Telefonanlagen

Business-Telefonanlagen: Von ISDN zu VoIP

Früher setzten Geschäfts­kunden bei ihren Tele­fonan­lagen auf die ISDN-Technik. Mittler­weile ist VoIP nicht nur für die interne, sondern auch für die externe Tele­kommu­nika­tion auf dem Vormarsch.
Von Susanne Kirchhoff / Julian Ruecker

Höhere Anforderungen: Telefonanlagen im geschäftlichen Einsatz Höhere Anforderungen: Telefonanlagen im geschäftlichen Einsatz
Bild: teltarif.de
Busi­ness-Tele­fonan­lagen sind wesent­lich anspruchs­voller als solche, die man zu Hause mit der Familie nutzt. Für klei­nere Büros mag eine für den Privat­einsatz entwi­ckelte Telefon­anlage zwar noch ausrei­chen. Sollen jedoch mehrere Personen gleich­zeitig tele­fonieren, Tür­sprech­stellen inte­griert werden und verschie­dene Mitar­beiter an Ihrem Arbeits­platz unter einer individ­uellen Durch­wahl erreichbar sein, so benö­tigt das Unter­nehmen eine Anlage für den professio­nellen Einsatz.

Das sollte eine Busi­ness-Tele­fonan­lage können

Höhere Anforderungen: Telefonanlagen im geschäftlichen Einsatz Höhere Anforderungen: Telefonanlagen im geschäftlichen Einsatz
Bild: teltarif.de
Neben den heute auch im Privaten übli­chen Funk­tionen wie etwa Halten, Rück­frage und Makeln stellen Geschäfts­kunden in der Regel weitere Anforde­rungen an eine Telefon­anlage. Üblicher­weise wird eine Haupt­rufnummer in Kombi­nation mit je einer Durch­wahl pro Mitar­beiter einge­setzt. Dieses Verfahren bezeichnet man als Direct Dial In (DDI). Weitere übliche Features sind das Heran­holen eines Anrufs von einer anderen Neben­stelle, falls ein Mitar­beiter nicht am Platz ist, Konfe­renz­schal­tungen mit mehreren Teil­nehmern, auto­mati­sche Ruf­umleitung aufs Smart­phone bei Außen­terminen oder die soge­nannte Partner-Funk­tion (früher auch als "Sekre­tärinnen-Schal­tung" bekannt), bei der Anrufer in der Warte­schleife Musik oder Ansagen hören. Auch PC-Schnitt­stellen wie CAPI/TAPI sind möglich, sodass der Nutzer beispiels­weise Kontakte aus dem Adress­buch von Micro­soft Outlook direkt anwählen kann. Viele Büros verwenden auch Fax2Mail-Gate­ways, mit deren Hilfe Fax­nach­richten auto­matisch an eine E-Mail-Adresse weiter­geleitet werden.

Beson­ders wichtig für Geschäfts­kunden ist die Erwei­terbar­keit der Tele­fonan­lage. Dies lässt sich heute auf mindes­tens zwei Wegen errei­chen. Klas­sische Tele­fonan­lagen von bekannten Herstel­lern wie Auers­wald, Mitel (ehem. Aastra) oder Siemens lassen sich durch Steck­karten und Module erwei­tern. Ob mehr Teil­nehmer, eine Türsprech­stelle oder eine Faxweiche - die Möglich­keiten sind viel­fältig. Das macht derar­tige Tele­fonan­lagen flexibel in puncto Funk­tions­umfang und der Anzahl von Neben­stellen. Wer vor allem auf VoIP-basierte Dienste setzt, für den kann sich eine Soft­ware-basierte Lösung lohnen, die auf einem PC oder Server instal­liert wird. Hier gibt es beispiels­weise zahl­reiche Distri­butionen, die auf der Open-Source-Soft­ware Aste­risk basieren.

