Schnelle Entwicklung

Notlösung Surface Pro und Surface Laptop

Manchmal geht die Geschichte unerwartete Wege, denn mitunter sind tolle Produkte aus Zufall entstanden. Oder aus Zugzwang, wie bei den jüngsten zwei Modellen der Surface-Reihe. Schuld sind die Treiber des Surface Pro 4.
Von Stefan Kirchner

Microsoft Surface Die beiden Problem-behafteten Modelle: Das Surface Pro 4 (hinten) und das Surface Book
Bild: Microsoft
Microsoft hat mit den Modellen der Surface-Reihe eigene Hardware im Angebot, die als Vorzeige­produkte für Windows 10 und den Microsoft-eigenen Diensten gelten. Mit teils über 2000 Euro Kaufpreis sind die Geräte alles andere als preiswert und werden dem­entsprechend auch als Premium-Geräte vermarktet. Umso schwer­wiegender sind dann Probleme mit Treibern, die Nutzer einfach nur frustrieren.

Datenblätter

So geschehen mit dem Windows-Tablet Surface Pro 4 und dem 2in1 Surface Book, die bis heute noch das ein oder andere Problem mit Treibern haben. Daher führte Microsoft laut Paul Thurrott etwas überhastet sowohl das aktuelle Surface Pro ein, als auch den Surface Laptop. Dessen Design selbst ist alles andere als neu und lag bei Microsoft jahrelang in der Schublade. Es heißt, dass der Entwurf sogar noch aus Zeiten von Windows 8 stammt und das ist nun wirklich lange her.

Man könnte auch sagen: Die beiden Modelle Surface Pro (2017) und Surface Laptop sollten lediglich die Aufmerksamkeit von den Treiber­problemen und die ständigen Firmware-Updates der Geräte ablenken.

Aus der Not geboren

Microsoft Surface Die beiden Problem-behafteten Modelle: Das Surface Pro 4 (hinten) und das Surface Book
Bild: Microsoft
Auslöser für die Entwicklung waren Probleme mit Treibern für die Core-Prozessoren der Skylake-Generation, die erstmals in den Surface-Modellen zum Einsatz kamen. Microsoft schob die Fehler sehr schnell auf die von Intel bereitgestellten Treiber, was schon damals von Beobachtern angezweifelt wurde. Der Konzern ging sogar soweit, dass CEO Satya Nadella höchst­persönlich bei Lenovo anfragte, wie man die mangelnde Zuverlässigkeit der Skylake-Prozessoren in den Griff bekäme. Nachdem Lenovo jedoch von keinerlei Problemen zu berichten wusste, richtete sich die Aufmerk­samkeit der Chefetage in Richtung der eigenen Entwickler, die den neuen Informationen zufolge ganz einfach zu ungenau gearbeitet hatten.

Angeblich sollen die Treiber-Probleme sogar die Entwicklung von Windows 10 on ARM negativ beeinflusst und für eine Verzögerung gesorgt haben. Demjenigen Betriebs­system, das die komplette Windows-Welt einschließlich x86-Programme auf mobile von ARM-Chips befeuerte Hardware bringen soll.

Verschoben, nicht aufgehoben

Die Auswirkungen mit den fehlerhaften Treibern gingen sogar soweit, dass einige bereits geplante Neu­vorstellungen auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben wurden. So wollte der Konzern aus Redmond wohl dieses Jahr noch einen neuen Surface Hub mit dem Codenamen Aruba vorstellen. Dessen Premiere ist auf 2019 verschoben, sodass sich die Entwickler­konferenz Build 2019 anbietet. Projekt Andromeda ist sogar auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Zumindest dürfte Andromeda nicht gänzlich aufgegeben sein, da es sich dabei um die zugehörige Mobil-Hardware für das Projekt Andromeda OS handelt. Letzteres wiederum ist ein modularer Windows-10-Abkömmling, der Windows 10 on ARM in ein Endkunden­produkt umsetzen soll. Ob es sich dabei um das ominöse Surface Phone handelt, ist dabei noch unklar, aber auch nicht gänzlich auszuschließen. Dafür spricht die Möglichkeit, dass das Surface Phone angeblich einen kompletten PC ersetzen kann.

Reaktion auf den Consumer-Reports-Bericht

In dem Artikel von Microsoft-Kenner und -Insider Paul Thurrott ging es auch mit darum, dass Thurrott Blick auf ein Microsoft-internes Memo bekommen hatte. Dort erklärte Hardware-Chef Panos Panay, dass man sehr wohl einige Probleme beim Start von Surface Pro 4 und Surface Book hatte. Nach dem zuletzt veröffentlichten Bericht der US-Publikation Consumer Reports mit einem vernichtenden Urteil für die Surface-Reihe will sich Microsoft mit einer Aufklärungs­kampagne dagegen wehren.

Unter anderem zeigt das Memo auch eine stetig sinkende Statistik zu Rück­läufern der betroffenen Geräte, was bedeutet, dass die Bemühungen Microsofts, die Fehler zu beheben, langsam Früchte tragen.