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Interview mit SmartRepair: Das sind die Fallen bei der Geräte-Reparatur

Wir haben den Filialleiter eines SmartRepair-Standorts in einem Interview zur Reparierbarkeit von Smartphones und Tablets befragt. Außerdem gibt der Schrauber Verbrauchern Tipps mit auf den Weg.
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Beim Kauf eines Smartphones oder Tablets ist die Reparierbarkeit ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wir haben ein Interview mit einem Filialleiter des Handy-Repara­tur­dienstes SmartRepair geführt und nützliche Informationen für Verbraucher erhalten.

Beispielsweise konnten wir erfahren, welche Mobilgeräte sich am einfachsten reparieren lassen und welche Schutzmaßnahmen die Lebensdauer eines Handys oder Tablet-Computers verlängern. Auch zum Trend der randlosen Smartphones haben wir den Schrauber befragt. Des Weiteren beleuchtet der Reparateur die aktuelle Entwicklung der Reparierbarkeit von Mobilgeräten.

Die Firma SmartRepair kurz vorgestellt

Ausschnitt aus einem YouTube-Film von SmartRepair Ausschnitt aus einem YouTube-Film von SmartRepair
Bild: SmartRepair
Bei SmartRepair handelt es sich um eine Kette von Werkstätten für Mobilgeräte im Bundesland Bayern. Das Filialnetz umfasst über 20 Standorte, davon 13 allein in München. Ein Team von mehr als 60 Mitarbeitern kümmert sich im Tagesgeschäft um die defekten Smartphones und Tablets. Dabei beschränken sich die Reparaturen nicht nur auf den Austausch von Komponenten, es werden auch SMD-Lötarbeiten auf den Motherboards und Bauteilen durchgeführt.

Wir wollten mehr Details zum Aufbau und der Reparierbarkeit von Smartphones und Tablets erfahren. Dennis Maier, Leiter der Handy-Werkstatt in Ingolstadt, beantwortete Fragen zur Handy-Reparatur und zum richtigen Umgang mit den Mobilgeräten.

teltarif.de: Welche Handys werden am häufigsten zur Reparatur gebracht?

Dennis Maier: Vermehrt kommen natürlich Geräte der Platzhirsche im Mobilfunksektor zu uns, das sind oftmals Smartphones von Apple und Samsung. Aufgefallen ist uns außerdem, dass Geräte des Herstellers Huawei sehr selten zu Defekten neigen, hier sind beispielsweise meist mehrere Stürze nötig, damit das Display zersplittert.

Und welche Tablets werden am häufigsten zur Reparatur gebracht?

Bei Tablets kommt am häufigsten ein gebrochenes Displayglas der Apple-iPad-Modelle vor, bei Samsung-Geräten verabschiedet sich meist zuerst der Micro-USB-Port. Dies liegt daran, dass der Micro-USB-Dockport für Smartphones ausgelegt ist. Ein Tablet wiegt weitaus mehr, beim Benutzen während des Ladevorgangs ist der Anschluss oft ungewohnten Belastungen ausgesetzt. Daher ist dieses Bauteil bei Android-Tablets generell sehr anfällig.

Welche Handys sind am leichtesten zu reparieren?

Am einfachsten lassen sich Samsung-Modelle abwärts des Galaxy S4 instandsetzen. Generell sind alle Handys unkompliziert zu reparieren, welche über bloße Schraubverbindungen verfügen. Solange man ein wenig Fingerspitzengefühl mitbringt und sich die einzelnen Bauteile in der benötigten Reihenfolge zurechtlegt, sind modulare Reparaturen mit ein wenig Übung ein Kinderspiel. Schwierig wird es, sobald Kleber bei der Produktion Verwendung findet, oder es an die Lötarbeit geht. Reparaturen auf Mainboards durchzuführen, bleibt daher den SMD-Löttechnikern vorbehalten – hier können ohne richtiges Werkzeug und entsprechender Erfahrung große Schäden an der Hardware verursacht werden.

Gibt es auch besonders einfach zu reparierende Tablets?

