Netzübergreifend

SiO Sim funkt im Telekom-, Vodafone- und o2-Netz (2. Update)

In länd­lichen Regionen sind viele Handy-Kunden mit drei SIM-Karten unter­wegs, um immer mindes­tens ein Netz zu haben. Die SiO Sim funkt in allen drei Netzen - doch wie funk­tioniert das Angebot?
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SiO Sim: SIM-Karte für alle drei Netze SiO Sim: SIM-Karte für alle drei Netze
Bild: B.my Com GmbH / SiO Sim
Die nicht abrei­ßenden Diskus­sionen um die schlechte Mobil­funk-Netz­versor­gung in Deutsch­land drehen sich stark um die Zukunft des Netz­ausbaus. Wer aber bereits jetzt viel in Deutsch­land und auch in länd­lichen Regionen unter­wegs ist, hat manchmal nur eine Chance: Er muss eine SIM für jedes Netz dabei haben, um erreichbar zu sein oder Internet zu haben.

Schon immer eine Lösung war es, auslän­dische SIM-Karten zu verwenden, die in allen drei deut­schen Netzen roamen. Dazu gehören auch inter­natio­nale Roaming-SIM-Karten, deren Betreiber meist im Ausland sitzen. Vor wenigen Monaten ist - beinahe unbe­merkt - nun eine deut­sche Roaming-Lösung gestartet.

Ein Leser sandte uns den Link zu SiO Sim und fragte uns, ob wir das Angebot kennen. Da die Webseite nicht beson­ders auskunfts­freudig ist, nahmen wir Kontakt mit dem Anbieter auf, um einige Fragen zu klären. SiO Sim: SIM-Karte für alle drei Netze SiO Sim: SIM-Karte für alle drei Netze
Bild: B.my Com GmbH / SiO Sim

Das sind die Tarife von SiO Sim

SiO Sim wird betrieben von der B.my Com GmbH mit Sitz in Hannover. Der Face­book-Eintrag des Unter­nehmens stammt von August 2019, irgend­wann im Spät­sommer oder Herbst begann dann der Vertrieb der SIM-Karten. SiO Sim wirbt mit dem Slogan "Mobil­funk neu gedacht: 3 Netze, eine SIM-Karte". Überall auf der Webseite sind Tipp- und Gram­matik­fehler zu finden, die das Angebot auf den ersten Blick nicht beson­ders seriös erscheinen lassen.

Auch die Infor­mationen zu den Tarifen sind recht spär­lich. Erst wenn man auf den Shop geht und dort auf "Tarif" klickt, erfährt man etwas mehr. Obwohl Weih­nachten längst vorbei ist, werden dort noch Weih­nachts-Rabatte geboten. Der Daten­tarif mit 1 GB kostet 19,99 Euro pro Monat, 2 GB gibts für 29,99 Euro, 5 GB für 39,99 Euro und 10 GB für 49,99 Euro. Der Anschluss­preis beträgt einmalig 39,99 Euro.

Merk­würdig ist im Shop auch der Punkt "Rech­nung online zahlen". Aus Vouchern zu 99 Cent sowie 5, 10, 20 und 50 Euro muss sich der Kunde den eigenen Rech­nungs­betrag zusam­menstü­ckeln und diesen dann bezahlen. Als Zahlungs­wege werden Vorkasse, Bank­einzug, PayPal und die Kredit­karten Visa, Master­card und American Express akzep­tiert. Auch für den einma­ligen Anschluss­preis von 39,99 Euro gibt es einen Shop-Voucher. Offenbar ist es aber nicht so schlimm, wenn man nicht die ganze Rech­nung bezahlt, SiO Sim schreibt im Shop: "Zu viel zahlen geht nicht! Im Falle es sollte ein kleiner Betrag übrig bleiben vom Guthaben [sic!], verrechnen wir diesen mit dem nächsten Rech­nungs­betrag."

Über die App von SiO Sim soll eine "Tele­fonieflat für nur 4,99 Euro" buchbar sein. Der Link führt aber momentan ledig­lich zur sipgate SatelliteApp. Mögli­cher­weise ist das nur ein Platz­halter, die Webseite von SiO Sim gleicht an den meisten Stellen einer Baustelle. Im Shop bietet SiO Sim auch Smart­phones, Tablets, Laptops und Zubehör an.

Betreiber äußert sich zum Angebot

Wir haben mit einem Spre­cher der B.my Com GmbH Kontakt aufge­nommen und tatsäch­lich inner­halb eines Tages eine Antwort erhalten. Bei den SiO-Sim-Karten handele es sich um "Telefónica-Global-Spania-Karten", auf diese werde "zum aktu­ellen Stand" für die Privat­kunden zurück­gegriffen. Der APN m2mde.telefonica.com von Telefónica müsse aktuell noch einge­tragen werden, weil SiO Sim noch Telefónica SIM-Karten verwende. Dieses werde aber noch 2020 umge­stellt - auf welche Lösung sagte der Spre­cher nicht. Roaming muss auf jeden Fall im Smart­phone akti­viert sein.

Der Netz­wechsel auf das Netz von Voda­fone und Telekom findet laut dem Spre­cher auto­matisch statt und wird vom Endkunden nicht bemerkt. Die SiO Sim kann in 154 Ländern der Welt verwendet werden, das Verwen­dungs­land kann von SiO Sim "frei konfi­guriert werden für den Kunden".

