Rückblick

Samsung Galaxy Note 7: Chronik eines Handy-Desasters

Mit dem Rückruf des Galaxy Note 7 erlebte Samsung ein beispielloses Debakel. Nach bisherigen Angaben müssen wegen Brandgefahr rund 2,5 Millionen Geräte weltweit ausgetauscht werden. Eine Chronik.
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Samsung Galaxy Note 7: Chroniken eines Handy-Desasters Samsung Galaxy Note 7:
Chroniken eines Handy-Desasters
Bild: Samsung
Nachdem es vom Galaxy Note 5 aus dem Vorjahr nie ein offizielles Modell speziell für Deutschland gegeben hat, sollte das am 2. August vorgestellte Galaxy Note 7 das nächste große Top-Modell von Samsung werden. Doch statt das Vor­weihnachts­geschäft anzukurbeln, entwickelte sich das Galaxy Note 7 zum Debakel für den Hersteller. Nach Einschätzung von Marktforschern wird das Problem der brand­gefährdeten Akkus das Geschäft von Samsung auf Monate massiv beein­trächtigen. "Wir rechnen mit einem spürbaren Rückschlag für das Geschäft im dritten Vierteljahr - und möglicher­weise auch noch im Weihnachts­quartal", so Analystin Roberta Cozza vom IT-Marktforscher Gartner. Doch was ist eigentlich genau passiert und wie entwickelte sich das Galaxy Note 7 vom Hoffnungs­träger zum Desaster?

Eine Chronologie:

Samsung Note 7

Samsung Galaxy Note 7: Chroniken eines Handy-Desasters Samsung Galaxy Note 7:
Chroniken eines Handy-Desasters
Bild: Samsung
2. August: Samsung stellt sein aktuelles Smartphone mit S Pen, Iris-Scanner, Edge-Display und einer Bildschirm-Diagonale von 5,7 Zoll offiziell vor. Das Vorzeige­modell soll mit einer UVP von 849 Euro im oberen Preissegment spielen, in dem Apple mit seinen iPhones stark ist. Der Finanzdienst Bloomberg berichtet später, Samsung habe sich beeilt, das Note 7 deutlich vor dem September-Marktstart des iPhone 7 auf den Markt zu bringen.

19. August: Das Galaxy Note 7 kommt in mehreren Ländern in den Handel. Nach und nach gibt es Berichte von Nutzern über brennende oder zumindest überhitzte Telefone. Ein Überblick über das Ausmaß des Problems fehlt zunächst.

2. September: An dem Tag, an dem das Note 7 unter anderem auch in Deutschland in den Handel kommen sollte, gibt Samsung eine weltweite Rückrufaktion bekannt. Zunächst ist von 35 bestätigten Zwischenfällen die Rede.

8. September: Die US-Flugaufsicht FAA und dann auch ihr europäisches Pendant EASA verbieten, Geräte des Modells in Flugzeugen zu nutzen oder aufzuladen. Sie dürfen auch ausgeschaltet nicht ins aufgegebene Gepäck.

16. September: In den USA gibt es auch einen offiziellen Rückruf über die Verbraucherschutz-Behörde CPSC. Dabei werden deutlich mehr Fälle bekannt. Allein in dem Land seien demnach 26 Verbrennungen und 55 Fälle von Sachbeschädigung gemeldet worden.

19. September: Samsung leitet den Austausch der Geräte in Deutschland ein. Zugleich wird der Verkauf von Beteiligungen an anderen Tech-Unternehmen im Wert von rund einer Billion Won (etwa 800 Millionen Euro) bekannt. Die Kosten des Rückrufs für Samsung werden auf mindestens eine Milliarde Dollar (rund 900 Millionen Euro) geschätzt.

22. September: Die koreanische Behörde für Technologie und Standards (KATS) fordert von Samsung vor der Wiederaufnahme des Verkaufs zusätzliche Sicherheitsprüfungen. Unter anderem soll jede Batterie für das Gerät einem Röntgentest unterzogen werden.

