Machtwechsel

Sunrise Schweiz: Geplatzter UPC-Deal mit Folgen?

Zum Jahres­wechsel gibt es in der Schweiz beim Anbieter Sunrise einen Macht­wechsel. Der CEO Olaf Swantee gibt auf, sein Finanz­chef Krause über­nimmt per sofort den Chef­sessel.
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Der bisherige Finanzvorstand André Krause übernimmt per sofort bei Sunrise den Chefsessel. Der bisherige Finanzvorstand André Krause übernimmt per sofort bei Sunrise den Chefsessel.
Foto: Sunrise AG
In der Schweiz beginnt das neue Jahr mit einer Perso­nalie beim Heraus­forderer Sunrise AG, dem Mobil­funk-Anbieter Nummer Zwei (nach Swisscom und vor Salt, früher Orange). Nach knapp vier Jahren im Amt tritt der CEO von Sunrise, Olaf Swantee zurück, sein Nach­folger wird André Krause, der bishe­rige Finanz­chef (CFO) des Unter­nehmens.

Krause über­nimmt

Der bisherige Finanzvorstand André Krause übernimmt per sofort bei Sunrise den Chefsessel. Der bisherige Finanzvorstand André Krause übernimmt per sofort bei Sunrise den Chefsessel.
Foto: Sunrise AG
Unter der Führung des umtrie­bigen Olaf Swantee als CEO und André Krause als CFO hatte die Sunrise auf dem Schweizer Markt stark an Dynamik zuge­legt und sich als "auf Qualität fokus­sierter Heraus­forderer" - so der offi­zielle Text von Sunrise - im Schweizer Markt posi­tioniert.

Swantee hatte das Unter­nehmen in den Berei­chen Netz­werk, Marken­führung, Dienst­leis­tungen, Firmen­kultur und Markt­erschlie­ßung ziem­lich umge­krem­pelt, heimste einige Auszeich­nungen wie den "Great Place to Work" ein und konnte für Sunrise Markt­anteile auf dem als gesät­tigt geltenden Schweizer Markt gewinnen. Für die Akti­enin­haber sei ein "Total Share­holder Return von 55" erzielt worden, womit das Unter­nehmen vergleich­bare Unter­nehmen über­troffen habe.

Kauf des Kabel­netzes von UPC geschei­tert

Die Idee, sich ein "eigenes Fest­netz" durch Zukauf des Kabel-TV-Anbie­ters UPC-Schweiz zuzu­legen, um dadurch von externen Leitungs-Zulie­ferern wie der Swisscom unab­hängiger zu werden, war durchaus nach­voll­ziehbar, fand aber nicht die Gnade aller Anteils­eigner, wie der mit knapp 25 Prozent betei­ligten deut­schen Freenet AG. Denen war der von der UPC-Mutter Liberty Global gefor­derte Preis schlicht viel zu hoch. Obwohl Liberty Global noch einen Rabatt in Aussicht stellte, wurde in letzte Minute der Kauf der UPC durch Sunrise abge­sagt. Vermut­lich dürfte das die lang­fris­tigen Planungen von Swantee ziem­lich verha­gelt haben.

Alter Hase: André Krause

Sein Nach­folger André Krause ist auch in Deutsch­land kein Unbe­kannter. Er kam 2011 zu Sunrise und war dort maßgeb­lich am Unter­nehmensumbau (Bran­chen­jargon "Trans­forma­tion") betei­ligt. Als CFO brachte er den erfolg­reichen Börsen­gang im Jahre 2015 und den späteren bran­chen­übli­chen Verkauf der Mobil­funk­masten voran, die dann anschlie­ßend wieder zurück­gemietet wurden. Nach aktu­eller Ansicht der Finanz­szene könne man durch den Verkauf und die Rück­mietung kurz­fristig Finanz­mittel für aktu­elle Projekte frei­setzen.

Vor seiner Zeit bei Sunrise war Krause von 2006 bis 2011 Finanz­chef bei Telefónica O2 Germany. Bevor er nach München ging, war Krause in bera­tender Funk­tion bei den Unter­nehmens­bera­tungen McKinsey und Arthur Andersen tätig gewesen. Krause hat einen Bachelor of Arts in Wirt­schafts­wissen­schaften der FH Biele­feld, weiß also um was es geht.

Sofor­tiger Rollen­tausch

Peter Kurer, Chef des Verwaltungsrates kandidiert im April nicht mehr. Peter Kurer, Chef des Sunrise-Verwaltungsrates kandidiert im April nicht mehr.
Foto: Sunrise AG
Der Perso­nalwechsel findet sofort statt, d.h. Krause über­nimmt den neuen Posten sofort, während Swantee noch bis zur Aktio­närs-Gene­ralver­samm­lung im April 2020 "bera­tend zur Seite stehen" wird. Zu diesem Termin werden auch Peter Kurer und Peter Schöpfer nicht mehr als Präsi­dent bzw. Vize­präsi­dent des Aufsichts­rates kandi­dieren. Auch sie galten als Befür­worter des UPC-Deals.

Stab­wechsel im Aufsichtsrat

Auch Peter Schoepfer, Vizepräsident des Verwaltungsrates kandidiert nicht mehr. Auch Peter Schoepfer, Vizepräsident des Verwaltungsrates kandidiert nicht mehr.
Foto: Sunrise AG
Peter Kurer ist seit April 2016 Präsi­dent des Verwal­tungs­rates und hat die voll­stän­dige Trans­forma­tion von Sunrise erfolg­reich über­wacht. Die Divi­dende des Unter­nehmens ist seit dem Börsen­gang um fast 50% (genau 46,7%) gestiegen. Kurer wird bis zur Gene­ralver­samm­lung 2020 weiterhin als Präsi­dent des Verwal­tungs­rates tätig sein und André Krause unter­stützen.

Peter Schöpfer ist seit 2015 Vize­präsi­dent des Verwal­tungs­rates und Präsi­dent des Nomi­nations- und Vergü­tungs­ausschusses und ist einer der dienst­ältesten "nicht-exeku­tiven" Verwal­tungs­räte von Sunrise. Schöpfer war unter anderem maßgeb­lich am Börsen­gangs des Unter­nehmens betei­ligt.

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