Handy-Updates

Softwareupdate auf dem Handy: Vor- und Nachteile

OS-Updates bringen neue Funktionen auf Smartphones
Von Christian Immler

Froyo, Gingerbread, Honeycomb - die Süßspeisennamen der verschiedenen Android-Versionen machen das ehemalige Freakthema "Firmware-Update für Handys", oft auch als "Flashen" bezeichnet, zum alltäglichen Gesprächsstoff.

Braucht man immer das neueste Update auf dem Handy? Was mache ich, wenn für mein Smartphone keine Betriebssystem-Aktualisierung vorgesehen ist? Was können Nachteile sein? Das sind die Fragen, die sich Nutzer aktueller Smartphones immer wieder stellen und die auch zur Kaufentscheidung bei neuen Geräten beitragen können. Android 2.3.3 brachte die Bildschirmlupe bei HTC Android 2.3.3 brachte die Bildschirmlupe bei HTC
Screenshot: teltarif.de

Brachte bei früheren Handys ein Firmware-Update vielleicht ein paar kleine Fehlerbeseitigungen, liefern diese Aktualisierungen heute durchaus neue Funktionen und sind schon eher mit einem Betriebssystemupdate auf dem PC zu vergleichen als mit einem kleinen Servicepatch wie früher. Besonders bei Android sorgt schon Google - die maßgeblich an der Entwicklung dieser Handyplattform beteiligt sind - dafür, den Anwendern zu erklären, nur die neueste Version des Betriebssystems sei sinnvoll verwendbar. Allerdings wurde natürlich auch jede Vorgängerversion zu ihrer Zeit als die beste Version, die es jemals gab, angepriesen.

Fragmentierung der Android-Plattform

Entwickler von Android-Apps beklagen sich über die sechs verschiedenen Smartphone-Versionen der Plattform, die zur Zeit auf Handys unterschiedlicher Hersteller laufen. Hier spricht man von einer sogenannten Fragmentierung des Marktes, die aber in der Praxis bei weitem nicht so schlimm ist, wie manche Medien berichten. Laut Googles eigenen Nutzer-Statistiken verwenden derzeit etwa 64 Prozent aller Android-Handys mit Zugriff auf den Android-Market die vorletzte Version Android 2.2 Froyo. Insgesamt läuft immerhin auf etwa 95 Prozent aller Android-Handys, die aktuell auf den Android Market zugreifen, eine 2.x-Version. Diese sind untereinander weitestgehend kompatibel.

Wer noch Android 1.5 (Cupcake) oder 1.6 (Donut) auf seinem Handy hat, hat ohnehin kaum eine Chance auf ein Update. Bei älteren Geräten wie T-Mobile G1 oder HTC Magic reichen die Leistungsdaten der Hardware einfach nicht zum sinnvollen Betrieb einer neueren Android-Version. Für das HTC Hero gab es immerhin noch ein Update auf Android 2.1.

Info über Android-Version unter Einstellungen / Telefoninfo Info über Android-Version unter Einstellungen / Telefoninfo
Screenshot: teltarif.de
Android-Apps setzen häufig eine bestimmte Betriebssystem-Version voraus, ein wichtiger Grund für ein Update. Allerdings benötigen die meisten Apps, die Android 2.1 oder höher voraussetzen, auch die hohe Bildschirmauflösung aktueller Smartphones und die lässt sich auf einem älteren Android 1.6-Gerät nicht einfach per Softwareupdate erhöhen. Android-Handys kann man demnach grob in zwei Klassen einteilen: Handys der ersten Generation, die mit Android 1.5 oder 1.6 ausgeliefert wurden, lassen sich zwar teilweise auf Android 2.1 updaten - allerdings kommt man wegen Hardware-Einschränkungen kaum in den Genuß der neuen Funktionen.

