Microsoft Windows

Von MS-DOS bis Windows 11: Die Geschichte von Windows

Warum gilt Windows 10 in puncto Daten­schutz als unsi­cher? Konnte man Windows 8 auch ohne Micro­soft-Konto nutzen? Und wofür stand das "ME" in Windows ME? Wir beant­worten Fragen rund um das erfolg­reiche Betriebs­system.
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Microsoft Windows Microsoft Windows: Betriebssystem mit über 35-jähriger Geschichte
Bild: Microsoft
Nicht so stylish wie Apple macOS, nicht so frei wie Linux: Trotz­dem ent­schei­det sich die große Mehr­heit der Anwen­der immer noch für den Klas­siker: Micro­soft Windows ist das welt­weit am häufigsten ge­nutzte Betriebs­system. Umso über­raschen­der, dass das welt­bekannte OS ursprüng­lich als bloße Ein­gabe­hilfe für MS-DOS gedacht war. Wir begeben uns auf eine virtu­elle Zeit­reise und zeichnen die über 35 Jahre währende Er­folgs­ge­schich­te des beliebten Fenster-Systems nach.

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1981: Am Anfang war das DOS

Microsoft Windows Microsoft Windows: Betriebssystem mit über 35-jähriger Geschichte
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Was nur wenige wissen: Der Soft­ware-Gigant aus Redmond wurde eigent­lich in New Mexico gegründet. Erst 1986 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort im Bundes­staat Washing­ton. Bereits fünf Jahre früher, im Juli 1981, erwarb die damals noch unbe­kannte junge Firma Micro­soft die Rechte an einem Be­triebs­system namens QDOS/86-DOS, um es künftig unter eigenem Namen zu ver­markten. Mit dem Büro­maschinen­hersteller IBM gewann das Soft­ware-Unter­nehmen einen lukra­tiven Kunden für sein Betriebs­system. Fortan wurde MS-DOS (Micro­soft Disk Opera­ting System) mit den IBM-Compu­tern ausge­liefert - und dies äußerst erfolg­reich. Inner­halb weniger Jahre gingen mehr als eine Million mit MS-DOS ausge­stattete IBM-Computer über die Laden­theke.

MS DOS hatte noch keine Fenster-Optik und konnte nur per Tastatur-Ein­gabe gesteu­ert werden. Der Rechner wurde bedient, indem Nutzer Befehle in eine Kommando­zeile ein­tippten, zum Bei­spiel "Del" für "löschen" oder "Copy" für "kopieren". Aus der Idee, das Nutzer­erleb­nis zu ver­bessern, entstand wenige Jahre später die erste Windows-Version, nachdem bereits andere Entwickler erste grafi­sche Benut­zerober­flächen für MS-DOS präsen­tiert hatten.

1985: Der "Inter­face-Manager" und die erste Maus

Erste Maus Microsoft 1983 Kein Design-Meisterwerk: Die erste Microsoft-Maus von 1983
Foto: Microsoft
Windows 1.0 war im Grunde kein eigenes Betriebs­system, sondern eine solche grafi­sche Ober­fläche für das wenig benutzer­freund­liche MS-DOS. Dazu passend entwic­kelte Bill Gates sein System ursprüng­lich unter dem wenig klang­vollen Namen "Inter­face-Manager". Auf­grund der Fenster-Optik war es jedoch die grif­fige Bezeich­nung "Windows", die sich letzt­lich durch­setzen sollte. Windows 1.0 hatte eine far­bige 16-Bit-Ober­fläche und belegte weniger als ein Mega­byte Speicher­platz auf der Fest­platte. Zum Ver­gleich: Windows 10 benö­tigt mindes­tens 8 GB.

Eine bedeu­tende Neue­rung bei Micro­soft war die Maus als Ein­gabe­gerät, die dann auch als erstes Hard­ware-Pro­dukt von Micro­soft verkauft wurde. Von nun an mussten nicht mehr sämt­liche Befehle per Hand einge­tippt werden. Auch die Folge­versionen Windows 2.0 und Windows 3.0 brachten Inno­vationen. Windows bot nun eine höhere Leis­tung, erwei­terte Grafik­optionen und ange­passte Desktop-Symbole. Das ver­traute Windows-Design war geboren und sollte sich seither im Grund­prinzip kaum mehr verän­dern. Auch bei Windows 2.0 bis 3.0 handelte es sich nicht um eigen­ständige Betriebs­systeme, sondern um eine grafi­sche Dar­stel­lung von MS-DOS.

Windows 95: Browser-Version für Nost­algiker

Apple Werbung Windows 95 Imagine That Hämische Werbung: Für Apple-Nutzer waren die Neue­rungen von Windows 95 nicht neu
Bild: Apple
Auch Windows 95 basierte immer noch auf MS-DOS. Aller­dings war es das erste Windows-System, das die neuen 32-Bit-Rechner unter­stützte. Damit leitete Micro­soft das Ende der bis dahin vor­herrschen­den 16-Bit-Archi­tektur ein. Außer­dem kamen mit Windows 95 viele grafi­sche Neu­heiten, die auch heute noch fester Teil des Windows-Uni­ver­sums sind, so zum Bei­spiel die Task­leiste am unteren Bild­schirm­rand und das beliebte Start­menü. Auch der heute übliche Desktop mit verschieb­baren Symbolen und einem Papier­korb war eine Neue­rung von Windows 95. Übri­gens: Bei Apple gab es ent­sprechende Funk­tionen bereits seit den Acht­zigern.

