Note 7

Pro & Contra: Galaxy Note 7 - Imageschaden für Samsung?

Samsung ruft weltweit alle Galaxy Note7 wegen Brandgefahr zurück. Was bedeutet das langfristig für den Konzern? Wie groß ist der Image-Schaden?
Von Thorsten Neuhetzki / Rita Deutschbein

Quo vadis, Samsung? Quo vadis, Samsung?
Copyright: Bild @ witthaya - Fotolia.com, Samsung; Montage: teltarif.de
Das Samsung Galaxy Note 7 war das erste Note seit zwei Jahren, dass auch offiziell in Deutschland angeboten wurde. Es sollte das Weihnachtsgeschäft des Herstellers ankurbeln und war der Startschuss für neue, auch hierzulande zugängliche Smartphone-Technologien wie den Iris-Scanner. Dementsprechend groß war das Interesse am neuen Stift-Phablet.

Samsung Note 7

Doch statt zum neuen Top-Modell avancierte das Galaxy Note 7 für Samsung zum Desaster. Ein Akku-Problem führte dazu, dass einige Modelle sich erhitzten und sogar in Brand geraten sind. Samsung hat sich daher dazu entschlossen, das Galaxy Note 7 vom Markt zu nehmen. Das Aus für das Stift-Smartphone kam schnell, die Folgen des Rückrufs werden für Samsung aber sicherlich noch lange spürbar sein. Hat der Hersteller einen längerfristigen Imageschaden zu befürchten? Oder ist die Galaxy-Reihe so beliebt, dass Nutzer sich schon bald wieder bedenkenlos für ein Samsung-Handy entscheiden werden? Im aktuellen Pro & Contra erläutern zwei teltarif.de-Redakteure ihre Sicht der Dinge.

Pro und Contra

Thorsten Neuhetzki
Pro
Thorsten Neuhetzki
Was für ein Imageschaden! In allen Nachrichten wird vor dem Verwenden des aktuellsten Samsung-Flaggschiffs gewarnt. Am Flughafen stehen am Check-In Aufsteller, die über das Verbot informieren, an Bord erfolgt noch eine Durchsage. So kommt jeder mit dem Samsung-Desaster in Berührung, egal ob er ein Samsung-Handy nutzt oder nicht. Und auch die "breite Masse", also jene Handynutzer, die nicht zu den Hardcore-Smartphone-Nutzern gehören und vielleicht noch mit einem alten Motorola-, Apple-oder gar Nokia-Handy unterwegs sind, bekommen mit, dass bei Samsung gerade etwas gewaltig schief gelaufen ist.

Dabei werden die meisten Nutzer für sich nicht abspeichern, dass es ausschließlich das Note 7 betrifft, mit dem Samsung Probleme hat. Für die breite Masse, die sich nicht täglich mit den neuesten Smartphones beschäftigt, bleibt so hängen "Samsung, Handy, Probleme, Rückruf." Und das ist das schlimmste, was einem Hersteller passieren kann. Denn aus meiner Sicht werden sich diese Kunden, kaufen sie sich ein neues Handy, dann daran erinnern und denken "Bei Samsung, da war doch was mit brennenden Handys". Die Folge könnte sein, dass der Kunde sich dann doch für einen anderen Hersteller entscheidet, weil er befürchtet, dass das Problem auch andere Handys betrifft.

Das Problem besteht aus meiner Sicht vor allem darin, dass für eine vergleichbare Anzahl an betroffenen und ausgelieferten Geräten ein vergleichsweise großer "Aufriss" auch in den Massenmedien gemacht wird. Das bleibt hängen. Man erinnere sich nur an VW und "da war doch was mit gefälschten Abgaswerten". Dieser Imageschaden ist in den nächsten Monaten so schnell nicht wieder wett zu machen, egal wie gut Samsung jetzt reagiert und welche Kompensationsangebote es gibt. Die interessieren zwar die betroffenen Nutzer, werden aber die breite Masse nicht erreichen, weil sie eben nicht in der Tagesschau oder im Urlaubsflieger durchgesagt werden. Da bleibt als letzte Information eine Negativ-Info stehen, die in einigen Monaten (möglicherweise auch nur unterbewusst) kaufentscheidend sein kann. Man kann Samsung hier nur wünschen, dass die Erinnerungen der möglichen künftigen Kunden bald verblassen und die "brandaktuellen" Witze in den sozialen Netzwerken auch bald verschwinden.

Rita Deutschbein
Contra
Rita Deutschbein
Unstrittig ist das Debakel um das Galaxy Note 7 für Samsung alles andere als Image-fördernd. Ein teuer ent­wickelt­es und pro­duziertes Gerät wird ein­ge­stampft, was für den Her­steller Kosten in Milliarden-Höhe bedeutet. Gehofft hatte Samsung aber auf einen Verkaufsschlager. Ich halte zum jetzigen Zeit­punkt dennoch wenig davon, von einem dauer­haften Image­schaden für Samsung zu sprechen. Der Hersteller hat seit Jahren unzählige Modelle im Angebot, Millionen Samsung-Smart­phones sind auf der Welt in Be­nutzung. Und bei all diesen Geräten hatten Nutzer bislang nichts zu be­anstanden. Viele werden gar über einen Zeit­raum von mehreren Jahren genutzt.

Quo vadis, Samsung? Quo vadis, Samsung?
Copyright: Bild @ witthaya - Fotolia.com, Samsung; Montage: teltarif.de
Klar, das Galaxy Note 7 war für Samsung ein "Griff ins Klo". Doch eine Pleite bedeutet noch lange nicht, dass man einem so alteingesessenen Smart­phone-Her­stel­ler wie Samsung jeg­liche Kompetenz ab­sprechen sollte. Das Unter­nehmen hat nach Bekannt­gabe des Problems recht zügig reagiert und versucht, den be­troffen­en Kunden den Umtausch so einfach wie möglich zu machen. Dies sollte im ganzen Schla­massel nicht unerwähnt bleiben. Und am Ende ist es der Konzern, der am meisten von dem Rückruf des Note 7 be­troffen ist. Denn das Aus des Note  hat für Samsung schwerwiegende finanzielle Folgen.

Ich denke auch, dass Samsung nun alles daran setzen wird, das nächste Smart­phone-Modell möglichst intensiv zu prüfen, um keiner­lei Chance für Fehler zuzulassen. Wenn das Galaxy S8 im kommenden Frühjahr vorgestellt wird, wird der Ansturm auf das Gerät sicherlich ebenso groß sein wie in den Vorjahren. Denn es gibt genügend Samsung-Fans, die weiterhin auf Geräte des Herstellers setzen werden, da dieser eines der Unternehmen ist, das gern neue Technologien einführt. Nicht umsonst zählt Samsung wohl zu den größten Konkurrenten von Apple.

Apropos Apple: Auch der Hersteller des iPhones musste in der Ver­gangen­heit immer wieder Kompo­nenten zurückrufen, sei es, weil bei Netzteilen oder Kabeln die Gefahr eines Strom­schlages bestanden hat oder, weil Platinen bei­spiels­weise des MacBooks Kon­struktions­schwächen aufgewiesen haben. Sicherlich waren von solchen Rückruf-Aktionen weniger Nutzer betroffen. Das Bei­spiel zeigt aber, dass auch andere Her­steller Probleme mit Geräten oder Bauteilen hatten, die vom Markt genommen werden mussten, ohne dass es ihnen dauerhaft geschadet hat.


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