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Android 8.0 Oreo: Energiefresser ging es an den Kragen

Google kümmerte sich kurz vor der Fertig­stel­lung von Android 8.0 Oreo nur noch um größere Fehler. Wir zeigen Ihnen, was mit der achten Haupt­ver­sion des Android-Betriebs­sys­tems alles neu wurde.
Von Stefan Kirchner / Julian Ruecker

Android 8.0 kommt voraussichtlich im Herbst Android 8.0 kommt voraussichtlich im Herbst
Foto: Google, Montage: teltarif.de
Mit der Frei­gabe der dritten Vorschau­ver­sion für Entwickler hatte Google die Versi­ons­nummer von Android O offi­ziell bekannt gegeben. Wie erwartet hatte das nächste Android die Version 8.0 bekommen, und seit dem 21. August ist Oreo als Zunamen offi­ziell enthüllt worden. Viele speku­lierten auf einen erneuten Werbe-Deal mit einem Süßwa­ren­her­steller, da der Oreo-Keks des US-ameri­kani­schen Unter­neh­mens Nabisco schon sehr früh eine nahe­lie­gende Sache gewesen war. Immerhin musste es eine Süßspeise und zudem möglichst welt­weit bekannt sein. Für den Buch­staben O gab es da nicht viel Auswahl. Die offi­zielle Frei­gabe der fertigen Version erfolgte für Pixel-Modelle und die Smart­phones Nexus 6P sowie Nexus 5X.

Wie schon der Sprung von Android 6.0 Marsh­mallow zu Android 7.0 Nougat hat es optisch keine größeren Verän­derungen gegeben. Viel­mehr betrieben die Google-Entwickler Fein­jus­tie­rung an Anima­tionen und konzen­trierten sich auf neue Features. Dabei wurde im Rahmen von Projekt Trelte einmal mehr der Fokus auf einen verrin­gerten Ener­gie­ver­brauch gelegt, der vor allem bei Hinter­grund­akti­vitäten von Apps zum Tragen kam. Aber auch im Bereich Multi­media tat sich was.

Was war neu bei Android 8.0 Oreo?

