Telefonanlagen

Eine Telefonanlage zuhause einsetzen

Wer mehrere Tele­fonlei­tungen gleich­zeitig nutzen will, sollte eine Tele­fonan­lage verwenden. Dies kann eine DECT-Basis­station, eine FRITZ!Box-Lösung oder ein Kombi-Gerät sein.
Von Susanne Kirchhoff /

Telefonieren zuhause: Tarife, Dienste und Endgeräte Telefonieren zuhause: Tarife, Dienste und Endgeräte
Bild: teltarif.de
Eine eigene Tele­fonan­lage im Haus ergibt erst dann Sinn, wenn mehr als ein Telefon (und damit auch mehrere Telefon­nummern) genutzt werden sollen. Gerade wenn viele verschie­dene Familien­mitglieder unter einem Dach wohnen und jeder seine Privat­sphäre wahren möchte oder wenn sich ein Home-Office im Haus befindet, können Telefon­anlagen die Vertei­lung der Anrufe über­nehmen. Zudem ist es möglich, kostenlos interne Gespräche zu führen und externe Gespräche ge­gebenen­falls an einen anderen Teil­nehmer zu über­geben.

Mehrere Rufnum­mern, Anklopfen und Makeln sind heute nahezu Stan­dard

Klas­sische Dienst­merkmale wie Mehr­fach­rufnummern (MSN), Ruf­nummern­übermittlung (CLIP), Rufnummern­unter­drückung (CLIR), Anklopfen (CW) sowie Gespräch halten und Makeln (HOLD) bieten heute die meisten Telefon­anschlüsse, unab­hängig von der zugrunde liegenden Technik. In einigen Tarifen ist aller­dings nach wie vor nur eine Leitung oder nur eine Rufnummer vorge­sehen.

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Im Grunde genommen kann schon eine einfache DECT-Basis­station als Telefon­anlage fungieren, wenn diese die Regis­trie­rung von verschie­denen Mobil­teilen für unter­schied­liche Rufnum­mern unter­stützt. So können zum Beispiel in einer Familie sowohl die Kinder als auch die Eltern jeweils über ein eigenes Mobil­teil mit sepa­rater Ruf­nummer verfügen. Um Streit zu ver­mei­den, sollten in einem solchen Fall aller­dings auch mindes­tens zwei Tele­fonlei­tungen vorhanden sein, sodass mehr als ein Gespräch zur glei­chen Zeit geführt werden kann. In der Vergan­genheit wurde dies vorwie­gend über einen klas­sischen ISDN-Anschluss reali­siert, mitt­lerweile haben alle Anbieter auf IP-basierte Tele­fonie umge­stellt, unter anderem aus Kosten­gründen. Ein solcher NGN-Anschluss wird heut­zutage in der Regel bei der Buchung eines Komplett­an­schlus­ses für Tele­fonie und Internet geschaltet.

Tele­fonan­lagen-Funk­tionen in IADs und WLAN-Router-Kombis

Zu NGN-Anschlüssen liefern die Tele­fonan­bieter übli­cher­weise ein Gerät für den Internet- und Tele­fonzu­gang (Inte­grated Access Device, IAD) mit, das eben­falls über einige Tele­fonan­lagen-Funk­tionen verfügt. Der Funk­tions­umfang und die Möglich­keit zur eigen­stän­digen Konfi­gura­tion durch den Nutzer kann je nach Modell sehr unter­schied­lich sein. In der Regel sind mehrere Anschlüsse für analoge Tele­fone und bei einigen auch ISDN-Ports vorhanden. Ist das Gerät für den Tele­fonan­bieter "gebrandet" und vorkon­figu­riert, hat der Kunde meist kaum Möglich­keiten, Ände­run­gen vorzu­nehmen. So ist die zusätz­liche Nutzung von alter­nativen VoIP-Anbie­tern mit diesen Geräten teil­weise nicht möglich - oder zumin­dest in den Werks­einstel­lungen nicht vorge­sehen. Inzwi­schen gibt es aber auch einige gebran­dete WLAN-Modelle, die andere VoIP-Dienste unter­stützen.

Erhält der Kunde hingegen ein Gerät, das auch frei auf dem Markt erworben werden kann, wie etwa eine FRITZ!Box, so steht meist eine größere Reihe von Features zur Verfü­gung. VoIP: Telefonieren über das Internet VoIP: Telefonieren über das Internet
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Diese und ähnliche Kombi-Geräte inte­grieren eine Viel­zahl von Funk­tionen wie etwa DECT-Basis­station, VoIP-Adapter oder auch DSL-Modem und WLAN-Router. Für die VoIP-Tele­fonie sind etwa je 100 kBit/s im Up- und Down­load erfor­derlich, ein DSL-16000-Anschluss ist daher ausrei­chend. In vielen Haus­halten hat diese Kombi­nation von Features in einem Gerät mitt­lerweile die klas­sische Telefon­anlage abge­löst.

