Entwicklung

Smartphone-App: Vom Leihfahrrad bis zum ICE

Sächsisches Start-up-Unternehmen will alle Verkehrssysteme verbinden
Von dapd / Thorsten Neuhetzki

Wie geht's weiter, wenn es mit der Bahn nicht weitergeht? Future Mobility entwickelt eine App Wie geht's weiter, wenn es mit der Bahn nicht weitergeht? Future Mobility entwickelt eine App
Foto: dpa
Ohne Auto mobil zu sein, birgt in Sachsen häufig Risiken. Schnell kann eine Fahrt gerade in entlegene Regionen auf einem zugigen Bahnsteig enden - ohne Anschlussverbindung. Hier soll eine Applikation für Smartphones Abhilfe schaffen, die ein Chemnitzer Start-up-Unternehmen entwickelt hat. "Wenn Sie mit dem Bus oder der Bahn nicht mehr weiterkommen, zeigt die App den Weg zum nächsten Car-Sharing-Point oder bietet eine Mitfahrgelegenheit an", beschreibt der Geschäftsführer von Future Mobility, Frank Schönefeld, die Möglichkeiten des Programms. Die Firma sucht noch Freiwillige, die das kostenlose Tool testen wollen.

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Neu ist die Idee von der grenzenlosen Mobilität nicht: Seit längerem gibt es etwa das Programm "Öffi", mit dem sich eine Fahrt im öffentlichen Nahverkehr mit dem Handy organisieren lässt. Auch die Deutsche Bahn bietet einen mobilen Planer für ihre Strecken an. Allerdings schaffe es keines der Programme, alle tatsächlich verfügbaren Verkehrsmittel miteinander zu verbinden und auch entfernte Regionen zu erfassen, sagt Schönefeld.

"Die verfügbaren Apps führen immer wieder auf ein und dasselbe Verkehrsmittel zurück, ohne andere Ressourcen anzubieten. Damit kommt man in Regionen ohne gute Verkehrsanbindung nicht weit", betont der Geschäftsführer von Future Mobility. Gemeinsam mit zwölf Gleichgesinnten hat der Ingenieur das Programm entwickelt, das alle Verkehrsmittel zusammenführt. "Das kann alles umfassen, was mobil macht - vom ICE bis zum Leihfahrrad", sagt Schönefeld.

Rund 1 000 Freiwillige gesucht

Um das Projekt auf den Markt zu bringen, muss das Unternehmen derzeit noch Klinkenputzen bei Firmen, die Mobilitätsangebote offerieren. Einen Partner hat Future Mobility bereits in der Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG) gefunden. Deren Sprecher Stefan Tschöke lobt vor allem den Grundgedanken, der hinter dem Programm steckt. "Aus unserer Sicht gibt es zu viel unsinnigen Individualverkehr, und vorhandene Ressourcen werden nicht intelligent genug miteinander verknüpft. An diesem Punkt setzt die Firma an", sagt Tschöke.

Die CVAG will das Projekt unterstützen und stellt künftig Daten aus ihren Bussen und Bahnen zur Verfügung. "Das sind vor allem wichtige Echtzeitdaten, damit plötzliche Veränderungen wie Verspätungen verarbeitet werden können", sagt Tschöke.

Damit wäre die App von Future Mobility in der Lage, binnen kurzer Zeit auf aktuelle Verkehrslagen zu reagieren. Damit das Projekt aber überhaupt starten kann, braucht das Start-up-Unternehmen eine Vielzahl von Nutzern. Deshalb will Schönefeld im Oktober eine Testphase starten, in der rund 1 000 Anwender gewonnen werden sollen.

"Das können Studenten sein, Schichtarbeiter oder Rentner. Wir wollen das ganze Spektrum möglicher Nutzer haben", sagt der Geschäftsführer. Der mehrmonatige Test soll zunächst auf den Raum Chemnitz beschränkt werden. Später soll das Programm in zwei Versionen für junge und ältere Nutzer in ganz Sachsen einsetzbar sein.

Future Mobility ist mit seiner Idee allerdings nicht alleine. Bereits im Juli berichteten wir über moovel, einem Projekt von Daimler. Auch hier werden verschiedenste Verkehrssysteme miteinander verbunden. Hier ist die Entwicklung aktuell allerdings auf Stuttgart beschränkt.

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