ISDN war gestern: Die Zukunft heißt All-IP

Infrastruktur einer ISDN-Telefonanlage Infrastruktur einer ISDN-Telefonanlage
Grafik: Auerswald
Der Siegeszug der Telefon­anlagen begann in den 90er Jahren mit der zuneh­menden Verbrei­tung von ISDN-Anschlüssen, allen voran die verschie­denen Eumex-Modelle der Telekom. Mittler­weile befindet sich die ISDN-Tech­nologie jedoch auf dem abstei­genden Ast. In Deutsch­land und Europa wird die Umstel­lung von Analog- und ISDN-Systemen auf All-IP-Anschlüsse beständig voran­getrieben. Sprache (Voice over IP - VoIP) und andere Daten können dann einheit­lich über das Internet-Proto­koll (IP) über­tragen werden. All-IP-Anschlüsse werden bereits von zahl­reichen Provi­dern in Deutsch­land ange­boten. Als letzter großer Anbieter voll­zieht die Telekom den Wechsel zu VoIP. Bis 2018 sollten alle bestehenden ISDN-Anschlüsse abge­schaltet und auf All-IP-Basis umge­stellt worden sein.

Infrastruktur einer VoIP-Anlage Infrastruktur einer VoIP-Telefonanlage
Grafik: Auerswald
Firmen-Tele­fonan­lagen, die bisher mit ISDN genutzt wurden, können in vielen Fällen weiter­hin verwendet werden. Viele Unter­nehmen setzen für interne Gespräche ohnehin bereits auf VoIP, da hier einfach eine Kosten­ersparnis durch die Nutzung des bestehenden IP-basierten Unter­nehmens­netzwerks zu erzielen ist, das sich über viele verschie­dene Stand­orte erstre­cken kann. Router und Anlage müssen jedoch VoIP-fähig sein. Die Anlage ist über einen LAN-Port mit dem Router verbunden. Da über das Internet tele­foniert wird, benö­tigt der Kunde eine ausrei­chende Band­breite. Wer sein ISDN-Alt-System weiter verwenden möchte, kann auch ein IP-Gateway zwischen­schalten. Aller­dings entstehen bei der Umwand­lung von ISDN auf VoIP zusätz­liche Fehler­quellen und die Sprach­qualität kann beein­trächtigt werden. Daher empfiehlt sich die Inves­tition in eine VoIP-fähige Anlage.

Verschlüs­selung: Sicher­heit für die Geschäfte

Telefonhörer Telefon Festnetz Telefonanlagen im geschäftlichen Einsatz stellen hohe Anforderungen
Foto: dpa
Im geschäft­lichen Einsatz spielen Sicher­heit und Daten­schutz eine noch größere Rolle als bei der privaten Tele­fonie. Es ist daher unbe­dingt zu beachten, dass sämt­liche VoIP-Geräte mit moderner Verschlüs­selungs­technik ausge­stattet sind. Wenn beispiels­weise der Geschäfts­führer über ein Telefon mit Verschlüs­selung verfügt, der Mitar­beiter, mit dem er tele­foniert, jedoch nicht, so kann das komplette Gespräch über das unver­schlüs­selte Gerät von Dritten belauscht werden.

Gene­rell werden zur VoIP-Tele­fonie zwei Proto­kolle verwendet: Das SIP-Proto­koll (Session Initia­tion Protocol) für den Verbindungs­aufbau und das RTP (Real-Time Trans­port Protocol) für die Sprach­über­tragung. Bei einer normalen SIP/RTP-Verbin­dung sind die Daten unver­schlüsselt. Daher sollte im geschäft­lichen Umfeld unbe­dingt auf die verschlüs­selten Vari­anten SIPS (SIP Secure) und SRTP (Secure RTP) zurück­gegriffen werden. Beim SIPS-Proto­koll werden die Tele­fonan­lage und das IP-Telefon zusätz­lich über das Verschlüs­selungs­protokoll TLS (Trans­port Layer Secu­rity) abge­sichert. Sobald die Verbin­dung aufge­baut ist, kommt das SRTP-Proto­koll zum Einsatz, das die Sprache in verschlüs­selte Daten­pakete verpackt und von der IP-Telefon­analage über das Internet zum Empfänger-Telefon sendet. Mitge­sendet wird ein Schlüssel, der es dem Empfänger ermög­licht, die Sprach-Daten zu entschlüs­seln. So können die verschlüs­selten Tele­fonate nicht von Dritten abge­hört werden.

Alter­nativen zu Tele­fonan­lagen sind kosten­freie Tele­fonkon­ferenzen und natür­lich auch kosten­lose Video-Konfe­renz-Dienste.

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