Knifflig

Telekom USA: Ein langer Weg zum Erfolg

Als Telekom-Chef Ron Sommer in den USA einstieg, wurde er belä­chelt bis kriti­siert. Sein Nach-Nach-Nach­folger Tim Höttges könnte jetzt die Ernte einbringen.
Von der Bilanzpressekonferen der Telekom berichtet

Ron Sommer hat die Aktivitäten der Telekom in den USA begonnen. Mit der neuen T-Mobile kann Tim Höttges jetzt wohl das Projekt vollenden und weiterentwickeln. Ron Sommer hat die Aktivitäten der Telekom in den USA begonnen. Mit der neuen T-Mobile kann Tim Höttges jetzt wohl das Projekt vollenden und weiterentwickeln.
Bild: Picture Alliance / dpa
Ein wesent­liches Thema der Bonner Telekom Bilanz­pres­sekon­ferenz am gest­rigen Tage war die USA, genauer gesagt die derzeit statt­findende Fusion von T-Mobile USA und Sprint. Telekom Chef Tim Höttges erläu­terte noch­mals ausführ­lich die Details dieser im Grunde seit 2017 und 2018 laufenden Ange­legen­heit, die Ursprünge der Telekom-Akti­vitäten in den USA liegen sogar noch weiter zurück.

Es geht um 120 Milli­arden Dollar

Bei der jetzt anste­henden Fusion gehe es um einen Volumen von rund 120 Milli­arden US-Dollar (etwa 108 Milli­arden Euro). Dabei betont Höttges, dass diese Trans­aktion Kapital scho­nend ablaufen werde, alleine durch Ausgabe neuer T-Mobile-US-Aktien. Die New-T-Mobile werde zusammen alleine rund 140 Millionen Kunden haben. Zum Vergleich: In Europa hat die Telekom rund 130 Millionen Kunden (mit Mobil­funk, Fest­netz und/oder Breit­band). Keine einzige Tele­kommu­nika­tions­gesell­schaft sei so gut aufge­stellt, weder dies­seits noch jenseits des Atlan­tiks. Höttges ist sich sicher, dass es auch Deutsch­land gut tue, wenn ein deut­sches bzw. euro­päisches Unter­nehmen in einer Schlüs­selin­dustrie in den USA eine führende Rolle einnehme.

Aufre­gendste Heraus­forde­rung

Ron Sommer hat die Aktivitäten der Telekom in den USA begonnen. Mit der neuen T-Mobile kann Tim Höttges jetzt wohl das Projekt vollenden und weiterentwickeln. Ron Sommer hat die Aktivitäten der Telekom in den USA begonnen. Mit der neuen T-Mobile kann Tim Höttges jetzt wohl das Projekt vollenden und weiterentwickeln.
Bild: Picture Alliance / dpa
Für Höttges war das die bisher aufre­gendste und größte unter­nehme­rische Heraus­forde­rung seiner Lauf­bahn. Höttges zeich­nete die wech­selhafte Geschichte der Akti­vitäten von Telekom/T-Mobile in den USA nach. 2011 war der Verkauf der USA-Akti­vitäten an AT&T geschei­tert. Randall Stephenson, der bullige Chef des ameri­kani­schen Markt­führers hatte sich damals ziem­lich sicher gefühlt, als die Deut­sche Telekom ihre damals schwä­chelnde USA-Tochter an AT&T verkaufen wollte. Er schien sich absolut sicher zu sein, den MegaDeal geneh­migt zu bekommen, und erlaubte deshalb Höttges Vorgänger René Ober­mann sogar eine Miss­erfolgs­klausel aufzu­nehmen, die eine Nutzung von AT&T-Frequenzen und drei Milli­arden US-Dollar Cash vorsah, falls der Deal schei­tern würde. Der Deal wurde nicht geneh­migt, AT&T musste zahlen. „Das war die Initi­alzün­dung für den Erfolg von T-Mobile in den USA.“

Jeder verdient (fast) sein eigenes Geld

2012 wurde bei T-Mobile eine strikte „Self funding“-Politik einge­führt. Das bedeutet, T-Mobile USA musste sein Geld selbst verdienen. 2013 wurde der Netz­betreiber Metro PCS über­nommen und inte­griert, das war der Start­schuss des „Uncar­rier“-Konzeptes, das mit origi­nellem und auch aggres­siven Auftreten auf dem ameri­kani­schen Markt einher­ging.

