Themenspecial Senioren Puristisch

Selbsttest: Drei Monate mit einem Senioren-Handy für 40 Euro

Die Sehnsucht nach Komfort - was muss ein Einfach-Handy können?
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Das recht helle Display zeigt - außer der Netzverfügbarkeit, dem ungefährem Ladestand und dem aktiven Audio-Profil - das aktuelle Netz und die Uhrzeit an. Auch das Handy-Menü ist auf das Wesentliche reduziert: SMS, Telefonbuch, Einstellungen und Werkzeug - das war's.

PEARL simvalley Mobile Easy-5

Nach dem ersten Auspacken sieht der Nutzer sofort, dass auch die metallisch glänzenden Teile aus Kunststoff sind. Obwohl das Telefon dank seiner abgerundeten Kanten gut in der Hand liegt, fühlt es sich billig an. Und ein dreimonatiger Langzeit-Test bietet die Möglichkeit, die Stabilität und Verarbeitung etwas intensiver zu prüfen als bei einem regulären Handytest.

Nach drei Monaten weist das Senioren-Handy sichtbare Kratzer auf Nach drei Monaten weist das Senioren-Handy sichtbare Kratzer auf
Foto: teltarif.de
Aufgrund seiner kleinen Maße von 50 mal 107 mal 13 Millimeter passt das Easy-5 perfekt in die Hosentasche - sogar mehrere Transporte in der Hemdtasche hat das Senioren-Handy gefahrlos überlebt. Und hier kann das federleichte Telefon gegenüber anderen Handys Punkte sammeln, denn das Telefon fällt tatsächlich kaum "ins Gewicht".

Mit der Robustheit ist es allerdings nicht zum Besten bestellt: Schon nach wenigen Tagen in derselben Hosentasche wie der Schlüsselbund zeigte das Handy deutlich sichtbare Kratzer: Sowohl auf den silbrigen Tasten als auch auf dem Display waren schon nach kurzer Zeit Spuren sichtbar, die mit einem Microfasertuch nicht mehr zu entfernen waren.

Ab und zu passierte es auch, dass wir beim Griff in die Hosentasche zwei Teile vorfanden: Der hintere Deckel saß so locker auf dem Gehäuse, dass er bei einem längeren Hosentaschentransport manchmal absprang. Eine negative Auswirkung auf die Benutzung hatte das im Test allerdings nicht: Der Akku saß so fest an seinem Platz, dass er nicht herausfallen konnte, selbst wenn wir das geöffnete Handy kräftig schüttelten.

Bedienung: Die Einfachheit kostet Zeit

Der hintere Deckel sitzt recht locker auf dem Handy. Der hintere Deckel sitzt recht locker auf dem Handy.
Foto: teltarif.de
Seine volle Stärke kann das Easy-5 in seinem Kernkompetenzbereich entfalten - der Telefonie: Bei den großen Tasten ist ein "Verwählen" praktisch ausgeschlossen und auch die Schriftanzeige der Ziffern auf dem Display ist für Sehbehinderte außerordentlich gut lesbar. Die Sprachqualität war bei allen von uns geführten Telefonaten stets in Ordnung. Obwohl man hört, dass das Handy keine Techniken zur Klangverbesserung implementiert hat, waren die Gesprächspartner immer gut zu verstehen.

Als echter "Zeiträuber" erwies sich das Easy-5 aber beim Schreiben von Kurzmitteilungen: Obwohl das Handy über diverse Wörterbücher und eine Funktion für Wortvorschläge verfügt, konnte der SMS-Editor auf dem kleinen Display fast nie das Wort vorschlagen, das wir gerade schreiben wollten. Und auch das Verfassen längerer Sätze machte keinen Spaß, weil auf der nur dreizeiligen Anzeige immer nur die letzten vier bis fünf Wörter zu sehen waren. Als ganz besonders umständlich empfanden wir das Umschalten zwischen Groß- und Kleinschreibung: Wenn der Nutzer hier nicht zu viel Zeit verlieren möchte, geht es am schnellsten, einfach die ganze SMS nur mit Groß- oder nur in Kleinbuchstaben zu verfassen. Im Smartphone-Zeitalter mit kompletten QWERTZ-Tastaturen auf dem Telefon erwarten mittlerweile viele SMS-Empfänger heutzutage aber eine korrekte Schreibung.

Der SMS-Editor erwies sich im Test als Zeiträuber Der SMS-Editor erwies sich im Test als Zeiträuber
Foto: teltarif.de
Das Telefonbuch war recht einfach zu bedienen - pro Name kann nämlich lediglich eine Nummer zugewiesen werden. Auch bei der Konfiguration des Telefons hatten wir keine größeren Probleme: Bei den Einstellungen können die verschiedenen Umgebungsprofile leicht angepasst werden. Möchte man in einer heiklen Situation allerdings das Telefon schnell stummschalten, muss man sich durch das ganze Menü hangeln. Die einstimmigen Klingeltöne werden sicherlich keinen Grammy-Award gewinnen - sie erfüllen aber den Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen.

Unter dem Menüeintrag "Werkzeug" verbergen sich Kalender, Wecker und Taschenrechner, die ebenfalls alle recht einfach gehalten sind. Spätestens beim Kalender verabschiedet sich das Telefon übrigens von seiner Bestimmung als Senioren-Handy: Die siebenzeilige Kalenderansicht ist für sehbehinderte Personen nur schwer lesbar.

Gegenüber modernen Smartphones kann das Easy-5 immerhin mit einer deutlich längeren Akkulaufzeit punkten. Bei normaler Nutzung mussten wir das Handy höchstens zweimal pro Woche aufladen. Die Angaben von Pearl über 200 Stunden Standby- und 200 Minuten Sprechzeit sind durchaus realistisch - zur Lebenserwartung des 700-mAh-Akkus können wir nach drei Monaten allerdings noch keine Prognose abgeben.

Fazit: Darfs ein bisschen mehr sein?

Wer tatsächlich nur ein kleines, leichtes Mobiltelefon ohne Schnickschnack sucht, mit dem eher selten telefoniert wird, kann das simvalley Mobile Easy-5 in Betracht ziehen. Für eine regelmäßige Benutzung ist es allerdings zu spartanisch ausgestattet. Insbesondere der SMS-Editor hat sich im Test als echter Zeiträuber erwiesen. Dank der großen Tasten und der großen Schrift ist das Handy gut von Senioren nutzbar. Bei der Material-Verarbeitung solte man aber nicht zuviel erwarten. Inzwischen bietet Pearl mit dem simvalley Mobile Easy-5 PLUS für 10 Euro mehr ein optisch etwas ansprechendes Nachfolgemodell an, das über eine Garantruf-Funktion (SMS-Notruf mit Rückrufkontrolle) verfügt.

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