Neu war auch der Browser Internet Explorer, mit dem Mitte der neun­ziger Jahre mehr und mehr Privat­anwender zum ersten Mal in die Tiefen des World Wide Web vor­drangen. Für alle, die das Gefühl von damals noch einmal auf­leben lassen wollen, hat die schot­tische Entwick­lerin Andrea Faulds unter win95.ajf.me ein virtu­elles Windows 95 erschaffen, das sich mittels Emscripten, DOSBox und JavaScript einfach im Browser starten lässt.

Abschied vom DOS: Windows 98 bis Vista

Windows XP Desktop Hintergrund Das wohl meist­gesehene Foto in der Geschichte der Menschheit: Der Windows-XP-Desktop
Bild: Microsoft
Drei Jahre später kam der Nach­folger Windows 98 auf den Markt. Das neue System brachte eine ver­besserte Unter­stützung für USB-Schnitt­stellen und ermög­lichte das Lesen und Schreiben von DVDs. Das zur Jahr­tausend­wende erschie­nene wenig popu­läre Windows ME war im Grunde ein Update von Win­dows 98. Eine wich­tige Neue­rung war die Sys­tem­wieder­her­stel­lung. Windows ME war das letzte Micro­soft-OS, das noch auf MS-DOS basierte. Das ME steht übri­gens nicht für das deut­sche "ich", sondern für Mille­nium Edi­tion.

Im Jahr 2001 folgte das beliebte Windows XP ("eXPerience"), mit dem sich Micro­soft end­gültig vom DOS-Unter­bau ver­abschiedete. Das neue Windows stürzte deut­lich seltener ab und setzte ver­stärkt auf Unter­haltungs­medien. Windows XP gilt als eines der meist­verkauften Windows aller Zeiten. Als Flop hingegen ent­puppte sich das rund sechs Jahre später erschie­nene Vista. Das Betriebs­system mit dem halb­durch­sichtigen Aero-Design und dem Outlook-Nach­folger Windows Mail sollte XP ab­lö­sen. Die Anwender jedoch blieben dem Vor­gänger-System treu. Erst Windows 7 konnte an den Erfolg von XP an­knüpfen. Das 2009 erschie­nene Betriebs­system mit der intui­tiven Bedie­nung wurde ein Riesen­erfolg. Seinem Nach­folger Windows 8 wurde das beliebte OS aller­dings zum Ver­häng­nis.

Windows 8: Lästige Kacheln und gläserne Kunden

Windows 8 Kacheln Umstrittene Kacheln - der Start­bild­schirm von Windows 8
Bild: Microsoft
"If you can’t make it good, at least make it look good", so soll Micro­soft-Grün­der Bill Gates einmal gesagt haben. Auf Win­dows 8 traf dies je­doch eher im um­ge­kehr­ten Sinne zu: Unter der neu­artigen Kachel-Ober­fläche steckte im Prinzip ein besseres Windows 7. Doch das System schei­terte an der Bedien­bar­keit. Kaum jemand wollte das Windows im Fliesen-Look, das als Brücke zwischen Windows Phone und Desktop-Computer gedacht war. Auf dem Handy oder Tablet machte das Layout auch durch­aus Sinn - der Touch­screen von Tablet und Smart­phone harmo­nierte wunder­bar mit den Windows-8-Kacheln. Am klassi­schen PC oder Laptop jedoch floppte das neue Design. Nutzer wünschten sich das alte Start­menü und den her­kömm­lichen Desktop zurück. Mit dem Windows-8.1-Up­date kamen die ver­trauten Design-Ele­mente dann auch wieder zurück.

Trotz­dem blieben viele Anwender von vorn­herein beim alt­be­währ­ten Windows 7. Ein Flop war auch Windows RT, eine spezi­elle Vari­ante für Tablets mit ARM-Prozessor, auf der aller­dings nur Apps aus dem Windows Store, aber keine regu­lären Windows-Programme instal­liert werden konnten.

Windows ohne Micro­soft-Konto

Eine weitere Neue­rung von Windows 8 war das quasi obliga­torische Windows-Benutzer­konto (ehe­mals Live-ID). Beim Ein­richten des Betriebs­systems wurden Nutzer fortan dazu aufge­fordert, sich bei Micro­soft mit Namen und Geburts­jahr zu regis­trieren. Die Anmel­dung ver­schafft Zugriff auf den Cloud-Speicher­dienst OneDrive und erlaubt es, die damit ver­knüpf­ten Apps zu nutzen, Pro­gramme aus dem Windows Store zu laden und ver­schie­dene Geräte mitein­ander zu synchro­nisieren. Viele Vor­teile also, der Nach­teil lag aller­dings auf der Hand: Der Micro­soft-Nutzer wurde end­gültig zum glä­sernen Kunden. Sämt­liche Aktivi­täten am eigenen PC sollten von nun an für den Konzern ein­sehbar sein.