  • Bild-in-Bild
    Android 8.0 kommt voraussichtlich im Herbst Android 8.0 kommt voraussichtlich im Herbst
    Foto: Google, Montage: teltarif.de
    Apps zur Wieder­gabe von Videos konnten mit Android 8.0 Oreo stan­dard­mäßig als kleines schwe­bendes Fenster dauer­haft einge­blendet werden. So war es möglich, in sozialen Netz­werken oder im teltarif.de-Forum zu lesen, während ein Kino­film oder YouTube-Video parallel ange­schaut wird. Theo­retisch stand diese Funk­tion jeder App zur Verfü­gung, die Videos abspielen kann. Entwickler mussten ledig­lich die entspre­chende API-Schnitt­stelle inte­grieren.
  • Benach­rich­tigungs­kanäle
    Bei Apps, die Benach­rich­tigungen auf verschie­dene Arten ausgeben konnten, war es nun möglich, diese Kanäle auch separat stumm­zuschalten. Als Beispiel ist die Mittei­lung über das Erstellen eines Screen­shots zu nennen, was Teil der System-UI-Benach­rich­ti­gungen wurde. Da man gerne alle anderen Arten von System­mit­tei­lungen sehen wollte, aber nicht unbe­dingt, wenn ein neuer Screen­shot erstellt wurde, konnte genau diese eine Art der System­mel­dung ausge­schaltet werden.
  • Back­ground-Limits für Apps
    Google schränkte die Möglich­keiten für Apps, die im Hinter­grund laufen, mit Android 8.0 Oreo stärker ein als bisher. So gab es nicht nur eine Warnung für Nutzer in der Benach­rich­tigungs­leiste, sobald eine App im Hinter­grund aktiv wurde, sondern der Standort­zugriff wurde zum Beispiel erheb­lich einge­schränkt.
    Implicit Broad­cast war eine der drei Säulen der neuen Verbes­serungen und sollte signi­fikanten Einfluss auf den Ener­gie­ver­brauch haben. Laut Google wurden zu viele Apps durch System­ereig­nisse über diese Broad­cast-Aufrufe im Hinter­grund gestartet, was für einen hohen Ener­gie­ver­brauch mitver­ant­wort­lich gewesen sein soll. Mittels Hinter­grund­limi­tie­rung konnte eine im Hinter­grund laufende App nur für eine bestimmte Zeit lang aktiv sein, danach wurde sie auto­matisch vom System einge­froren. Außerdem wurde die Ortungs­funk­tion in Zukunft weitaus restrik­tiver gehand­habt: Sie war nur noch wenige Male pro Stunde für eine App im Hinter­grund nutzbar, anstatt alle paar Minuten.
  • Verbes­sertes Kopieren von Text
    Eine kleine aber feine Verbes­serung war das Markieren von Text, den man aus dem Browser oder einer App heraus kopieren wollte. Android 8.0 Oreo erkannte, um welche Art von Text es sich handelte, und bot im Kontext­menü eine passende App an - zum Beispiel Google Maps bei einer Adresse oder die Telefon-App bei einer Rufnummer. Insge­samt sollte das Markieren von Text auch in Bezug auf zusam­men­hän­gende Wörter intel­ligenter werden: Um beispiels­weise eine Adresse zu markieren, musste der gesamte Adress­block umfasst werden und nicht nur ein einzelnes Wort.
  • Unbe­kannte Quellen
    Wer häufiger APK-Dateien im Browser oder über eine andere App herun­ter­lädt, konnte diese unter Android 8.0 Oreo als "Vertrau­ens­wür­dige Quelle" defi­nieren, ohne diese Ausnahme system­weit zu gestatten. Das hieß, dass APK-Dateien nur aus dieser einen erlaubten App heraus instal­liert werden konnten, nicht aber aus anderen Apps heraus.
  • App-Badges
    Eine prak­tische Funk­tion diverser Home­screen-Laun­cher war die Fähig­keit, kleine Icons bei unge­lesenen Benach­rich­tigungen anzu­zeigen. Diese Funk­tion wurde von Android 8.0 Oreo nun nativ unter­stützt. Wer diese Funk­tion brauchte, konnte sie in den Einstel­lungen auch wieder ausschalten. Der Unter­schied zu einfa­chen Home­screen-Laun­chern bestand darin, dass sich die Badges unter Android 8.0 für jede App einzeln aus- und wieder einschalten ließen. Die Funk­tion war in den Benach­rich­tigungs­optionen einer App in den System­ein­stel­lungen zu finden.
  • Benach­rich­tigungen mit Hinter­grund­bild
    Medien-Apps sollten das Einfärben der Status­leiste erlauben, basie­rend auf dem Inhalt, den sie gerade wieder­geben. So erschien zum Beispiel das Album-Cover des aktuell gespielten Titels inner­halb der Benachrichti­gungs­leiste.
  • Adap­tive App-Icons
    Diese Funk­tion war mehr etwas für Optik-Lieb­haber, denn damit passten sich Icons von instal­lierten Apps auto­matisch an den Stil der jewei­ligen OEM-Ober­fläche an. Egal ob quadra­tisch, recht­eckig, mit abge­run­deten Ecken, in Trop­fen­form oder komplett rund: Ein Icon, viele Styles.
  • Neue Audio-Codecs für Blue­tooth-Head­sets
    Sony war seit jeher sehr aktiv an der Weiter­ent­wick­lung von Android betei­ligt und hat seine Codecs für eine effi­ziente Audio­kom­pri­mie­rung namens LDAC und aptX HD frei­gegeben. Mit Android 8.0 Oreo wurde das Audio-Erlebnis via Blue­tooth und entspre­chenden Blue­tooth-Kopf­hörern erheb­lich verbes­sert. Zusätz­lich konnten diverse Audio-Para­meter für die Wieder­gabe einge­stellt werden. Audio-Apps erlaubten außerdem den Zugriff über die AAudio-API auf spezi­elle HiFi-Funk­tionen mit nied­riger Audio-Latenz.
  • Auto­mati­sches Ausfüllen
    Mittels der Auto­fill-API konnte ein instal­lierter Pass­wort-Manager auto­matisch Login-Daten im Browser oder Apps mit Login-Funk­tion anbieten, ohne dass der Pass­wort-Manager explizit geöffnet werden musste.
  • Erwei­terter Farb­raum
    Mit Android 8.0 Oreo hat Google erst­mals eine erheb­lich breiter gefasste Farb­skala unter­stützt, was verein­facht gesagt bedeu­tete, dass Android 8.0 nativ HDR-Inhalte bei entspre­chenden Displays darstellen konnte. Zum dama­ligen Zeit­punkt waren das die Smart­phones LG G6, Samsung Galaxy S8 (Plus) und das Sony Xperia XZ Premium. Verfügbar war die Funk­tion bei Medien-Apps, wenn sie eine entspre­chende Imple­men­tation der Entwickler erhielten. Unter­stützt wurden dabei von Android 8.0 die gängigen Farb­pro­file AdobeRGB, Pro Photo RGB sowie DCI-P3.
  • Hersteller-unab­hän­gige Updates
    Seit jeher war die Update-Situa­tion unter Android stark verbes­serungs­würdig, da die Aktua­lisie­rung mit neuen Android-Versionen immer dem jewei­ligen Hersteller der Geräte über­lassen waren. Mit Android 8.0 änderte Google das Kern­system von Android selbst so ab, dass unab­hängig von Herstel­lern ein wich­tiges Update ausge­lie­fert werden kann. Tech­nisch gesehen wurden Hersteller-Zusätze wie spezi­fische Funk­tionen, Anpas­sungen und Ober­flä­chen um ein spezi­elles Frame­work erwei­tert, welches als Schnitt­stelle zwischen dem eigent­lichen Betriebs­system und den Hersteller-Anpas­sungen fungierte. Aller­dings kam das System nur auf denje­nigen Geräten auch zum Einsatz, die ab Werk mit Android 8.0 Oreo ausge­stattet waren. Nach­träg­lich aktua­lisierte Smart­phones und Tablets konnten davon leider nicht profi­tieren.

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