Wichtig für den Heim­gebrauch einer Tele­fonan­lage ist ihre möglichst einfache Konfi­gura­tion, die der Nutzer heute in der Regel bequem über den Web-Browser durch­führen kann. Auch virtu­elle Lösungen von VoIP-Anbie­tern wie easy­bell, sipgate oder dus.net kann der Nutzer so verwalten. Hard­ware-Tele­fonan­lagen lassen sich hingegen oft auch über die Tele­fontas­tatur einrichten. Bekannte Hersteller von Geräten sind beispiels­weise Agfeo, Auers­wald und Gigaset.

Telekom: Umstel­lung der ISDN- und Analog-Tele­fonie auf All-IP

Um die Geschwin­digkeit ihrer VDSL-Anschlüsse von 50 MBit/s auf 100 MBit/s zu erhöhen, plante die Telekom bis 2016 eine komplette Umstel­lung der durch VDSL reali­sierten ISDN- und Analog-Anschlüsse auf IP-Tele­fonie. Bis Ende 2018 sollte die Umstel­lung auch für alle anderen Kunden mit kombi­niertem DSL- und Festnetz­anschluss abge­schlossen sein. In Zukunft werden jedem Kunden auto­matisch zwei Leitungen und mehrere Rufnum­mern zur Verfü­gung gestellt und nach Auskunft des Anbie­ters soll sich auch die Sprach­qualität verbes­sern. Für beide Benut­zergruppen geht die Umstel­lung mit einer Kündi­gung der Verträge einher. Ledig­lich Kunden mit einem einfa­chen analogen Fest­netz­anschluss werden - aufgrund einer rein tech­nischen Lösung - nichts von der Umstel­lung bemerken und können auch zukünftig ihre analogen Endge­räte verwenden.

ISDN-Tarife werden seitens der Telekom nicht mehr ange­boten, entspre­chende ISDN-End­geräte können aber über einen Router mit S0-Bus oder mit einem Speed­port ISDN-Adap­ter weiter­hin verwendet werden. Bei der Adapter-Lösung ist aller­dings das Weiter­leiten zu eben­falls ange­schlos­senen Analog- und DECT-Geräten nicht mehr möglich. Analoge Geräte können zukünftig direkt mit der TAE-Buchse des Routers verbunden werden. Wer mehr als zwei Geräte benutzen möchte, muss gege­benen­falls auf die ISDN-S0-Schnitt­stelle zurück­greifen. Der bisher erfor­derliche NTBA für ISDN-Geräte sowie der Splitter für den Betrieb von analogen Endge­räten über eine DSL-Leitung fallen weg.

Auch andere Anbieter klas­sischer ISDN-Fest­netz­anschlüsse haben auf IP-Tele­fonie umge­stellt - Versatel garan­tierte seinen Bestands­kunden aber noch bis 2020 einen ISDN-Anschluss, Voda­fone bis 2022.

Energie sparen mit Kombi-Geräten

Von der Grund­ausstat­tung her ähneln sich die meisten Tele­fonan­lagen sehr: Ver­mittlungs­funktionen sind weit­gehend stan­dardi­siert, Dienst­merk­male wie Gespräche halten oder Rück­fragen beherr­schen alle Geräte. Ist ein DSL-WLAN-Router im Haus­halt vorhanden, können diese Funk­tionen beim Kauf einer Anlage vernach­lässigt werden. Zu bedenken ist dabei immer, dass eine Telefon­anlage dauer­haft am Strom­netz hängt, genauso wie ein WLAN-Router. Daher ergibt es durchaus Sinn, hier nur auf ein Gerät zu setzen, beson­ders bei einer voll­stän­di­gen Neuan­schaf­fung. Dafür bietet sich ein All-in-One-Gerät an, mit inte­grierter Tele­fonan­lage, DSL-Modem und WLAN-Router.

Anders gestalten sich die Anfor­derungen im geschäft­lichen Einsatz. In unserem Ratgeber zu Tele­fonan­lagen für Unter­nehmen gehen wir auf dieses Thema näher ein. Suchen Sie hingegen nach einem allge­meinen Über­blick zu Tele­fonan­lagen, finden sie grund­sätz­liche Tipps und Hinter­grund­infos auf unserer Einstiegs­seite.

Alter­nativen zu Tele­fonan­lagen sind kosten­freie Tele­fonkon­ferenzen und natür­lich auch kosten­lose Video-Konfe­renz-Dienste.

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