Interview

Thorsten Dirks: Drei Netze sind besser als zwei

Im Gespräch mit der "Welt" erklärt Telefónica-CEO Thorsten Dirks, warum die Fusion von o2 und E-Plus nötig war und warum sie gut für den Wettbewerb in der deutschen Mobilfunkbranche ist.
Von Marie-Anne Winter

Telefónica-CEO Thorsten Dirks über die Fusion von E-Plus und o2. Telefónica-CEO Thorsten Dirks über die Fusion von E-Plus und o2.
Bild: Telefonica
Der Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks hat im vergangenen Jahr das vermutlich spannendste Projekt der Mobilfunkbranche in Deutschland übernommen: die Fusion von Telefónica und E-Plus. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt erklärt er, warum zwei Netze besser als eins sind.

Telefónica-CEO Thorsten Dirks über die Fusion von E-Plus und o2. Telefónica-CEO Thorsten Dirks über die Fusion von E-Plus und o2.
Bild: Telefonica
Auf die Feststellung, dass die Netze von Telekom und Vodafone doch jeweils für sich besser als das Netz von Telefónica seien, entgegnet Dirks: "Wir haben bereits jetzt das beste UMTS-Netz. Unsere Kunden profitieren vom National Roaming, mit dem wir die UMTS-Netze von o2 und E-Plus für alle Kunden geöffnet haben." Außerdem würde Telefónica den Ausbau von LTE massiv voran treiben. Bis Ende des Jahres sollen drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland mit LTE erreicht werden. Nach wie vor liefen aber 70 Prozent des gesamten Datenverkehrs über UMTS - und zwar auch bei den Wettbewerbern.

Auch die Bemerkung, dass dieses Jahr kein gutes für den Wettbewerb sei, weil es in Deutschland statt vier jetzt nur noch drei Netzbetreiber geben würde, kann Dirks nicht so stehen lassen: "Einspruch. Auch mit drei Netzbetreibern ist der Markt weiter sehr dynamisch. So sind in den letzten Jahren viele neue Anbieter hinzugekommen - davon profitieren die Verbraucher. Es stehen ja nicht nur die Netzbetreiber im Wettbewerb miteinander, sondern alle Marktteilnehmer. Etliche dieser Anbieter sind auf unseren Netzen unterwegs, wie beispielsweise 1&1 oder die Drillisch-Marken. Im Prepaid-Markt spielen Marken wie Aldi Talk mittlerweile die weitaus größere Rolle."

Drei statt zwei LTE-Netze

Bei der Fusion sei es vor allem darum gegangen, einen wettbewerbsfähigen dritten Netzbetreiber auf Augenhöhe zu schaffen. In einem Markt, in dem Skaleneffekte für datenzentrierte Geschäftsmodelle entscheidend sind, hätten die beiden kleinen Anbieter langfristig keine echte Chance gegen die beiden Großen gehabt. Ohne die Fusion hätte es am Ende nur noch zwei LTE-Netze in Deutschland gegeben, weil die beiden Kleinen die nötigen Investitionen für den LTE-Ausbau für sich allein nicht hätten stemmen können. Jetzt gebe es aber drei Netze der vierten Generation - und davon profitierten zuallererst die Verbraucher.

Überhaupt sieht Dirks für die europäischen Netzbetreiber im globalen Maßstab nur Überlebenschancen, wenn die Konsolidierung weiter ginge. In Europa gebe es mehr als 60 Mobilfunkanbieter, in den USA gerade einmal vier. Im globalen Wettbewerb müssten sich die vergleichsweise kleinen europäischen Netzbetreiber gegen viel größere Konkurrenten bestehen.

Zum Thema Netzneutralität sagte Dirks, dass sein Unternehmen mit allen Interessenten sprechen würde. Grundsätzlich fände er den Kompromiss in der EU ausgewogen. Es gehe schließlich auch darum, den Netzbetreibern zusätzliche Erlösquellen zu erschließen, damit sie weiter massiv in den Netzausbau investieren können. Auch in Zukunft bleibe der Netzzugang prinzipiell diskriminierungsfrei, auch wenn es künftig Dienste gebe, die beim Datenaustausch zwingend vorrangig behandelt werden müssten, etwa vernetzte autonome Fahrzeuge oder telemedizinische Anwendungen.

Mehr Kapazität

Auf die Frage, ob der Breitbandausbau in Deutschland schnell genug vorankomme, antwortete Dirks: "Auch wenn ich ein ungeduldiger Mensch bin, sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Das Ziel der Bundesregierung ist eine flächendeckende Versorgung mit 50 MBit/s bis 2018. Darauf sollten wir uns alle konzentrieren. Am Ende kann allerdings auch das nur ein Etappenziel sein. Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir den Weg in die Gigabit-Gesellschaft schaffen."

In Deutschland gebe es bereits sehr gute Mobilfunknetze. Noch seien die Mobilfunker dabei, die vierte Mobilfunk-Generation in den Massenmarkt zu bringen. Erste 5G-Geräte werde es 2018 geben, wenn auch nur in geringer Stückzahl. Der 5G-Standard unterscheide sich deutlich von seinen Vorgängern. Es gehe dabei nicht nur um höhere Geschwindigkeiten, sondern vor allem um mehr Kapazität in den mobilen Netzen.

Mehr zum Thema E-Plus-Übernahme