Entsorgt

Editorial: Fax adé

Die Deutsche Telekom geht mit der Zeit und schafft einen Kommunikationszugang ab. Alternativen zum Telefax gibt es genug.
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Die Telekom hat das Kündigungs-Fax abgeschafft. Und das ist zeitgemäß. Die Telekom hat das Kündigungs-Fax abgeschafft. Und das ist zeitgemäß.
Screenshot von web.archive.org
Das Thema ist aktuell das am meisten diskutierte in unserem Forum: Die Deutsche Telekom schafft sukzessive das Faxgerät ab. So verschwand beispielsweise auf der Onlineseite mit der Kontaktadresse der Telekom der Hinweis auf die Faxnummer bereits vor knapp einem Jahr. Statt der Faxnummer gibt es einen Link zu einer weiteren Onlineseite, auf der man ein gescanntes Dokument hochladen kann. Wer die Änderung selber sehen will: Der letzte Schnappschuss des Internet-Archivs archive.org vor der Änderung datiert vom 21. September 2014, der erste danach vom 12. Oktober 2014.

Die Telekom hat das Kündigungs-Fax abgeschafft. Und das ist zeitgemäß. Die Telekom hat das Kündigungs-Fax abgeschafft. Und das ist zeitgemäß.
Screenshot von web.archive.org
Beim Editieren der Seite hat der Bearbeiter aber den Fehler gemacht, die für Suchmaschinen wie Google wichtige, ansonsten aber versteckte Seitenbeschreibung zu aktualisieren, so dass dort weiterhin der Satz steht: "Schreiben Sie uns. Sie können uns natürlich auch über den klassischen Postweg oder per Fax erreichen. Telekom Deutschland GmbH." Dieser Satz wird folglich auch angezeigt, wenn man in einer Suchmaschine nach "Telekom Fax" sucht. Ein Klick auf den Treffer führt dann zu der Seite mit Postanschrift und Link auf das Upload-Formular, aber ohne Faxnummer.

Bisher waren die beiden zentralen Eingangs-Fax-Nummern der Telekom (0800 33 01009 Festnetz und 0800 5 330633 Mobilfunk) zwar von der Homepage verschwunden, aber dennoch weiter erreichbar. Im nächsten Schritt hat die Telekom nun ihren Mobilfunkkunden per SMS angekündigt, die Faxnummer künftig auch tatsächlich abzuschalten. Und dieser Schritt ist konsequent und richtig. Das Faxgerät ist wirklich nicht mehr zeitgemäß. Und gerade dort, wo das Fax noch derzeit noch gerne verwendet wird, weil es auf Dokumentenechtheit ankommt, ist es besonders ungeeignet.

Sicher hat das Fax einige Vorzüge: Es ist ein weltweit etablierter Standard. Viele Leute, die mit Scanner, PC und E-Mail nicht umgehen können, können ein Telefax bedienen. Andererseits werden Telefaxe immer seltener verwendet. In der Folge wird der Standby-Stromverbrauch von Abermillionen Faxgeräten weltweit im Vergleich zu deren Nutzung ein immer größeres Problem. Und da immer weniger Faxe versendet werden, werden die Faxgeräte auch immer weniger gepflegt. Steht dann doch mal die Übertragung eines wichtigen Dokuments an, kommt es nicht mehr an: Faxrolle zu Ende, Tinte eingetrocknet, Telefonkabel aus Versehen rausgezogen, Gerät defekt. Die mögliche Liste der Fehler ist lang.

Auch die TK-Unternehmen selber tragen kräftig dazu bei, dem Telefax-Dienst den Garaus zu machen. Geschätzt die Hälfte aller Telefonieanbieter, die auf IP-Übertragung setzen, komprimieren den Sprachkanal so stark, oder übertragen die Daten so unregelmäßig (Jitter, Paketverlust), dass die Telefaxgeräte sich nicht synchronisieren können. Zwar kann mit der VoIP-Erweiterung T.38 eigentlich eine sehr robuste Fax-Übertragung implementiert werden. Aber gerade die vorgenannten Billig-Anbieter mit der schlechten Leitungsqualität unterstützten meist kein T.38.

Dokumentenechtheit von Telefaxen

Lange Zeit war es üblich, Telefaxe mit der Unterschrift des Absenders als authentisch einzustufen, E-Mails mit einem gescannten Brief hingegen nicht. Diese bis heute oft vertretene Meinung ist absurd. Die am Anfang eines Dokuments übertragene Absenderkennung eines Telefaxes lässt sich ähnlich leicht fälschen wie die Absenderkennung einer E-Mail. Und die geringe Scan-Qualität eines Telefaxes - typisch etwa 100 mal 200 dpi in schwarz-weiß - macht es so gut wie unmöglich, gefälschte (zum Beispiel von einem anderen Telefax kopierte) Unterschriften zu erkennen. Bei E-Mail-Scans hat man aufgrund der höheren Auflösung (typisch 200 bis 600 dpi) und der höheren Farbtiefe (typisch 256 Graustufen oder 4 Millionen Farben) viel mehr Chancen, Manipulationen nachzuweisen. Auch die bei Graustufen oder Farbscans übliche JPEG-Kompression erzeugt typische Artefakte, die eine erneute Kompression nach einer Bildbearbeitung verraten können. Noch schwerer fällt das Fälschen übrigens, wenn das zu übertragende Dokument nicht nur gescannt, sondern mit hoher Auflösung fotografiert wurde.

Leider machen viele TK-Unternehmen die Kündigung eines Vertrags immer noch zum Hürdenlauf, bei dem man zunächst ein Online-Formular mit diversen Daten befüllen muss (und wehe, man macht einen Tipp-Fehler), dann eine E-Mail bestätigen muss und zum Schluss noch ein Telefax zu senden ist. Nur für solche Fälle betreiben viele Nutzer noch ein Faxgerät. Während das Telefax zumindest lange Jahre zeitgemäß war, waren es solche Prozeduren nie. Beide - die komplizierten Kündigungsprozeduren wie die dafür benötigten Faxgeräte - gehören entsorgt.

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