"Daily Drive" im Test: So will Spotify das Radio ersetzen
Spotify Daily Drive ausprobiert
Foto: teltarif.de
Spotify bietet nach dem Start in den USA, der bereits vor rund zwei Wochen erfolgt ist, seit Dienstag seine neue Playlist mit der Bezeichnung "Daily Drive" auch in Deutschland an. Dabei werden Musik und Podcasts miteinander kombiniert. Das Angebot klingt so ein kleines bisschen nach Radio - nur ohne Moderation und Jingles und für Spotify-Premium-Kunden auch ohne Werbung. Aber kann der Musikstreaming-Dienst das Radio mit dem "Daily Drive" wirklich ersetzen? Wir haben das in den ersten Tagen nach dem Start des neuen Angebots ausprobiert.
Die neue Playlist wurde am Dienstag zumindest unmittelbar nach dem Start nicht automatisch bereitgestellt. Stattdessen mussten wir zustimmen, dass der neue Service die Spotify-Kontaktdaten sowie die öffentlichen Playlists nutzen kann. Das macht Sinn, denn die Playlist setzt sich automatisch aus Musiktiteln zusammen, die zum Geschmack des Hörers passen und genau das kann anhand der Playlists ermittelt werden, die es im Account bereits gibt.
Spotify Daily Drive ausprobiert
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Im nächsten Schritt stand "Daily Drive" dann zur Verfügung. Nach einem Begrüßungs-Jingle waren die aktuellen Deutschlandfunk-Nachrichten zu hören. Danach startete die Musik-Wiedergabe. Jeweils nach vier Songs wurden weitere Podcasts eingeschoben. Das waren im Test das Spiegel Update, Beiträge aus der Frühsendung "Hielscher oder Haase" von Deutschlandfunk Nova, die Kulturnachrichten des Berliner Deutschlandradio-Programms, der Podcast "Was jetzt?" von Zeit Online und schließlich "Auf den Punkt" von der Süddeutschen Zeitung. Auch der Download der Inhalte wird angeboten. So ist auch die Offline-Nutzung möglich.
Diese Schwächen hat der "Daily Drive"
Die Beiträge sind durchaus interessant, aber vielleicht nicht für jeden Nutzer. Es fehlt aber die Möglichkeit, selbst die Podcasts oder zumindest die Themenbereiche auszuwählen, die im Rahmen der neuen Spotify-Playlist berücksichtigt werden sollen. So haben wir im Test auch einige Inhalte, die es im "Daily Drive" eigentlich geben soll, gar nicht zu hören bekommen - etwas die Interviews und die Presseschau vom Deutschlandfunk, das "Morning Briefing" des Handelsblatts und die Umweltnews des Südwestrundfunks.
Beispiel für eine Daily-Drive-Playlist
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Besser wäre es, wenn der Nutzer die zu berücksichtigenden Podcasts selbst auswählen könnte. Zudem ist der "Daily Drive" derzeit nur eine aus rund 30 Musiktiteln - plus den Podcasts - bestehende Playlist. Allerspätestens nach drei Stunden ist man inklusive aller Wortbeiträge durch und die Playlist beginnt wieder von vorne. Aktualisiert wird die Musikauswahl nach unseren bisher gemachten Erfahrungen nur ein bis zweimal am Tag. Das ist in Ordnung für den Weg zur Arbeit und wieder zurück, aber zu wenig, um als Radio-Ersatz den ganzen Tag über im Hintergrund zu laufen.
Unter dem Strich ist der "Daily Drive" ein netter Ansatz, in der aktuellen Form aber wenig nutzbringend - es sei denn, man möchte auch die Podcasts nur "zufällig" und zur Berieselung hören. Besser wäre ein durchgehender Musik-Stream, in den die jeweils aktuellen Ausgaben der vom Nutzer ausgewählten Podcasts automatisch eingebaut werden. Dann könnte aus der Playlist eine echte Konkurrenz zu einem herkömmlichen Radioprogramm werden. Aktuell ist der "Daily Drive" aber für das Frühstück und die Fahrt ins Büro zu umfangreich, als Radio-Ersatz aber zu klein.
In einer weiteren Meldung haben wir bereits darüber berichtet, welche Änderungen sich bei Spotify-Familienabos ergeben.