Samsung: Erklärvideo zum Patentstreit enthält zu viele Apple-Geräte
Samsung hat vor dem zweiten Patentprozess gegen Apple in Kalifornien einen Rückschlag einstecken müssen. Richterin Lucy Koh ließ trotz der Einwände des Smartphone-Marktführers ein Erklärvideo zum Patentsystem zu, in dem Apples iPhone, iPad und Macbook-Computer auftauchen.
Das Video ist für die Geschworenen gedacht. Samsung argumentierte, Apple bekomme dadurch einen Vorteil. Besonders fünf Sequenzen (siehe Bild) beanstandet Samsung bei diesem Video. Vornehmlich sollte das 17-minütige Video dazu dienen, den Juroren neutral vor Augen zu führen, was ein Patent ist und wie dieses angemeldet wird. Da in den Erklärvideos auf Apple-Produkte zurückgegriffen wird, wird hierdurch der Eindruck erweckt, dass diese innovativ und patentierbar seien, so Samsung. In der vorherigen Version des Erklärvideos war ein derartiges Product-Placement nicht vorhanden.
Die Richterin schmetterte die Einwände ohne Begründung ab, wie aus
Gerichtsunterlagen von Sonntag (Ortszeit) hervorgeht.
Durch diese Sequenzen sollen laut Samsung die Juroren beeinflusst werden
Bild: Youtube; Screenshots & Bearbeitung: teltarif.de
Langjähriger Prozess mit Niederlagen auf beiden Seiten
In dem Prozess, der heute Abend europäischer Zeit beginnt, wirft Apple den Südkoreanern die Verletzung von fünf Patenten vor. Dabei geht es vor allem um Ideen zur Bedienung wie die Wisch-Geste zum Entsperren des Bildschirms oder Eingabe-Hilfen beim Tippen. Unter den zehn betroffenen Samsung-Geräten ist das Smartphone Galaxy S3. Samsung führt im Gegenzug zwei technische Patente ins Feld und nimmt neun Apple-Geräte ins Visier. Darunter sind das iPhone 5 und mehrere iPad-Modelle.
Im Einzelnen lauten die Vorwürfe wie folgt:
Die Vorwürfe seitens Apple
Apple wirft Samsung die Verletzung von fünf Patenten vor:
- bei dem US-Patent 5,946,647 geht es darum, Links zu Webseiten in Nachrichten automatisch zu erkennen und anklickbar anzuzeigen;
- das US-Patent 6,847,959 beschreibt ein Such-Verfahren, bei dem Daten sowohl auf dem Gerät als auch im Netz ausgewertet werden;
- das US-Patent 7,761,414 beschäftigt sich mit der Synchronisierung von Daten vor allem in Kalendern, Kontakten und E-Mail-Diensten;
- mit dem US-Patent 8,046,721 schützte Apple die Schiebe-Geste zum Entsperren eines Geräts;
- bei dem US-Patent 8,074,172 geht es um automatische Vorschläge bei der Texteingabe.
Apple wirft Samsung die Verletzung dieser Patente in verschiedenen Kombinationen bei zehn Geräten vor. Es sind die Smartphone-Modelle Admire, Galaxy Nexus, Galaxy Note, Galaxy Note 2, Galaxy S2, Galaxy S2 Epic 4G Touch, Galaxy S2 Skyrocket, Galaxy S3, Galaxy Stratosphere sowie das Tablet Galaxy Tab 2 10.1.
Die Vorwürfe seitens Samsung
Samsung wirft Apple die Verletzung von zwei Patenten vor:
- bei dem US-Patent 6,226,449 geht es um die Speicherung von Aufnahmen wie etwa Kamera-Bilder in Ordnern. Das Verfahren wurde ursprünglich von Hitachi patentiert;
- das US-Patent 5,579,239 beschreibt ein Verfahren zur Übermittlung von Videos. Es wurde von Samsung ebenfalls zugekauft.
Samsung wirft Apple die Verletzung mindestens eines dieser Patente in neun Geräten vor: iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPad 2, iPad 3, iPad 4, iPad mini, iPod touch (4. Generation), iPod touch (5. Generation). Das Verfahren ist Teil des seit fast drei Jahren laufenden Patentkonflikts der beiden Unternehmen. Das große Ziel im Hintergrund ist für Apple das Google-Betriebssystem Android, das den Smartphone-Markt dominiert. In dem ersten Prozess in Kalifornien im Jahr 2012 bekam Apple rund eine Milliarde Dollar Schadenersatz zugesprochen, ein Berufungsverfahren steht aber noch aus.