Bei Handys der zweiten Android-Generation, die mit einer Android 2.x-Version auf den Markt kamen, hängt es nur vom jeweilgen Gerätehersteller ab, ob Updates auf Android 2.2 Froyo oder 2.3 Gingerbread geliefert werden. Auch hier gilt natürlich, dass wichtige Neuerungen, wie Apps2SD - die Möglichkeit Apps auf Speicherkarten zu installieren in Froyo oder Unterstützung der NFC-Funktechnik in Gingerbread bestimmten Hardware-Voraussetzungen unterliegen, die nicht jedes Handy erfüllt.

Gerätespezifische Updates

Motorola Milestone Updates bringen nicht immer nur Freude, wie Nutzer des Motorola Milestone erfahren mussten.
Foto: Motorola
Soweit die Hardware es zulässt, sind Updates auf neuere Versionen innerhalb der Android-2.x-Familie fast immer sinnvoll. Nur bei älteren Geräten kann es auch bei offiziellen Updates zu Schwierigkeiten kommen. So bremste das Froyo-Update für das Motorola Milestone das Gerät, das ursprünglich mit Android 2.0 geliefert wurde, derart aus, dass Forennutzer immer öfter nach Downgrade-Möglichkeiten fragen.

Android-Anwender können nicht wie auf einem Windows-PC einfach eine neue Betriebssystemversion installieren. Android muss speziell auf jedes Gerät angepasst werden und dafür sind die Hardwarehersteller zuständig. Diese reagieren sehr unterschiedlich schnell auf neue Versionen, was auch ein Auswahlkriterium für ein Handy sein kann. In einigen Fällen reden auch noch Mobilfunkprovider mit, wenn Handys gebrandete Betriebssysteme haben. Hier kann die Auslieferung eines Updates noch länger dauern oder die Geräte des eines Providers sind längst aktualisiert, während Kunden anderer Mobilfunkanbieter noch Wochen bis Monate auf die Verfügbarkeit des Updates warten müssen.

Die schnellsten Updates bekommen - wen wundert es - die Google Smartphones Nexus One und Nexus S. Diese gelten als Referenzgeräte für Entwickler und werden direkt von Google mit neuen Betriebssystem-Versionen versorgt.

Das amerikanische Blog Android Power beim Magazin Computerworld hat Handyhersteller in Bezug auf Android 2.2 Froyo-Updates verglichen [Link entfernt] . Dabei ging es darum, wie viele Geräte zum Stichtag 31.12.2010 die bereits im Mai 2010 vorgestellte Android-Version bekommen haben. Hier lag HTC deutlich vorne, obwohl auch dieser namhafte Hersteller nach über einem halben Jahr nur 50 Prozent seiner Handys aktualisiert hatte. Dahinter folgten in der Statistik Motorola mit 15 und Samsung mit 11 Prozent. Alle anderen betrachteten Hersteller von Android-Handys hatten es in dem Vergleichszeitraum nicht geschafft, ein Update zu veröffentlichen. HTC und Motorola waren auch die schnellsten beim Aktualisieren. Nach 56 bzw. 54 Tagen lagen für die ersten Handymodelle die Updates vor. Samsung brauchte 159 Tage. Auch wenn sich der Vergleich auf die auf in den USA erhältlichen Smartphones und Updates bezieht, ist die Grundtendenz, dass HTC vergleichsweise schnell und Samsung eher langsam in seiner Update-Politik ist, auch in Deutschland zu beobachten.

Um der Fragmentierung der Android-Plattform entgegenzuwirken, haben Google sowie HTC, LG, Motorola, Samsung und Sony Ericsson und einige große Netzbetreiber - unter anderem Vodafone und T-Mobile - im Rahmen der Entwicklerkonferenz Google IO 2011 eine Vereinbarung bekannt gegeben, alle neuen Smartphones 18 Monate lang mit aktuellen Android-Updates zu versorgen, so weit die Hardware die Leistung dafür bietet.

Auf der zweiten Seite erfahren Sie, was Geräte-Updates bringen und wie inoffizielle Updates helfen können, wenn ein Hersteller kein Update liefert.

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