Netflix-Start

Sky-Chef Sullivan freut sich auf Start von Netflix

Bezahlfernsehen scheint doch eine Zukunft in Deutschland zu haben. Nach vielen Jahren mit horrenden Verlusten hilft vor allem die Digitalisierung dem Pay-TV auf dem umkämpften deutschen Medienmarkt. Der lockt nach wie vor: Sky und Co. bekommen Konkurrenz aus dem Netz.
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Sky veröffentlicht seine Quartalszahlen und sieht dem Deutschlandstart von Netflix gelassen entgegen. Sky veröffentlicht seine Quartalszahlen und sieht dem Deutschlandstart von Netflix gelassen entgegen.
Bild: dpa
In wenigen Wochen startet der US-Video-Streaming-Anbieter Netflix in Deutschland. Für Sky Deutschland ist das Videoportal eine starke Konkurrenz aus dem Internet. Doch Sky-Chef Brian Sullivan gibt sich gelassen und befürchtet nicht, dass er sich um den Kundenbestand der Sky-Produkte Sorgen machen muss. Den Markteintritt des US-Anbieters sieht Sullivan eher als Zeichen, dass das Pay-TV-Modell auch in Deutschland (wieder) funktioniert.

Nicht nur die bei den Abonnementen-Zahlen sind die Werte positiv und kontinuierlich am Wachsen. Auch die Anzahl der Anbieter steigt. Dies zeigt, dass der deutsche Medienmarkt zwar umkämpft ist, auf Grund seiner Größe ist dies allerdings nicht derart stark spürbar wie bei anderen Märkten.

Sullivan freut sich auf Netflix

Sky veröffentlicht seine Quartalszahlen und sieht dem Deutschlandstart von Netflix gelassen entgegen. Sky veröffentlicht seine Quartalszahlen und sieht dem Deutschlandstart von Netflix gelassen entgegen.
Bild: dpa
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt Sullivan, dass er sich auf den Marktstart des US-Video-Streaming-Anbieters in Deutschland freue. "Wir werden ihnen sagen: Willkommen in Deutschland, dies ist ein komplett anderer Markt als alle anderen, auf denen ihr schon aktiv seid." Netflix werde sich den gleichen Heraus­forderungen stellen müssen. Aber: der Start des Portals belege, wie attraktiv der deutsche Markt sei.

Dabei war für Bezahl­angebote hier­zu­lande lange nichts zu holen. Zwar müssen die Zuschauer auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen, das Angebot ist aber üppig - und der Zahlung kann man nicht entgehen. Dazu kommen zahlreiche private Fernseh­sender, die frei empfangen werden können. Die Neigung, noch zusätzlich Geld fürs Fernsehen aus­zugeben war bei vielen Ver­brauchern gering. Auch Sky, früher unter dem Namen Premiere, ein Symbol für das Elend der Branche, schreibt unter dem Strich noch immer rote Zahlen, auch wenn die Geschäfte seit Jahren stetig besser laufen. Dies zeigen die neusten Quartalszahlen des Anbieters. So konnte der Pay-TV-Anbieter innerhalb eines Geschäftsjahres 154 000 Neuzugängen, jedoch lediglich 72 000 Kündigungen verbuchen. Der Kundenschwund viel demnach auf den niedrigsten Wert seit der Firmengründung. Weiterhin bei den Kunden begehrt ist das HD-Angebot von Serien und Filmen bei Sky. Beinahe 2,24 Millionen Kunden haben das kostenpflichtige HD-Paket zusätzlich zu ihrem Sky-Abo gebucht. Sky geht davon aus, dass der Umsatz sowie die Kundenzahlen auch in den kommenden Jahren weiterhin wachsen werden.

Werbe­finanzierte Privat­sender setzen auch auf Pay-TV-Angebote

Sky Deutschland verdankt einen guten Teil der jüngsten Erfolge neuen Technologien. Filme auf Abruf, hochauflösende Bilder, 3D-Fernsehen, Apps für mobile Geräte - die Bandbreite des Angebots ist enorm gewachsen. Neben Bundes­liga­rechten, schnittiger Werbung und einer umfassenden Qualitätsoffensive können Sky Deutschland und andere Anbieter inzwischen mehr liefern. "Pay-TV ist im Massenmarkt angekommen", schreiben die Landes­medien­anstalten in ihrem Jahresbericht. Und der Markt ist lukrativ, denn in Deutschland leben viele Menschen, denen es zudem wirt­schaftlich überwiegend gut geht.

Das lockt. So setzen auch die werbe­finanzierten Privatsender zunehmend auf Pay-Modelle, etwa bei kostenpflichtigen Spartenkanälen. 2013 gab es in Deutschland bereits 75 Pay-TV-Sender. Doch auch das Internet wird als Plattform für Pay-TV-Angebot beliebter. Filme oder Serien lassen sich über entsprechende Portale über einen Breit­band­anschluss unkompliziert auf den heimischen Fernseher bringen. Derzeit sind vier große Anbieter auf dem Markt: Amazon Instant Video, Maxdome (ProSiebenSat.1), Watchever (Vivendi) sowie Apple mit seinem iTunes-Service. Im September kommt Netflix dazu.

In ihrer US-Heimat ist die Internet-Videothek Netflix längst ein Medienhaus, dass auch mit Eigenproduktionen wie der Erfolgsserie "House of Cards" den Fernsehmarkt mächtig aufmischt. Ausgerechnet mit der auch bei deutschen Fans beliebten finsteren Politiksatire kann Netflix in Deutschland erstmal nicht punkten: Die Rechte für die Ausstrahlung hierzulande hat Sky Deutschland.

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