Der Großteil der Samsung-Tablets lässt sich relativ simpel reparieren, auch hier ist der modulare Austausch größtenteils ohne großen Aufwand möglich. Apple-Geräte stellen im Gegensatz dazu eine größere Herausforderung dar – iPads müssen zuerst mit einer Hitzeplatte bearbeitet werden, bis diese überhaupt unbeschädigt geöffnet werden können. Das Glas ist beim Apple iPad immer auf das Unibody-Gehäuse aufgeklebt.

Tipps für Verbraucher: So vermeidet man Schäden

Wie können sich Verbraucher am besten vor vermeidbaren Hardware-Defekten schützen?

Von der wasserdichten Tasche für den Strand über verschiedenste Schutzfolien hinweg gibt es mittlerweile auch aufsprühbare spezielle Flüssigkeiten. Wir haben nach über 30 000 reparierten Geräten in den letzten fünf Jahren die Erfahrung gemacht, dass all diese Zubehörteile nichts bringen, wenn das Handy auf die falsche Ecke fällt. Am besten schützt erfahrungsgemäß das sogenannte Tempered Glass, mittlerweile auch hierzulande bekannt unter dem Namen Panzerglas, in Kombination mit einer einfachen Silikonhülle. Der benötige Schutz ist allerdings auch stark abhängig vom Mobilgerät. Ein Modell mit seitlich gebogenem Display sollte besser geschützt werden als ein gängiges Smartphone, da es einfach mehr Angriffsfläche bietet. Dennis Maier von SmartRepair Dennis Maier von SmartRepair
Bild: Dennis Maier

Wirkt sich die Häufigkeit des Aufladens negativ auf den Akku aus?

Hierzu gibt es eine Vielzahl von Gerüchten, unsere klare Antwort lautet: "Nein!" Lithium-Ionen Akkus sind mittlerweile so gebaut, dass es keinen Unterschied macht, ob das Gerät bei 30 Prozent Ladestand an den Strom gehängt wird, oder ob es möglichst oft auf 0 Prozent entladen und wieder auf 100 Prozent aufgeladen wird. Vielmehr sollte auf zertifiziertes Zubehör geachtet werden. Vor allem bei Apple lässt sich feststellen, dass viele Schäden auf dem Logicboard - und somit dem Herzstück des Geräts - auftreten, weil billige Ladekabel ohne Überladungsschutz benutzt werden. Zugelassene Kabel erkennen, wenn der Akku seine vollständige Ladung erreicht hat und stoppen dann selbstständig den Ladevorgang.

Was passiert, wenn man ein billiges Ladegerät verwendet?

Bei sehr vielen Duplikaten der Kabel ist der erwähnte Schutzmechanismus nicht vorhanden und das Gerät lädt weiter, obwohl der maximale Akkustand längst erreicht ist. Dies führt zur Überhitzung und auf Dauer meist auch zu Schäden an den Power-Management-IC-Chips auf dem Logicboard. Die Reparatur dieser Chips ist aufgrund schwerer Ersatzteilverfügbarkeit nicht einfach, außerdem sind komplizierte SMD-Löttechniken nötig.

Haben Sie weitere Tipps zum Aufladen der Akkus?

Das Laden im Auto sollte vermieden werden und bei Powerbanks sollte auf Qualität geachtet werden. Außerdem ist es ratsam, immer den originalen Netzstecker zu verwenden. Der Netzadapter vom iPad lädt beispielsweise mit mehr Ampere, für welche die iPhones nicht ausgelegt sind. Auf Dauer entstehen auch hier Schäden auf dem Logicboard.

Kommen wir zum Displayglas. Schützen spezielle Verglasungen wie Gorilla Glass das Display tatsächlich merklich besser?

