Musik-Streaming: Musiker demonstrieren gegen Spotify & Co.
Musikstreaming könnte in Zukunft teurer werden
Bild: dpa
Der Name Taylor Swift ist in der Musikindustrie mittlerweile eine Marke wie Coca-Cola oder McDonald's. Laut Angaben der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) erreichte die US-Amerikanerin bereits im vergangenen Jahrzehnt weltweit 170 Millionen verkaufte Tonträger. Ob die "verkauften Tonträger" allerdings für Musiker in der Zukunft überhaupt noch eine relevante Bemessungsgrundlage für ökonomischen Erfolg sind, darf man ernsthaft anzweifeln. Musik kommt heute nämlich bekanntermaßen nicht mehr aus dem CD-Player, sondern per Streaming-Flat auf alle Geräte. Und genau hier liegt insbesondere für viele Musiker das Problem.
Spotify & Co. schaden der Industrie
Musikstreaming könnte in Zukunft teurer werden
Bild: dpa
Bereits 2014 gab es einen großen Streit zwischen Taylor Swift und dem schwedischen Musikstreamer Spotify. Dieser musste ihre Alben seinerzeit aus dem Programm nehmen. Schon damals wurde moniert, dass Künstler nur den Bruchteil eines Cents je Abruf als Vergütung erhalten. Spotify wiederum entgegnete, dass man 70 Prozent der Einnahmen an die Musikindustrie zurückführe. Zwar sind Swift-Songs zwischenzeitlich wieder dabei, doch der Streit um eine angemessene Vergütung von Musikern ist bis heute nicht wirklich beigelegt.
Mittlerweile wird dieser sogar mit härteren Bandagen geführt. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtete, dass sich Anwälte und Manager diverser Künstler an die großen Plattenlabels gewendet haben. Betroffen sind Universal, Sony, Warner und BMG. Bei den Musikern soll es sich unter anderem um Helene Fischer, Peter Maffay, Sarah Connor und Marius Müller-Westernhagen handeln.
Neuer Verteilungsschlüssel
Während es früher beim Verkauf physischer Datenträger individuelle Preise gab, gilt beim Streaming für alle Künstler das gleiche Prinzip. Dienste wie Spotify, Deezer oder Amazon Music Unlimited erheben einen monatlichen Fixpreis. Dieser bewegt sich in der Regel um zehn Euro im Monat (wobei die Abonnements in der Regel auch zum Monatsende kündbar sind). Nach Aussage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung behält Spotify beispielsweise direkt 30 Prozent dieser Einnahmen ein. Die Labels als Rechteinhaber bekommen drei Euro, die Musiker selbst nur 80 Cent oder sogar weniger. Der Rest gehe beispielsweise an Songwriter, Musikverlage, Abrechnungsdienstleister und letztendlich per Mehrwertsteuer an den Staat.
Doch genau an diesem Verteilungsschlüssel stört sich nun eine immer größer werdende Anzahl an Musikern. Diskutiert wurde dabei das sogenannte User Centric Payment System (UCPS). Nach diesem Modell werden die Abogebühren des Nutzers ausschließlich unter den von ihnen gehörten Künstlern verteilt. Nach dem bisherigen "Pro Rata"-Modell werden alle Einnahmen gesammelt und gemäß einem Verteilungsschlüssel an die Künstler ausgezahlt. Das Geld geht dabei aber nicht direkt an die Musiker, sondern zunächst an ihre Labels.
Konsequenzen für Nutzer
Eine Umstellung des Verteilungsschlüssels aus den Einnahmen der Musikstreamer wäre sicherlich eine Lösung, die sich vor allem für weniger bekannte Künstler positiv auswirkt. Allerdings generiert eine solche Maßnahme natürlich insgesamt nicht mehr Geld. Letztendlich können die rund zehn Euro aus einem Spotify oder Deezer-Abo nicht mehrfach verteilt werden. Zudem haben die Dienste selbst als Bereitsteller der Infrastruktur wohl kaum Interesse, bei ihren Einnahmen zurückzustecken. Was also am Ende wirklich bleibt, sind zwei Optionen.
Möglichkeit 1: Die Musiker handeln selbst neue Verträge mit ihren Labels aus, um eine höhere Beteiligung zu erreichen (was aber für viele eben weniger bekannte Künstler kaum realistisch sein dürfte). Möglichkeit 2: Es gibt Verhandlungen mit den Streamern um Preiserhöhungen, die dann ausschließlich unter den Künstlern verteilt werden. Dies erscheint deutlich realistischer, doch auch hier gibt es ein anderes Risiko: Bei monatlichen Abo-Gebühren deutlich über der psychologischen 10 Euro-Grenze droht eine Gefahr, dass viele User wieder in illegale Downloads abwandern. Und dann profitieren weder Streamer noch Labels oder Musiker.