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Super Vectoring: 300 MBit/s per Telefonleitung auf Knopfdruck?

Möglichst lange möglichst viele Kupferleitungen nutzen und Glasfaser nur bis zu den Verteilpunkten ausbauen - VDSL Vectoring ermöglicht das. Mit Super Vectoring sollen die Datenraten sogar noch weiter steigen. Das geht aber nicht ohne Umbauarbeiten im Netz.
Von Thorsten Neuhetzki

Ein herkömmlicher VDSL-DSLAM in einer Vermittlungsstelle der Telekom Ein herkömmlicher VDSL-DSLAM in einer Vermittlungsstelle der Telekom
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Der Breitbandausbau in Deutschland findet an zwei Fronten statt: Die einen wollen das Glasfaserkabel möglichst sofort und möglichst direkt bis in die Häuser der Kunden, besser noch bis in die Wohnungen legen. Die anderen setzten darauf, vorhandene Infrastruktur wie Kabelnetze oder Telefonleitungen möglichst lange weiterzunutzen, dennoch das Glasfaserkabel immer näher zu den Kunden zu legen und von Verteilpunkten möglichst hochbitratige Leitungen zu schalten. Letzteres ist günstiger, ermöglicht aber vor allem bei der klassischen Telefon-Infrastruktur weniger Bandbreite. Bisher ist bei 100 MBit/s im Downstream mit VDSL Vectoring Schluss. Doch das soll sich ändern.

Wie der Blog maxwireless.de unter Berufung auf einen nicht mehr abrufbaren Beitrag des Netzwerkausrüsters Huawei berichtet, setzt Huawei ab sofort in Deutschland eine Super-Vectoring-Technologie ein. Das soll einen Downstream von bis zu 300 MBit/s ermöglichen. Welcher Anbieter sich für den Einsatz entschieden hat und wo Super Vectoring schon zum Einsatz kommt, verrät Huawei jedoch nicht.

Super Vectoring überbrückt größere Distanzen als G.fast

Ein herkömmlicher VDSL-DSLAM in einer Vermittlungsstelle der Telekom Ein herkömmlicher VDSL-DSLAM in einer Vermittlungsstelle der Telekom
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Super Vectoring basiert auf dem Standard VDSL Profil 35b. Der Übertragungsdienst wird dabei je nach Netzwerkausrüster als Super Vectoring, V+ oder Vplus bezeichnet. Der Bandbreitengewinn geht im wesentlichen auf ein erweitertes Frequenzspektrum auf der Leitung zurück (35 statt 17 MHz). Nach Angaben von Nokia Networks kann mit Super Vectoring (hier als Vplus bezeichnet) auf einer Distanz von 300 Metern und mehr noch die Datenrate von 300 MBit/s erreicht werden. Das unterscheide Super Vectoring von G.fast. G.fast erreicht zwar deutlich höhere Datenraten, fällt aber mit jedem Meter in der Leistung stark ab. Während anfangs noch 800 MBit/s und mehr möglich seien, kommt bei 500 Metern quasi nichts mehr an. Einen Reichweitengewinn gegenüber dem heutigen VDSL gibt es also nicht.

Die Deutsche Telekom hat bereits mehrfach angekündigt, Super Vectoring in ihrem Netz einsetzen zu wollen. Nach jüngsten Angaben wird das aber wohl noch bis 2018 dauern. Ein Sprecher der Telekom sagte gegenüber Golem.de, das liege daran, dass die Technik zunächst getestet und dann ausgerollt werden müsse. Zudem müssen Systeme und Produkte angepasst und nicht zuletzt auch Modems für die Kunden beschafft werden. Erschwerend dürfte hinzukommen, dass die Telekom gerade erst massiv VDSL Vectoring ausbaut. Ob diese hier verwendeten Linecards mit einem Software-Update für Super Vectoring fit gemacht werden können, ist unklar. Ansonsten dürfte ein Upgrade hier dauern, bis die jetzt verbaute Technik abgeschrieben ist oder wegen eines Defektes ohnehin ausgetauscht werden muss.

Mehr Details zu Super Vectoring bzw. Vplus haben wir in dieser Hintergrund-Meldung zusammengestellt.

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