Telegram

Telegram: Der Messenger-Dienst

Neben den großen Namen der Messenger-Branche hat auch Tele­gram seinen Platz gefunden. Der Messenger beherrscht auch Video-Konfe­renzen, ist aber nicht unum­stritten.
Von Jonas Baltruschat / Julian Ruecker

Telegram: Der Messenger-Dienst Telegram: Der Messenger-Dienst
Logo: Telegram, Foto/Montage: teltarif.de
Für immer mehr Nutzer von Messa­ging-Diensten ist die Privat­sphäre ein wich­tiges Krite­rium ihrer Wahl. Der 2013 gegrün­dete Kurz­nach­richten-Dienst Tele­gram verspricht eben jene Sicher­heit. Was den Dienst sonst noch auszeichnet und wie es um den Daten­schutz tatsäch­lich steht, erfahren Sie hier.

Verfüg­barkeit und Voraus­setzungen

Wie die Konkur­renz ist auch Tele­gram für alle großen Betriebs­systeme von Smart­phones verfügbar. Die App ist sowohl für Android als auch im AppStore kostenlos verfügbar. Welche Version von Android als Mindest­anfor­derung gilt, hängt dabei vom jewei­ligen Gerät ab. Bei Apple-Geräten sind iOS 9.0 bzw. watchOS 5.0 oder neuer erfor­derlich. Beson­ders zu erwähnen ist, dass die Apps in beiden Stores eine Alters­frei­gabe ab 18 erhalten haben. Für Schüler unter diesem Alter und Kinder ist der Dienst damit also nicht frei­gegeben.

Neben den App-Versionen sind auch Desktop-Versionen für alle gängigen PC-Betriebs­systeme und Browser verfügbar. Ähnlich wie bei WhatsApp kann der Dienst somit auch am Rechner verwendet werden. Telegram: Der Messenger-Dienst Telegram: Der Messenger-Dienst
Logo: Telegram, Foto/Montage: teltarif.de

Die wich­tigsten Funk­tionen

Wie bereits Eingangs erwähnt, machte Tele­gram zu Beginn vor allem durch einen vermeint­lich vorzeig­baren Daten­schutz auf sich aufmerksam. Insbe­sondere kam dies bei Nutzern gut an, da die großen Konkur­renten der Branche, wie WhatsApp oder Face­book Messenger, durch Lücken und Miss­brauch in eben jenem Segment auf sich aufmerksam gemacht hatten.

Inhalt­lich über­zeugt der Messenger durch die klas­sischen Features, wie eine breite Auswahl an Emojis oder GIFs. Was den Dienst aller­dings von einigen Konkur­renten, wie WhatsApp, abgrenzt, ist die Möglich­keit eigene Sticker zu gene­rieren. Mithilfe des Tele­gram-eigenen Sticker-Bots lassen sich Sticker aus allen Fotos und Motiven erzeugen. Ebenso sind auf der Tele­gram-Website jede Menge fertiger Sticker und Sticker­pakete bereits zu finden und stehen zum Down­load bereit.

Eine weitere Funk­tion stellt der Sprach­chat dar. Sprach­nach­richten aufnehmen kennt der Nutzer bereits von anderen Messen­gern. Bei Tele­gram Sprach­chats handelt es sich quasi um perma­nente Tele­fon­kon­ferenzen mit vielen weiteren Funk­tionen, beispiels­weise das Teilen des eigenen Bild­schirms. Erwäh­nens­wert sind ebenso Gruppen-Video­anrufe. Jeder Sprach­chat kann mit einer Berüh­rung in einen Video­chat umge­wan­delt werden. Dazu muss ledig­lich auf das Kamera-Symbol getippt werden, um die Video­funk­tion zu starten.

Nachdem Tele­gram 2017 zum ersten Mal eine Zahlungs­funk­tion vorge­stellt hatte, werden mit einem Update nun weitere Möglich­keiten verfügbar. Über soge­nannte Zahlungs­bots konnten Waren und Dienst­leis­tungen bezahlt werden, ohne die App zu verlassen. Jetzt wird auch die Kredit­kar­ten­zah­lung ange­boten. Dafür stehen aktuell neun inte­grierte Dritt­anbieter zur Verfü­gung, von denen Sber­bank und Stripe die bekann­testen sind.

