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Deutschland soll von 5G profitieren

Die Unternehmensberatung Roland Berger und das Internet Economy Forum fordern National Roaming und freien Zugang für virtuelle Anbieter.
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Die Unternehmensberatung Roland Berger und die Internet Economy Foundation haben eine Studie zu 5G veröffentlicht. Die Unternehmensberatung Roland Berger und die Internet Economy Foundation haben eine Studie zu 5G veröffentlicht.
Grafik: Internet Economy Foundation
Alle sprechen von 5G: Ab 2020 soll der neue 5G-Mobilfunkstandard in Deutschland die Basis für eine umfassende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft legen. Für die Unternehmensberatung Roland Berger und das Internet Economy Forum steht die mobile Datenkommunikation vor einem "Quantensprung": Ab 2020 soll der neue 5G-Mobilfunkstandard in Deutschland die Basis für eine umfassende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft legen.

Zukunftstechnologien wie das Internet der Dinge (Internet of Things, kurz IoT) oder das autonome Fahren würden dadurch anwendungsreif - das sei für Deutschland und seine industrielle Kompetenz ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Politik und Wirtschaft müssten nun konzertiert handeln, damit das Land zum internationalen Leitmarkt für 5G-Anwendungen werden könne. Das ist die Forderung der Unternehmensberatung Roland Berger und der Internet Economy Foundation (IE.F) in ihrer neuen Studie "Erfolgsfaktor 5G". Das Unternehmen "Roland Berger" wurde schon 1967 gegründet und sieht sich als einzige weltweit tätige Unternehmensberatung "mit deutscher Herkunft und europäischen Wurzeln". Das Unternehmen mit rund 2400 Mitarbeitern in 34 Ländern und 50 Büros gehört rund 220 unabhängigen Partnern.

Deutschland kann von 5G profitieren

Die Unternehmensberatung Roland Berger und die Internet Economy Foundation haben eine Studie zu 5G veröffentlicht. Die Unternehmensberatung Roland Berger und die Internet Economy Foundation haben eine Studie zu 5G veröffentlicht.
Grafik: Internet Economy Foundation
"Der Standort Deutschland kann ganz besonders von 5G profitieren", stellt Friedbert Pflüger, Vorsitzender der IE.F fest. "Denn die deutsche Industrie setzt schon heute auf viele Zukunftstechnologien, die erst mit dem neuen Mobilfunkstandard richtig durchstarten werden." So sind etwa innovative Lösungen und Anwendungsfelder wie autonom fahrende Fahrzeuge, das Internet der Dinge in Fertigungsprozessen oder auch E-Health (vernetzte Gesundheit) auf einen schnellen und jederzeit verfügbaren Datenaustausch angewiesen. Für all diese Anwendungen müssen Milliarden von Sensoren in Maschinen, Autos und Geräten miteinander kommunizieren können - mobil und in Echtzeit. Die Internet Economy Foundation wurde mit dem Ziel gegründet, in der dynamischen Welt des Internets eine "neugierige Denkfabrik, ein unabhängiger Ratgeber und kompetenter Dialogpartner" zu sein.

Schnell handeln

"Deshalb gilt es, schnell zu handeln - unsere Konkurrenten im internationalen Standortwettbewerb haben die Bedeutung von 5G ebenfalls längst erkannt", sagt Pflüger. "Die Ambition der neuen Bundesregierung, als First Mover einen 5G-Leitmarkt zu schaffen, muss nun mit optimalen Weichenstellungen vorangetrieben werden."

5G sei zentraler Hebel für Digitalisierung der Industrie

Die schnelle Datenkommunikation mittels 5G wird zum zentralen Hebel für die immer stärkere Automatisierung und effizientere Produktionsprozesse. "Wenn Deutschland seine industrielle Vorrangstellung halten will, muss das Land bei Entwicklung und Implementierung von Industrie 4.0 Vorreiter sein", erläutert Klaus Fuest, Chefanalyst von Roland Berger. "Allerdings funktionieren Anwendungen wie fahrerlose Transportsysteme, mobile Werkzeuge, Roboter oder auch die Mensch-Maschine-Kollaboration nur mit einer hochleistungsfähigen Funktechnologie. Deshalb ist die schnelle Verfügbarkeit der 5G-Technologie eine wesentliche Voraussetzung für die mit Industrie 4.0 verbundene Vernetzung."