Mit einem ein­fachen Trick ließ sich der Zwang zum Micro­soft-Konto jedoch umgehen: Wurde während der Instal­lation die Inter­net-Ver­bin­dung gekappt, bot Windows 8 auto­matisch die Ein­richtung eines soge­nannten "lokalen Kontos" an, wie es bei früheren Windows-Ver­sio­nen üblich war. Windows 10 ist offi­ziell wieder mit einem lokalen Konto verwendbar.

Zwangs-Updates und Daten­sammeln: Das nervte Nutzer an Windows 10

Windows 10 Startmenü Desktop Handy Das Startmenü kam zurück in Windows 10
Foto: dpa
Die Aus­horchung der Anwender sollte mit den ersten Versionen von Win­dows 10 noch weiter­gehen. Wer bei der Ein­rich­tung des Betriebs­systems munter auf "Über­nehmen" klickt, muss damit rechnen, dass ein Groß­teil seiner Daten bei Micro­soft landet, wo sie in erster Linie für perso­nalisierte Wer­bung ver­wendet werden.

Immer­hin, das beliebte Start­menü und der Desktop sind im aktu­ellen Micro­soft-System wieder von vorn­herein dabei. Zu den grund­legen­den Neue­rungen von Win­dows 10 gehörten außer­dem der Browser Micro­soft Edge und die Siri-ähnliche Sprach­assis­tentin Cortana. Auch für diesen Dienst war zunächst übri­gens ein Micro­soft-Konto Pflicht.

Eben­falls neu bei Windows 10 ist der Zwang zum regel­mäßigen Update. Die nicht-optio­nalen Aktuali­sierungen sollen für mehr Sicher­heit sorgen, schränken jedoch auch die Nutzer-Auto­nomie weiter ein. Bei der Win­dows-10-Home-Edi­tion werden Feature-Updates irgend­wann auto­matisch einge­spielt. In der Pro-Ver­sion lassen sich die Aktuali­sierungen zumin­dest ver­zögern, ganz auf­halten kann man sie jedoch nicht. Bei späteren Updates gab Micro­soft auch Home-Nutzern mehr Frei­heit bei der Verschie­bung von Updates und machte die starke Inte­gration von Cortana wieder rück­gängig, nachdem sich die Sprachas­sistentin kaum gegen ihre Konkur­renten bei Amazon und Google durch­setzen konnte.

Micro­soft plante ursprüng­lich, zwei große Feature-Updates pro Jahr für Windows 10 zu veröf­fent­lichen, statt ständig neue Haupt-Versionen zu entwi­ckeln, und setzte das auch einige Jahre um. Damit sollte viel­leicht der bishe­rige Fluch, dass prak­tisch jede zweite neue Windows-Haupt­version ein Flop war, durch­brochen werden. Doch im Sommer 2021 entschloss sich Micro­soft dann doch, mit Windows 11 einen Nach­folger vorzu­stellen, der auf Windows 10 aufbaut.

Windows 11 mit vorsich­tigen Design-Neue­rungen und Android-Apps

Windows 11 Windows 11
Bild: Microsoft
Die interne Bezeich­nung "21H2" für Windows 11 weist zwar noch darauf hin, dass es ursprüng­lich vermut­lich als weiteres Feature-Update für Windows 10 geplant war - doch die Fülle der Neue­rungen recht­fer­tigt durchaus auch einen ganz neuen Namen. Windows 11 wird neue Funk­tionen und opti­sche Verän­derungen mitbringen, die aller­dings nicht so revo­lutionär sind wie bei voran­gegan­genen Versionen. Micro­soft will sich bewusst davon verab­schieden, lang­jäh­rige Windows-Nutzer mit zu vielen Verän­derungen oder unaus­gereiften Ideen zu verschre­cken.

Taskleiste und Start­button bleiben erhalten, das Start­menü wander aber in die Mitte der Taskleiste. Außerdem gibt es eine opti­mierte Touch-, Pen- und Sprach­bedie­nung sowie eine bessere Unterstüt­zung für Spiele und Gaming. Micro­soft Teams wird direkt inte­griert, Windows 11 erhält einen neuen Micro­soft Store sowie eine Unterstüt­zung für Android-Apps.

Die finale Version von Windows 11 soll nach Angaben von Micro­soft ab Ende des Jahres 2021 auf neuen PCs und als kosten­loses Upgrade "für berech­tigte Windows-10-PCs" verfügbar sein. Mit einer weiten Verbrei­tung der finalen Fassung von Windows 11 im Fach­handel und auf neuen Geräten kann man in den ersten Monaten des Jahres 2022 rechnen.

Windows 10 und Windows 11 wird es ab Sommer 2021 übri­gens auch (zunächst für Geschäfts­kunden) in der Cloud als Abo-Modell geben - dies nennt sich Windows 365.

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