Wer sich jedoch lieber selbst die Sticker erstellen möchte, muss zunächst @stickers in die Tele­gram-Such­leiste eingeben. Anschlie­ßend kann die Unter­haltung mit dem Bot über den /start-Button gestartet werden. Folgt man den Anwei­sungen und Fragen des Bots, lassen sich Sticker­pakete intuitiv selbst gestalten. Beliebt sind auf Tele­gram auch Nach­richten-Kanäle wie zum Beispiel der Tele­gram-Kanal von teltarif.de.

Tele­gram-Account löschen

Hat man genug vom Tele­gram-Messenger und möchte seinen Account löschen, dann funk­tioniert das nicht so einfach wie bei der Konkur­renz. Die Löschung muss nämlich auf dieser Seite bean­tragt werden. Nachdem man auf der betref­fenden Seite seine Nummer einge­tippt und diese bestä­tigt hat, wird auto­matisch eine Nach­richt an die Tele­gram-App versendet, die mit dieser Nummer verknüpft ist. Die Nach­richt enthält einen Code, der wiederum auf der Website, auf der bereits die Löschung bean­tragt wurde, einge­geben werden muss. Nach zwei­maliger Bestä­tigung des Vorha­bens zur Löschung des eigenen Tele­gram-Accounts wird dieser gelöscht und der Nutzer auto­matisch aus der App ausge­loggt.

Wer seine App sechs Monate nicht nutzt und anrührt, der erwirkt damit eben­falls die Deak­tivie­rung und Löschung des eigenen Accounts.

Daten­schutz

Lange Zeit eilte Tele­gram der Ruf voraus, eine sichere Alter­native zu älteren etablierten Messenger-Diensten darzu­stellen. Tatsäch­lich lässt sich aller­dings einiges bean­standen an der Sicher­heit.

Vor allem der Fakt, dass einfache Chats über Tele­gram nicht auto­matisch Ende-zu-Ende-verschlüs­selt sind, sollte Nutzern sauer aufstoßen. Grund dafür ist, dass die Chats prin­zipiell auf einem Server und nicht lokal auf dem Mobil­gerät gespei­chert werden. Tele­gram verweist an dieser Stelle darauf, dass die Sicher­heit der Daten auf den Cloud-Servern gewähr­leistet sei, eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Wer sicher gehen will, dass seine Nach­richten höheren Sicher­heits­stan­dards entspre­chen, der hat bei Tele­gram die Möglich­keit, geheime Chats zu führen. Diese sind Ende-zu-Ende-verschlüs­selt und werden lokal gespei­chert.

In puncto Siche­rung des App-Zugangs bietet Tele­gram ähnliche Alter­nativen wie die Konkur­renz. Darunter befinden sich die Möglich­keiten des Sicherns via Finger­abdruck oder Pass­wort. Ebenso lassen sich einzelne Chats mit einer weiteren PIN gegen die Nutzung Unbe­fugter absi­chern.

Eine weitere inter­essante Funk­tion ist das Löschen von Nach­richten, und zwar nicht nur bei sich, sondern auch bei seinem Gegen­über. Die hat sowohl Vorteile als auch Nach­teile. Der Nach­teil ist, das etwaige Verstöße, Belei­digungen oder Ähnli­ches schwer zu beweisen sind. Hier besteht zwar die Möglich­keit eines Bild­schirm­fotos; wie dies juris­tisch gehand­habt wird, kann und darf hier nicht beant­wortet werden. Der Vorteil ist, dass falsche, verse­hent­lich verschickte Nach­richten sofort wieder besei­tigt werden können, was teil­weise extrem nütz­lich sein kann. Das Bear­beiten von Nach­richten ist selbst­ver­ständ­lich weiterhin möglich.

Auch wenn Tele­gram bereits lange vom Image des vertrau­enswür­digen und sicheren Messenger-Dienstes zehrte, sollte bei der Nutzung ganz genau darauf geachtet werden, welche Daten preis­gegeben werden und welche Verschlüs­selungen den einzelnen Chats zugrunde liegen. Nur so kann die größt­mögliche Sicher­heit auch gewährt werden.

Im Vergleich zu anderen Messen­gern über­wiegen bei Tele­gram aller­dings die Vorteile, zumin­dest in den Augen der Nutzer. Gerade nach der von Face­book im Januar 2021 ange­kün­digten Ände­rung der AGBs von WhatsApp stiegen die Neuan­mel­dungen rasant an, die Zahl der Nutzer damit auf insge­samt über 500 Millionen. Die aktu­elle Zensur­welle, die massive Ausmaße ange­nommen hat, wird voraus­sicht­lich das Wachstum von alter­nativen Messen­gern voran­treiben - ob es nun Tele­gram ist oder andere Mitstreiter wie Threema, Signal oder andere.