Sieben Schritte für 5G-Technologie in Deutschland

Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass bisher jeder neue Mobilfunkstandard zu einem Innovationsschub geführt habe, allerdings nicht unbedingt in Deutschland. Das gilt es diesmal zu vermeiden, denn die Prognosen für die zusätzliche Wertschöpfung durch 5G liegen im Milliardenbereich - darauf kann die heimische Wirtschaft nicht verzichten. Ein schneller und flächendeckender 5G-Rollout ist in Deutschland deshalb unverzichtbar, so die Unternehmensberater. Um die Ausbaupläne zum Erfolg zu führen, haben Roland Berger und die IE.F in ihrer Studie sieben Handlungsempfehlungen ausgearbeitet. Dazu gehören neben der zügigen Vergabe der Frequenzen und dem Aufbau zusätzlicher Testfelder auch staatliche Investitionen in den Ausbau der nötigen Zugangsnetze, denn 5G funktioniert nur mit lokaler Glasfaseranbindung.

Gesunder Wettbewerb unter Telekommunikationsanbietern

Politische Weichenstellungen sind wichtig, stellen die Berater fest. Dazu gehöre vor allem eine rechtliche Grundlage für das National Roaming: Es sorgt dafür, dass alle Netze miteinander verknüpft und so Versorgungslücken vermieden werden. Außerdem muss sichergestellt werden, dass auch Unternehmen ohne eigene Frequenzen als virtuelle Netzbetreiber die Infrastruktur für ihre Lösungen und Angebote nutzen können. Denn nur wenn alle Anbieter von digitalen Innovationen den freien Zugang zum Markt haben, kann sich ein echter und fruchtbarer Wettbewerb der Ideen, Lösungen und Geschäftsmodelle entwickeln.

Eine Bewertung:

Zugespitzt formuliert könnte man folgern, dass der Staat über Nacht ein flächendeckendes Mobilfunknetz ausrollen und am besten noch betreiben soll, zu dem alle Markteilnehmer am besten umsonst oder supergünstig Zugang haben sollen. Die Komponenten für den 5G-Mobilfunk sollten in Deutschland entwickelt und gebaut und von dort exklusiv weltweit vertrieben werden.

Selbst wer in Wirtschaftsfragen nicht so tief im Detail steckt, wird schnell verstehen, dass das so einfach nicht funktionieren kann.

Die Kunden möchten für Netz, Dienste und Endgeräte möglichst wenig oder nichts bezahlen. Der Aufbau eines wirklich flächendeckenden Netzes wird aber kein billiges Vergnügen. Und der Aufbau muss von der Bevölkerung vor Ort akzeptiert werden. Das ist gerade in den bisher schlechter versorgten Regionen nicht immer der Fall, man denke nur an die "Angst" vor Sendemasten.

Passende Endgeräte in Deutschland zu möglichst günstigen Preisen herzustellen, ist mit dem hiesigen Lohnniveau schlicht nicht möglich. Das Lohnniveau zu senken, ist keine Alternative, weil das Leben generell "teuer" ist. Höhere Preise für Dienste und Geräte durchzusetzen wäre eine andere Variante, aber viele Käufer können oder wollen das nicht ausgeben. Wahrscheinlich müssen die Prioritäten neu gesetzt werden.

Virtuelle Anbieter auf die Netze zu lassen, wird den wahren Netzbetreibern, die am Ende noch wirklich etwas bauen, wenig gefallen. Die Deutsche Telekom beispielsweise hat schon mehrfach bekundet, dass sie auch von ihren Mitbewerbern erwartet, dass sie selbst bauen und sich nicht nur zu regulierten Preisen, die als "viel zu niedrig" angesehen werden, ins "gemachte Bett" legt. Bei der Einführung von National Roaming könnte aber genau das passieren: Alle verlassen sich "auf die Anderen", anstatt selbst zu investieren.

Echte Bedarfsanalyse

Was fehlt, ist eine öffentlich breitflächig diskutierte Bedarfsanalyse (wo gibt es Funklöcher oder langsame Netze) und ehrliche Zahlen, was dieser flächendeckender Ausbau kosten soll, wer die Kosten dafür übernehmen soll und wie schnell das gehen muss.

Solange das nicht ehrlich auf den Tisch gelegt wird, verharren die meisten Kunden und die Politik in einer "Netze sind doch eh da"-Starre. Und die kommende Entwicklung wird wieder weitestgehend verschlafen.

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