Die maxi­male Daten­über­tragung beträgt laut dem Spre­cher per LTE 150 MBit/s. Zum Upstream machte der Spre­cher keine Angabe. Nach dem Verbrauch des Daten­volu­mens gehe "die SIM-Karte in die Daten­auto­matik" - davon ist auf der Webseite nichts zu lesen, und auch zur tarif­lichen und preis­lichen Ausge­stal­tung der Daten­auto­matik sagte der Spre­cher nichts.

Die Tele­fonie-App soll noch auf der Webseite hinter­legt werden, dies­bezüg­lich hätte es noch "Klärungs­bedarf" gegeben. Die nächsten Tage werden also zeigen, ob SiO Sim eine eigene Tele­fonie-App heraus­bringt oder weiterhin ledig­lich auf die sipgate SatelliteApp verweist.

Zur Klärung der weiteren offenen Fragen möchte uns der Spre­cher eine SIM-Karte zum Testen zusenden. Das Angebot werden wir gerne annehmen und dann weiter über das Angebot von SiO Sim berichten, das aktuell noch etwas den Charakter einer Baustelle aufweist.

Update 16. Januar: SiO Sim beant­wortet weitere Fragen

Offenbar haben die teltarif.de-Bericht­erstat­tung sowie die kriti­schen Fragen unserer Redak­tion bei SiO Sim einiges bewegt. Der Spre­cher beant­wortete uns gegen­über inzwi­schen weitere offene Fragen.

Man habe die Gram­matik- und Recht­schreib­fehler auf der Webseite korri­gieren lassen - nach einem kurzen Check entdeckten wir aller­dings, dass dieser Prozess wohl noch nicht ganz abge­schlossen ist. Die SIM-Karten-Ange­bote mit Weih­nachts­rabatt sind nun aus dem Shop verschwunden, dafür gibt es auf der Home­page (aber nicht in der Menü­navi­gation) neu den Punkt "Mobil­funk". Die Preise für die Daten-Tarife mit 1 GB und 2 GB entspre­chen dem Weih­nachts­angebot. Die Tarife mit 5 GB und 10 GB sind nun jeweils 10 Euro teurer und beinhalten eine "Tele­fonie Flat"

Damit sind wir beim nächsten Thema: SiO Sim sei ein Post­paid-Angebot, man arbeite gerade noch daran, dieses in Zukunft auch als Prepaid anbieten zu können. Die SIM-Karten besitzen eine spani­sche Rufnummer, diese ist aber nicht zum Tele­fonieren frei­geschaltet für den Kunden. Über die SIM-Karte kann man SMS empfangen und versenden, tele­fonieren per SIM ist gänz­lich deak­tiviert. Aus diesem Grund will SiO Sim dem Kunden gleich eine Lösung bieten, und darum empfehle man die App von sipgate Satel­lite. Eine eigene Tele­fonie-App sei nach aktu­ellem Stand nicht geplant. Die Verlin­kung zur Apple-Version der SatelliteApp wurde nun auf der Home­page auch gesetzt.

Das Problem dabei ist: Auf der Home­page von SiO Sim wird sipgate Satel­lite als Partner genannt und in den Tarifen ist nun auch entweder das 100-Minuten-Kontin­gent oder die kosten­pflich­tige Tele­fonie-Flat von Satel­lite enthalten. sipgate Satel­lite weiß von dieser Koope­ration aller­dings gar nichts, und es ist auch merk­würdig, dass SiO Sim auf der Home­page sipgate Satel­lite als "unsere App" bezeichnet, wobei offenbar gar keine geschäft­liche Verbin­dung besteht.

Der Upload bei den Tarifen beträgt übri­gens maximal 20 MBit/s. Die Daten­auto­matik gestalte sich so, dass der Kunde immer 1 GB für 9,99  bekommt, dieses könne aber auch vom Kunden beendet werden. Woher die zukünf­tigen SIM-Karten kommen werden möchten SiO Sim aktuell nicht beant­worten, es sollen aber für den Kunden "keine Einschrän­kung oder Ände­rungen spürbar sein." Ende des Updates.

2. Update 16. Januar: sipgate bestä­tigt: Keine Koope­ration

Zu der Behaup­tung einer Koope­ration zwischen SiO Sim und sipgate hat uns nun auch ein Spre­cher von sipgate ein offi­zielles State­ment zukommen lassen:

Die B.mycom GmbH ist Ende letzten Jahres mit einer Koope­rati­onsan­frage an uns [heran]getreten. Bisher hatten wir noch nicht entschieden, ob wir darauf eingehen wollen. Daher sind wir jetzt sehr verwun­dert, dass sipgate als Part­nerun­ternehmen genannt wird. Die Kommu­nika­tion von Sio-SIM ist an dieser Stelle irre­führend, denn es besteht keine geschäft­liche Verbin­dung zwischen unseren Unter­nehmen. Das Sio-SIM auf ihrer Produkt­seite mehr­fach von "unserer App" spricht und dann auf sipgate satel­lite verlinkt, finden wir in hohem Maße bedenk­lich und werden entspre­chende Schritte einleiten.
Ende des 2. Updates.

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