Beispielhaft

5G-Auktion beendet: Schweiz startet drei 5G-Netze

Wieder zeigen die Schweizer, wie man Mobilfunk richtig organisiert. Den Löwenanteil der Frequenzen ersteigerte der Marktführer Swisscom.
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Binnen 10 Tagen war die 5G-Frequenzen versteigert, ohne juristisches Tauziehen und große Diskussion. Der Aufbau des Netzes hat längst begonnen. Binnen 10 Tagen war die 5G-Frequenzen versteigert, ohne juristisches Tauziehen und große Diskussion. Der Aufbau des Netzes hat längst begonnen.
Logos: Anbieter, Grafik/Montage: teltarif.de
Während das Thema 5G-Lizenz in Deutsch­land zu einer endlosen Diskus­sion und juris­ti­schen Schar­müt­zeln zwischen Netz­be­trei­bern, Bundes­netz­agentur und der Politik geführt hat und im Moment niemand weiß, ob und wann die Auktion in Mainz statt­finden kann und ob deren Ergeb­nisse am Ende "gültig" sein werden, wurden im Nach­bar­land der Schweiz die Frequenzen für 5G verstei­gert - nahezu geräuschlos.

Fast unbe­merkt: Eine Woche Auktion

Binnen 10 Tagen war die 5G-Frequenzen versteigert, ohne juristisches Tauziehen und große Diskussion. Der Aufbau des Netzes hat längst begonnen. Binnen 10 Tagen war die 5G-Frequenzen versteigert, ohne juristisches Tauziehen und große Diskussion. Der Aufbau des Netzes hat längst begonnen.
Logos: Anbieter, Grafik/Montage: teltarif.de
Im Auftrag der Eidge­nös­si­schen Kommu­ni­ka­ti­ons­kom­mis­sion (ComCom) führte das Bundesamt für Kommu­ni­ka­tion (BAKOM, vergleichbar mit der deut­schen Bundes­netz­agentur) die Vergabe der Mobil­funk­fre­quenzen als Auktion durch. Die Verstei­ge­rung dauerte vom 29. Januar bis zum 7. Februar 2019. An der Auktion nahmen neben Swisscom nicht nur die Mobil­funk­be­treiber Salt und Sunrise, sondern auch die briti­sche Dense Air Ltd teil.

Erstei­gert werden konnten Frequenz­blöcke in den Bändern 700, 1400, 2600 und 3500 MHz. Der Bewerber Dense Air erhielt am Ende keine Frequenzen, der Schweizer Bund nahm insge­samt rund 380 Millionen Schweizer Franken (rund 323 Millionen Euro) ein. Die neu erteilten Frequenz­zu­tei­lungen ("Konzes­sionen") sind 15 Jahre gültig.

Swisscom erstei­gert 45 Prozent

Der Schweizer Markt­führer Swisscom ist mit 196 Millionen Schweizer Franken (etwa 167 Millionen Euro) mit dabei und will "so schnell als möglich live schalten". Bis Ende 2019 soll 5G bereits in 60 Städten und Gemeinden punk­tuell verfügbar sein und den Kunden schnel­lere Reak­ti­ons­zeiten, höhere Geschwin­dig­keiten und mehr Kapa­zität zur Verfü­gung stellen. Erste 5G-fähige Endge­räte werden in den nächsten Monaten auf dem Schweizer Markt erwartet und erlauben den Kunden erneut höhere Geschwin­dig­keiten, schnel­lere Reak­ti­ons­zeiten und größere Kapa­zi­täten.

Swisscom sieht diesen Preis als eine "lang­fris­tige Inves­ti­tion in die Zukunft des Mobil­funk­ge­schäfts". Die 196 Millionen Franken werden bilanz­tech­nisch als "außer­or­dent­lich" ange­sehen und sind nicht in den für 2019 vorge­sehen Inves­ti­tionen von rund 2,3 Milli­arden Franken (2 Milli­arden Euro) enthalten.

Swisscom hat einen Markt­an­teil von 60 Prozent und bei der Auktion 45 Prozent der erstei­gerten Frequenzen erworben, die mit 5G und 4G verwendet werden können. Konkret erwarb das Unter­nehmen 2 x 15 MHz im 700 MHz Band, 1x 50 MHz im 1400 MHz Band und 120 MHz im 3500 MHz Band.

