus für Radionomy könnte laut.fm auch die neue Heimat für die verbliebenen deutschen Webcaster werden.
Offiziell: Fusion mit Shoutcast
Offiziell empfiehlt Radionomy seinen Internetradio-Betreibern die Streaming-Plattform Shoutcast als Alternative. Die Einstellung des Dienstes wird von Radionomy sogar als Fusion mit Shoutcast dargestellt, das wie Radionomy zum Unternehmen AudioValley gehört.
Die Migration einer Radionomy-Station zu Shoutcast erfolge mit "nur einem Klick", Shoutcast will laut eigenen Angaben auch mit dem Radiomanager von Radionomy weiter arbeiten. Wer bisher eine Station betreibt, braucht somit nicht noch einmal alle Titel neu hoch laden.
Der entscheidende Unterschied: Shoutcast ist im Vergleich zu Radionomy kostenpflichtig. Um Radionomy-Webcaster zum Wechsel zu animieren, bietet Shoutcast sein Radio For Business-Paket, das in der Regel 14,90 Dollar im Monat kostet, zwar ein Jahr lang kostenlos an. Allerdings übernimmt Shoutcast keine Urheberrechtsabgaben mehr. Auf Betreiber von Internetradios kommen also solch hohe Kosten zu, dass viele Internetradios wahrscheinlich aufgeben werden.