Themenspecial Breitband-Internet Breitbandausbau

Hier wird gebaut: Mit Erdraketen in die Gigabit-Zukunft

Um Privathaushalte mit Breitband zu versorgen, setzen viele Netzbetreiber im Ausbau auf Erdraketen. So auch die Deutsche Glasfaser in Beverstedt. Daneben nutzen Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder M-net auch andere Verfahren für den Breitbandausbau.
Von Marc Hankmann

Erdrakete Pressbohrung Glasfaser Eine Erdrakete bohrt sich mit Pressluft vom Bürgersteig bis kurz vor die Kellerwand. Der Vorgarten bleibt intakt.
Deutsche Glasfaser/Marie Monecke
Für insgesamt 3700 Haushalte in Beversedt, Lunesedt, Stubben, Bokel, Wachholz und Wehldorf baut die Deutsche Glasfaser ein FTTH-Netz, verlegt die Glasfaser also bis ins Haus. Damit Auffahrten und Gärten weitestgehend unversehrt bleiben, nutzt das Unternehmen Erdraketen. Dabei handelt es sich um eine Pressbohrung, bei der ein Bodenverdrängungshammer, eben die Erdrakete, mit Druckluft durch das Erdreich getrieben wird. In der so entstandenen Röhre wird dann das Glasfaserkabel verlegt, ohne dass die Oberfläche angerührt werden muss.

Dagegen nutzt beispielsweise die Deutsche Telekom im Landkreis Lüneburg das Trenching-Verfahren, bei dem ein kleiner Graben ausgehoben wird, in dem dann die Glasfaser verlegt wird. Die Telekom verlegt in Lüneburg über 3900 Kilometer Glasfaser und schließt dadurch in 28 Gemeinden über 15 400 Haushalte an. Sie können in Zukunft mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen. Erdrakete Pressbohrung Glasfaser Eine Erdrakete bohrt sich mit Pressluft vom Bürgersteig bis kurz vor die Kellerwand. Der Vorgarten bleibt intakt.
Deutsche Glasfaser/Marie Monecke

Highspeed für Unternehmen

Neben Beverstedt hat die Deutsche Glasfaser in den vergangenen Wochen mehrere Unternehmen an ihr Netz angeschlossen beziehungsweise den Zuschlag für den Ausbau erhalten. So bekommen die Gewerbegebiete in Maintal demnächst symmetrischen Bandbreiten von mindestens 200 MBit/s bis 10 GBit/s. Die Ausbaupla­nungen mit der Stadtverwaltung sollen im vierten Quartal 2018 angegangen werden. Im nächsten Frühjahr rollen dann die Bagger an, sodass die ersten Unternehmen Ende 2019 über Glasfaser im Internet surfen können. Auch im rund 30 Autominuten entfernten Mainhausen schließt die Deutsche Glasfaser von 30 Gewerbegebieten 18 in sieben Kommunen an ihr FTTH-Netz an.

Im benachbarten Nordrhein-Westfalen erschließt der Netzbetreiber mehrere Gewerbegebiete im Kreis Pader­born: Für 14 Gewerbegebiete in Delbrück greift das Unter­nehmen auf das regionale Wirtschaftsförderprogramm des Landes zurück. In Borchen wird das an der Bundesautobahn A33 gelegene Gewerbegebiet sowie die Gewerbegebiete im Stadtgebiet von Paderborn, Alme (Heinz-Nixdorf-Ring), Benhauser Feld und Mönkeloh in Zukunft mit Glasfaser versorgt. In Borchen sowie im Paderborner Stadtteil Dahl ist auch die Telekom aktiv und baut ihr Netz auf bis zu 100 MBit/s aus.

Fast in ihrer Heimat befindet sich die Deutsche Glasfaser mit dem Ausbauprojekt in Straelen. Das im münsterländischen Borken ansässige Unternehmen gehört zur niederländischen Investmentgesellschaft Reggeborgh. Straelen liegt rund fünf Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt. Dort hat die Deutsche Glasfaser bereits die ersten Unternehmen in den Gewerbegebieten Hetzert, Boekholter Weg, Zand und An der Bleiche an das Glasfasernetz angeschlossen.

