Masterkey included

Apple verlagert chinesische iCloud nach China

Alle iCloud Daten der chinesischen Apple-Kunden wurden von US-Servern nach China verlagert. US-Behörden haben keinen Zugriff mehr, dafür die chinesische Regierung.
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Das Hauptquartier von Apple für Europa ist in Irland Das Hauptquartier von Apple für Europa ist in Irland
Foto: Picture Alliance / dpa
Das englische Internetportal Telecomtv.com, das sich regelmäßig mit weltweit interessierenden Themen der Branche Mobilfunk beschäftigt, berichtet, dass Apple den Betrieb des iCloud-Angebotes für seine chinesischen Kunden an den chinesischen Staatskonzern China-Telecom übergeben habe.

Staat hat vollen Zugriff auf alles

Das Hauptquartier von Apple für Europa ist in Irland Das Hauptquartier von Apple für Europa ist in Irland
Foto: Picture Alliance / dpa
Damit habe der "allwissende und neugierige" chinesische Staat kompletten Zugriff auf alle Nachrichten, Bilder und was die Kunden noch so in der iCloud oder auf ihren Smartphones speichern. Apple gab am Ende dem starken politischen Druck nach, den die chinesischen Gesetze dabei aufbauen. Rein theoretisch könnte ein Kunde beim Ersteinrichten seines iPhones zwar entscheiden, in welchem Land seine iCloud-Daten gespeichert werden sollen, es sei aber unklar, ob das in China überhaupt beachtet werde und damit wirklich möglich sei. Mit der Verlagerung der chinesischen iCloud-Daten von den USA nach China haben US-Behörden auf diese Daten überhaupt keinen Zugriff mehr, was vom offiziellen China natürlich lautstark als großer "Erfolg" gefeiert wird.

Die Daten liegen in Guizhou

Letztes Jahr hatte Apple eine Partnerschaft mit der chinesischen Firma "Guizhou-Cloud Big Data Industry Development" abgeschlossen, um dabei zu helfen, das iCloud-System und dessen Dienste für die Republik China zu betreiben. In der Zwischenzeit, wohl schon im Februar 2018, habe Apple "leise" angekündigt, dass alle Daten der chinesischen iCloud- Nutzer in ein neues "state-of-the-art" Rechenzentrum in der Provinz Guizhou überspielt würden und dort bleiben sollen, mit vollem Zugriff für die staatlichen Stellen.

Polizei erkennt Verdächtige über eine Sonnenbrille

Etwa zeitgleich habe die chinesische Polizei angekündigt, dass sie neue "Sonnenbrillen" bekomme, die ein "Head-Up"-Display beinhalten, womit landesweit eine Gesichtserkennung vorbeikommender "verdächtiger" Personen möglich sei. Personen aus einer polizeilichen Datenbank, die von diesen Brillen erkannt werden, können "sicherheitshalber" gleich festgenommen werden, auch wenn sie (noch) gar nichts getan haben, aber (vielleicht) etwas Böses tun könnten oder nur darüber nachdenken. Man fühlt sich irgendwie an George Orwells Roman "1984" oder "Minority Report" erinnert.

Generalschlüssel mitgeliefert

Abgesehen davon habe Apple laut jener Erklärung auch die Generalschlüssel (encryption keys) für die chinesische iCloud übergeben müssen, weil die chinesischen Cyber-Gesetze das so fordern. Westliche, staatliche Sicherheits-Verantwortliche hätten diese Schlüssel sicherlich auch ganz gerne, würde es doch ihre Arbeit stark "vereinfachen", sofern die "bösen Buben" ein Smartphone aus Cupertino verwenden.

Die "Tianyi Cloud" von China-Telecom hat nun einen Vertrag mit Guizhou-Cloud Big Data Industry Development abgeschlossen, um den notwendigen Speicherplatz für iCloud-China bereitzustellen. Was bedeutet, dass die chinesische Regierung relativ einfach auf alle privaten Daten und Kommunikationsverläufe aller iCloud-Kunden im ganzen Land zugreifen kann. Theoretisch zumindest und vermutlich auch praktisch. Ob sie die gewonnenen Informationen in allen Fällen richtig interpretieren können, interessiert dabei wohl weniger.

Apple nicht glücklich

Bei Apple ist man intern wohl darüber auch nicht glücklich. "Wir haben versucht dagegen vorzugehen und wollten die iCloud aus diesen Gesetzen heraushalten, waren aber am Ende nicht erfolgreich", hieß es.

Der oberste Chef von Apple, Tim Cook, hatte immer wieder gesagt, dass Datenschutz (engl. "privacy") ein Grundrecht sei. Bloß in China sehen die Verantwortlichen das irgendwie anders. Und das riesige Land und seine Kunden komplett im Stich zu lassen, wollte Apple dann auch nicht. Bleibt die vage Hoffnung, dass auch die chinesische Führung irgendwann mal "umzudenken" beginnt. Wenn es dann die iCloud und die Produkte "designed in California" überhaupt noch gibt.

Nicht chinesische Apple-Kunden bleiben wohl sicher

Immerhin: Die Daten der "nicht-chinesischen" Kunden lagern weiterhin auf sicheren Servern außerhalb Chinas, beispielsweise in den USA oder Europa. Bei Anfragen von US-amerikanischen Behörden nach dem Zugang zu beschlagnahmten Mobil-Telefonen oder Tablets zeigte sich Apple bisher wenig "kooperativ" und pochte auf den Datenschutz. In einer nicht repräsentativen privaten Internetumfrage des renommierten Journalisten Volker Weber auf Twitter antworteten 76 Prozent der Befragten, dass sie die iCloud/Siri noch am "sichersten" empfanden, gegenüber Google/Android, Microsoft/Cortana und anderen Anbietern. Hoffen wir, dass das auch so bleibt.

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