Sunrise setzt auf "5G for the People"

Der zweite Anbieter im Schweizer Markt, Sunrise erstei­gerte "die stra­te­gisch wich­tigsten Frequenzen" für "5G for People" im 3,5-MHz-Band. Die bestehenden und neuen Frequenzen würden es Sunrise ermög­li­chen, die bishe­rige 4G-Flächen­ab­de­ckung von über 96 Prozent zu sichern und künftig ein "flächen­de­ckendes Welt­klasse-5G-Netz" bereit­zu­stellen, das insbe­son­dere auch subur­bane und länd­liche Gebiete mit „Glas­faser durch die Luft“ versorgen soll.

Aufgrund seiner Bieter­stra­tegie konnte sich Sunrise diese Bänder zu einem Preis etwa sechs Euro-Cent pro MHz/Pop. sichern. Mit den Frequenzen im mitt­leren Frequenz­be­reich möchte Sunrise in Kombi­na­tion mit bereits vorhan­denen Frequenzen auch länger­fristig die notwen­dige Flächen­ab­de­ckung sowie die benö­tigten Kapa­zi­täten anbieten.

"Wir konnten die stra­te­gisch wich­tigsten Bänder zu einem sehr guten Preis pro MHz erwerben, besser als die Mitbe­werber. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass die Anbieter in Ländern wie Italien oder UK für diese wich­tigsten Frequenzen viel tiefer in die Tasche greifen mussten. Deshalb sind wir mit den Resul­taten der Auktion sehr zufrieden", fasst Olaf Swantee, CEO von Sunrise, das Aukti­ons­er­gebnis zusammen.

Sunrise wird die 89,2 Millionen Franken (76 Millionen Euro) für die neu erwor­benen Frequenzen "voll­um­fäng­lich in 2019 bezahlen".

Salt zahlt 80 Millionen

Der dritte im Bunde der zur fran­zö­si­chen Iliad Gruppe gehö­rende Netz­be­treiber Salt hat etwa 80 Millionen Euro (94,5 Millionen Franken) ausge­geben. Dafür wurden 2 x 10 MHz auf 700 MHz (FDD), ferner 10 MHz auf 1400 MHz (SDL) und 80 MHz auf 3,5 GHz (TDD) erworben. Salt will in Zusam­men­ar­beit mit seinem Netz­werk­partner Nokia ab dem dritten Quartal 2019 erste 5G-Versor­gung anbieten.

Eine Einschät­zung:

Die Schweiz gehört zu den Pionieren im digi­talen Mobil­funk. Das erste GSM-Netz star­tete schon 1991. Wieder einmal macht uns die Schweiz vor, wie Mobil­funk aussehen kann und muss. An der 5G-Verstei­ge­rung konnten die drei etablierten und ein neuer Anbieter teil­nehmen (genau wie in Deutsch­land). Am Ende kam der Neuein­steiger dann doch nicht zum Zuge. Es gab in der Schweiz eine kurze poli­ti­sche Diskus­sion zum Thema Strah­len­schutz­grenz­werte, aber alle Betei­ligten waren sich völlig im Klaren, dass sie 5G zügig ausbauen wollen. Mit etwas über 300 Millionen Euro Lizenz­ge­bühren sind die Kosten für die Schweizer Netze "vernach­läs­sigbar", während in Deutsch­land Summen zwischen 2 und 12 Milli­arden Euro im Gespräch sind, die unter drei oder vier Gewin­nern aufzu­teilen wären. Das Geld fehlt dann erst mal für den effek­tiven Netz­ausbau.

Selbst der kleinste Mobil­funk­an­bieter bietet in der Schweiz ein Netz an, das oft besser ist, als gute Netze hier­zu­lande, wie Test­zeit­schriften berichten. Viel­leicht sollten die in Torschluss-Panik gera­tenen deut­schen Poli­tiker einmal in die Schweiz fahren und sich dort ausgiebig anschauen, wie man im Konsens eine vernünf­tige Mobil­funk­ver­sor­gung zu vernünf­tigen Bedin­gungen hinbe­kommt, ganz ohne lang­wie­rige, alles lähmende Gerichts­ver­fahren.

Oder sollten sich Schweizer Netz­be­treiber in Deutsch­land bewerben und uns zeigen, was möglich ist? Übri­gens: Am Schweizer Anbieter "Sunrise" ist die Deut­sche Freenet AG betei­ligt. Freenet nimmt aber aus lizenz­recht­li­chen Gründen nicht an der deut­schen Verstei­ge­rung teil.

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