Russland alternativ

FIFA-WM 2018: Mobil telefonieren und surfen in Russland

Roaming in Russland ist mit deutscher Anbietern absurd teuer. Mit einer SIM-Karte aus Russland, der Schweiz oder Estland kann es günstiger sein
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Wer vor dem Kauf einer SIM-Karte vor Ort wegen Sprache, Schrift und Verständnisproblemen zurückschreckt, kann sich eine internationale Roaming-SIM-Karte zulegen.

Swisscom InOne Prepaid?

Die Schweizer WM-Equipe beim Abschlusstraining. Sie werden wohl mit Swisscom in Russland telefonieren. Die Schweizer WM-Equipe beim Abschlusstraining. Sie werden wohl mit Swisscom in Russland telefonieren.
Foto: Picture Alliance / dpa
Wir haben hier ab und zu die (Prepaid)Karten des Schweizer Mobilfunknetzbetreibers "Swisscom" als "Queen of Roaming" empfohlen. Sie funktioniert auch in Russland. Für Sprachtelefonate werden aber noch grausamere Tarife [Link entfernt] aufgerufen, als es sich die Deutschen Anbieter gegenüber ihren Kunden trauen.

So würden Anrufe mit einer Swisscom InOne Prepaid (früher NATEL EASY) nach EU- oder Westeuropa über 4 Euro (4,75 Franken) pro Minute kosten, der gleiche Preis wäre für Anrufe innerhalb Russlands zu bezahlen. Ankommende Anrufe wären mit 3 Franken (ca. 2,40 Euro) auch kein Schnäppchen. Wer die Umleitung zur Mailbox ("Combox") vergessen haben sollte, darf pro Minute ankommendes Gespräch gleich mal 6 Euro (7,75 Franken) einplanen. Da ist das Senden einer SMS mit 90 Rappen (75 Cent) noch erschwinglich, ankommend kostet es wenigstens nichts.

Für Vielnutzer bietet Swisscom eine "Travel Voice Option", die monatlich 15 Franken Grundpreis (ca. 13 Euro) kostet. Darin sind dann 30 Min. Ausland inklusive, danach kostet die weitere Minute 1 Franken (86 Cent) nach weltweit, auch ankommend ist es mit 1 Franken dann erträglich.

Swisscom Datenpreise

Bei den Datentarifen von Swisscom sieht es vielleicht etwas "besser" aus. Der Data Standard mit 10 MB kostet 6,50 Franken (etwa 6 Euro) für 30 Tage und ist kaum sinnvoll, auch der Data Travel mit 200 MB zu 9,90 Franken (8,40 Euro) für 30 Tage bringt nichts. Der Data Travel mit 1 GB kostet 29,90 Franken (ca. 25,80 Euro) für 30 Tage und der Data Travel 3 GB schlägt mit knapp 80 Franken (ca. 69 Euro) ins Kontor. Ein wesentlicher Vorteil dieser Lösung wäre, dass diese Datenverbindung über den Schweizer APN läuft und damit keinerlei russischen Restriktionen unterliegen dürfte.

Travelsim

Beim Stöbern im Netz stößt man auf Travelsim, ein Anbieter, der baltische SIM-Karten mit der Vorwahl +372 (Estland) anbietet. Auf der Seite des Anbieters muss man in der Tariftabelle nach dem Land "SIM-Karte für Russland" suchen. Das findet man so auf Anhieb bestimmt nicht.

Die "SIM-Karte für Russland" verbindet sich nach eigenen Angaben mit den Netzbetreibern MTS-RUS, Utel, Beeline oder Yeniseitelecom. Ankommende Gespräche in Russland kosten nichts, abgehend werden erträgliche 39 Cent berechnet, die SMS 19 Cent und das Megabyte Daten kostet ohne extra Option ebenfalls 19 Cent.

Wer ein bisschen mehr Daten braucht, kann 500 MB für 22 Euro, 1 GB für 28 Euro und 2 GB für 44 Euro erwerben, bei 1 GB wäre die Swisscom-Karte preislich günstiger.

Das Unternehmen AirBaltic bietet 5 GB-Daten für 26 Euro in Russland an.

Kein Steinzeit-Telefon mitnehmen

Zu beachten ist, dass weder TravelSIM noch AirBaltic LTE-Roaming in Russland anbieten, man ist also auf 3G-Netze angewiesen. Die Mitnahme eines älteren "Einfachtelefons" mit GSM-only (nur 2G) könnte sich als Reinfall erweisen: In Russland gibt es Anbieter, die funktechnisch nur 3G anbieten. Ein aktuelles Telefon, das möglichst alle gängigen Frequenzen und Technologien beherrscht, ist damit Pflicht.

Ein Fazit:

Die Mitnahme der deutschen Karte ergibt sich zwangsläufig und kann als Rettungsanker dienen, falls die internationale Roaming-SIM-Karte oder die russische Karte versagen oder kein Guthaben mehr verfügbar wäre. Der Kauf einer russischen Karte scheint beim Anbieter Beeline am einfachsten zu gehen, zumal die Webseite in englischer Sprache den Ablauf gut erklärt. Den Kauf sollte man schon in Deutschland vorbereiten und dann am Flughafen durchführen. Das Angebot mag ein Tick teurer sein, als der Kauf vor Ort, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Personal im Flughafenshop Englisch spricht, ist sehr hoch.

Die baltische Travelsim-Karte könnte auch bei weiteren Urlaubsreisen interessant sein, sofern man regelmäßig auf Weltreisen geht. Vielleicht 2022 in Qatar, aber bis dahin könnte es vielleicht noch mehr für Touristen bezahlbare SIM-Karten und Tarife geben.

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