2016 wurde das Prinzip der Eigen­finan­zierung etwas aufge­weicht, die Telekom Mutter half der expan­siven Tochter mit 54 Milli­arden Dollar (über 9 Jahre) aus, was sich am Ende aber gelohnt hat. Der Börsen­wert der USA-Tochter ist von 11 Milli­arden auf rund 86 Milli­arden gestiegen, der Anteil der Telekom selbst ist heute alleine 50 Milli­arden wert. 2017 sah man die erste Chance durch eine Fusion mit Sprint. Zunächst konnte man sich nicht einigen, blieb aber in Kontakt. Am Ende kam die Fusion dann doch in Fahrt.

Der Haupt­grund für die Fusion waren die bei Sprint vorhan­denen Funk-Frequenzen („Spek­trum“), die in den USA auf Lebens­zeit verkauft werden. Schon jetzt (ohne Sprint) kann T-Mobile USA auf 600 MHz mit die höchste Flächen­deckung mit 5G-Diensten anbieten. Mit den Sprint-Frequenzen ist das Jahr­hundert­projekt "nati­onwide" Versor­gung zu schaffen.

Neuver­hand­lung der Über­nahme-Details?

Ob es nach der juris­tischen Lösung aller anste­henden Problem zu einer Neuver­hand­lung der Bewer­tung von US Sprint komme, sei eine Frage der bila­teralen Bezie­hungen. „Wir beab­sich­tigen ein schnelles Closing“. Vorher sind noch zwei Schritte zu voll­ziehen: Die Geneh­migung nach dem „Tunney“-Gesetz und der Spruch der CPUC-Behörde in Kali­fornien.

Der Tunney Act ist ein Gesetz, das wich­tige Fusionen behan­delt und im Kern das Kartell­recht betrifft. Die CPUC ist eine kali­forni­sche Behörde. Sie regu­liert Dienste und Infra­struk­turan­bieter und schützt die Verbrau­cher, „bewacht“ die Umwelt und soll sicher stellen, dass die Bürger Kali­forniens eine sichere und zuver­lässige Infra­struktur bekommen, inklu­sive Strom, Gas, Wasser, Eisen­bahn, Öffent­licher Nahver­kehr und Tele­kommu­nika­tion, also im Prinzip die kali­forni­sche Version der BNetzA inkl. Umwelt­minis­terium. Vermut­lich wird die Behörde das geneh­migen, nur könnte das noch ein klein wenig dauern.

Closing bis 1. April?

Eigent­lich war für das Closing der 1. April ins Auge gefasst worden, aber ob das klappt, ist derzeit nicht abschlie­ßend zu sagen. Da der soge­nannte „Long Stop Day“, bis wann die Fusion voll­zogen sein sollte, schon vorbei ist, müssen noch einige Details neu geklärt werden. Rein formal haben beide Partner im Moment keine Verpflich­tung mehr, das Agree­ment zu erfüllen.

Chemie der Chefs stimmt

Auf Gerüchte ange­spro­chen, wonach es zwischen Telekom Chef Höttges und T-Mobile US Chef John Legere „gefunkt“ haben könnte, wehrt Höttges ab. „Zwischen uns passt kein Blatt“. In der Tat gilt Höttges als größter Fan von Legere und bewun­dert dessen unkon­ventio­nelle Art, „der die Marke 'T' regel­recht lebt“. John Legere wurde übri­gens von René Ober­mann „entdeckt“ und einge­stellt.

Was bedeutet die Fusion für die Deut­sche Telekom?

Der US-Anbieter AT&T hat eine Markt­kapi­tali­sierung von 274 Milli­arden US-Dolllar, bei Verizon sind es 242 Milli­arden. Die fusio­nierte New T-Mobile käme auf 120 Milli­arden und Höttges hat die feste Absicht, diese Lücke noch kleiner werden zu lassen. Schaut man sich die Kunden­zahl an, liegen alle drei in etwa gleich. AT&T hat etwa 150 Millionen, Verizon etwa 140 Millionen, genauso viel wie die neue T-Mobile, die eben­falls bei 140 Millionen Kunden liegen dürfte. Von daher sind Höttges Vorstel­lungen nicht ganz unrea­listisch.

Der span­nende Fusions-Krimi geht weiter. teltarif.de wird Sie auf dem Laufenden halten.

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