Hamburger Hafen wird flott

Auch die Telekom sorgt für steigende Download-Geschwindigkeiten. In den Gewerbegebieten Im Forstgarten, Konrad-Zuse-Straße und Ringstraße in der Gemeinde Kirkel starteten die Bonner die Vorvermarktung für Glasfaseranschlüsse mit bis zu 1 GBit/s. Entscheiden sich 30 Prozent der dort ansässigen Firmen für einen Glasfaseranschluss, baut die Telekom die Gewerbegebiete im kommenden Jahr aus.

Ein absolutes Vorzeigeprojekt ist der Ausbau des Hamburger Hafens. Über 1000 Unternehmen sollen hier ab dem 2. Quartal 2019 Höchstgeschwindigkeiten bis zu 1 GBit/s nutzen können. Dafür verlegt die Telekom rund 80 Kilometer Glasfaser und stellt 28 neue Netzverteiler auf. Gestartet wird in den Hafengebieten Stenzelring I und II, auf der Peute und Kleiner Grasbrook. Darüber hinaus hat die Telekom außerhalb des Hafengebiets die Vermarktung von Glasfaseranschlüssen in den Hamburger Gewerbegebieten Großmoorring, Am Neumarkt und Heegbarg erfolgreich abge­schlossen. Insgesamt will der Netzbetreiber im Hamburger Stadtgebiet 7000 Betriebe an das Glasfasernetz anschließen. Telekom Hamburger Hafen Telekom-Geschäftsführer Geschäftskunden Hagen Rickmann, Hafen-Chef Jens Meier, Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch, Telekom-Vorstand Dirk Wössner und Thomas Krieger, Leiter Technik Nord, beim Spatenstich im Hamburger Hafen (v.l.n.r.)
Deutsche Telekom

Telekom schaltet einen Gang höher

Daneben setzt die Telekom weiterhin auf die Vectoring-Technologie. In den vergangenen Wochen hat sie für 317 000 Haushalte die maximale Bandbreite von 50 auf 100 MBit/s erhöht. Dafür waren lediglich Eingriffe in die grauen Verteilerkästen am Straßenrand notwendig. Bis Ende 2019 wollen die Bonner mit Super-Vectoring die Geschwindigkeit auf bis zu 250 MBit/s erhöhen. Durch Netzmodernisierungen kann die Telekom zudem nun weiteren 515 000 Haushalten Anschlüsse mit bis zu 100 MBit/s anbieten. Seit Anfang Juni können dann noch einmal 204 000 Haushalte in 163 Kommunen mit maximal 100 MBit/s im Internet surfen.

Abseits dieser Pläne können die Haushalte in Waldfeucht (Ortsteile Bocket und Frilinghoven) und in Waldheim (Ortsteile Meinsberg, Reinsdorf und Vierhäuser) ab sofort mit bis zu 100 MBit/s im Internet surfen. In Wittnau (Breisgau) beginnen die Ausbauarbeiten, während sie in Prichsenstadt (Ortsteile Bimbach, Brünnau und Järkendorf) just beendet wurden. In Burkhardtsdorf, Gornsdorf und Thalheim/Erzgebirge hat die Telekom die Planungen für den Ausbau auf bis zu 100 MBit/s in Angriff genommen und in Hohenkammer sind die Verträge für einen 50-MBit/s-Ausbau unter Dach und Fach.

300 MBit/s für Ried und Umgebung

Deutsche Glasfaser und Telekom sind aber nicht die einzigen, die ausbauen. Im Süden der Republik kooperieren die M-net und die miecom Netzservice für den weiteren Ausbau der Gemeinde Ried. Vor einigen Jahren haben beide im Rahmen des ersten Bayerischen Förderprogramms in Ried und allen umliegenden Ortsteilen Glasfaser bis zum Kabelverzweiger (FTTC) verlegt, sodass maximal 50 MBit/s erreicht wurden. In den Ortsteilen Asbach, Burgstall, Rettenbach, Riedhöfe und Sirchenried steht nun die nächste Ausbaustufe mit FTTH an. In den kommenden zwei Jahren wird miecom 19 Kilometer Glasfaserkabel verlegen, um 74 Gebäude zu erschließen. M-net betreibt das Netz und wird Internetanschlüsse mit bis zu 300 MBit/s anbieten.

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