23. September: Samsung will die Rückgabe gefährdeter Geräte in Deutschland vereinfachen und bietet ab sofort den Austausch direkt an der Haustür an.

27. September: Samsung kündigt an, dass das Note 7 in Europa am 28. Oktober wieder regulär in den Handel kommen soll.

5. Oktober: Ein gerade ausgeschaltetes Note 7 gerät in einem Flugzeug, das vor dem Abflug noch am Gate steht, in Brand. Nach Darstellung des Besitzers ist es bereits ein Austauschgerät, Samsung kann dazu zunächst keine Angaben machen.

9. Oktober: Weitere Meldungen über brennende Galaxy Note 7 gehen durchs Netz. Auch bei diesen Modellen soll es sich um Austauschgeräte handeln.

11. Oktober: Samsung zieht die Reißleine und stoppt das Austauschprogramm sowie die Produktion des Galaxy Note 7 vollständig. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen auf seiner US-Website einen "Sicherheits-Rückruf" an und bestätigte, dass das Galaxy Note 7 nicht mehr auf den Markt kommen werde. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass einige Mobilfunkanbieter dieses nicht mehr weiter umgesetzt und Kunden stattdessen ein anderes Samsung-Handy bzw. eine Erstattung des Kaufpreises angeboten hatten.

12. Oktober: Die Rücknahme des Galaxy Note 7 läuft an. Samsung fordert die Besitzer dazu auf, das Gerät nicht mehr zu benutzen und es auszuschalten. Dies gilt sowohl für die ausgetauschten als auch für die noch nicht ausgetauschten Geräte. In den USA können Kunden ihr Samsung Galaxy Note 7 entweder gegen ein anderes Samsung-Smartphone eintauschen und erhalten dabei die Differenz zwischen den beiden Geräten oder es wird der komplette Kaufpreis ausgezahlt. Zudem erhalten die Besitzer in den USA beim Austausch ein Gutschein in Höhe von 25 US-Dollar geschenkt - dies sind umgerechnet etwa 22,50 Euro.

14. Oktober: Samsung gibt die Details für die Rücknahme in Deutschland bekannt. Kunden haben die Möglichkeit, ihr Smartphone im Austausch gegen ein Galaxy S7 oder S7 Edge zurückzugeben. Die Preisdifferenz wird erstattet. Alternativ ist die Rückgabe des Note 7 gegen Rückzahlung des Kaufpreises möglich. Eine Bonuszahlung wie in den USA gibt es hierzulande nicht.

15. Oktober: Ab sofort ist es Reisenden nicht länger gestattet, das Galaxy Note 7 mit ins Flugzeug zu nehmen.

26. Oktober: In einigen Ländern liefert Samsung Updates aus, das die Akkuladung des Galaxy Note 7 begrenzt und das Smartphone nahezu unbrauchbar macht. Weitere Updates dieser Art werden in den kommenden Wochen folgen.

November 2016: Die Ursachenforschung beginnt. Samsung arbeitet mit Spezialisten für Produktsicherheit in den USA und im eigenen Heimatland daran, die Ursache des Akku-Problems herauszufinden.

23. Januar 2017: Samsung verkündet in einer Pressekonferenz seine Untersuchungs­ergebnisse. Ursache der Brände beim Galaxy Note 7 war demnach der Akku. Festgestellt wurden zwei verschiedene Fehler: Die Akkus von SDI waren zu groß, während es bei den Akkus von ATL zu Pannen in der Fertigung gekommen ist. Die Fehler wurden in einer Grafik verdeutlicht.

Im Hands-On-Test zum Galaxy Note 7 erhalten Sie weitere Informationen zu Samsungs neuem Smartphone. Zudem haben wir das Galaxy Note 7, Note 5 und S7 Edge im Vergleich gegenüber gestellt.

Mehr zum Thema Samsung