Technologien in der Glas-Produktion wie Gorilla Glass haben durchaus einen Vorteil, in den letzten Jahren ist die Kratzfestigkeit der Glas-Displayeinheiten merklich gestiegen. Somit ist es bei vielen Smartphones kaum noch ein Problem, wenn der Schlüssel gelegentlich mit dem Handy in der gleichen Hosentasche aufbewahrt wird. Einen Schutz bei Stürzen würde allerdings wohl nur eine Displayeinheit aus Saphirglas bieten. Die Produktionskosten dieser Verglasungen sind jedoch sehr hoch. Das Innenleben des Samsung Galaxy S8 Plus Das Innenleben des Samsung Galaxy S8 Plus
Bild: SmartRepair

Randlose Smartphones sind im Trend - bringen solche Handys Nachteile bei der Reparatur mit sich und sind sie anfälliger für Schäden?

Unter anderem Samsung zeigte in der jüngsten Vergangenheit, dass größere Displayeinheiten mit Features wie "Edge" oder der neuen "Infinity-Technologie" auch teurer im Einkauf sind. Ein Beispiel ist hier das Samsung Galaxy S7 Edge: Die Displayeinheit kostet auf dem freien Ersatzteilmarkt je nach Farbe im Moment knapp 350 Euro. Das Gerät hat seit dem Erscheinen des Samsung Galaxy S8 und S8 Plus allerdings nur noch einen Marktwert von deutlich unter 500 Euro. Da liegt es nahe, dass jeder zweite Kunde im Laden lieber direkt ein neues Smartphone kauft.

Lassen sich besonders dünne Smartphones wie das Moto Z schwerer reparieren?

Es ist durchaus schwerer, dünne und kompakte Smartphones zu reparieren. Im Bereich "Reparatur von mobilen Endgeräten" befinden sich ohnehin schon eine Vielzahl von Mikrobauteilen auf kleinem Platz. Je dünner ein Gerät im Gesamtbau ist, desto weniger Spielraum bleibt für "menschliche Fehler". Ist der Akku nach der Reparatur beispielsweise auch nur einen Millimeter dicker als vorher, kann dies dazu führen, dass der komplette Rest des Geräts nicht mehr ordnungsgemäß schließt und Spaltmaße nach einer Reparatur zu sehen sind. Die Akkus verformen sich beim Entfernen, weil exzessiv Klebstoff verwendet wird.

Entwickelt sich die Reparierbarkeit von Mobilgeräten aktuell in eine eher positive oder eher negative Richtung?

Hier entwickelt sich momentan alles eher in die negative Richtung. Wie bereits erwähnt, werden die Geräte stets mehr verklebt und bei einem Großteil aller Smartphones wird der Akku fest verbaut. Dies erfordert die Anschaffung von diversen Spezialwerkzeugen, um etwa Handys mit Glasplatten unbeschädigt zu öffnen. Neben der Anschaffung von diversen Repair-Tools wird immer mehr Geduld und Geschicklichkeit von den Technikern abverlangt. Einige Hersteller bauen auch "Fallen" in die Geräte ein. Öffnet ein unerfahrener Techniker das Gerät, gehen oft andere Bauteile kaputt, die nichts mit dem ursprünglichen Defekt zu tun haben.

Das klingt ziemlich frustrierend aus der Sicht eines Reparateurs. Was sollten die Hersteller ändern, damit Defekte leichter behoben werden können?

Das ist nicht leicht zu beantworten. Durch die mittlerweile oft verklebten Geräte ist es natürlich möglich, die Smartphones weitestgehend vor Wasser und Staub zu schützen, aber ein entsprechender Schutzstandard ist mit bloßen Verschraubungen schwer realisierbar. Eine Hilfe wäre die offizielle Unterstützung von den Herstellern selbst. Als erfahrener Techniker besteht die größte Schwierigkeit nicht in der eigentlichen Reparatur, sondern eher darin, qualitative Ersatzteilquellen zu finden. Viele große Anbieter vertreiben Ihre Geräteteile nicht und der Markt ist überflutet von billigen Kopien.

Wir danken dem SmartRepair-Filialleiter Dennis Maier für das aufschlussreiche Interview!

Bereits vor einigen Wochen hatten wir eine Übersicht leicht zu reparierender Smartphones zusammengestellt.

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