Viele Gräben: So steht es um den Breitbandausbau
Man kann den Netzbetreibern keine Untätigkeit vorwerfen. Mit rund 60.000 Kilometern Glasfaser hat die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr verlegt als 2017. 8,8 Millionen Haushalte haben 2018 von den Bonnern höhere Bandbreiten erhalten. Insgesamt können 26 Millionen Haushalte mit maximal 100 MBit/s im Internet surfen. Dafür hat die Telekom auch in den beiden letzten Wochen des vergangenen Jahres weiter ausgebaut.
Auch im vergangenen Jahr haben viele Haushalte schnellere Internetzugänge bekommen. Das Versorgungsziel wurde trotzdem nicht erreicht.
Deutsche Telekom
In den vergangenen zwölf Monaten haben die Bonner 23.000 Verteilerkästen aufgestellt. Insgesamt gehören der Telekom nun 177.600 dieser grauen Kästen in den Straßen. Bis hierin reicht das über 500.000 Kilometer lange Glasfasernetz des TK-Konzerns. Danach werden die Daten auf dem Kupferkabel transportiert, sodass beim Kunden maximal 50, 100 oder dank Super-Vectoring 250 MBit/s ankommen.
Stadt-Land-Gefälle
Ein Blick auf den Breitbandatlas verdeutlicht die Situation der Breitbandversorgung. Lediglich für Bremen und Hamburg wird eine flächendeckende Versorgung mit 50 MBit/s von über 95 Prozent der Haushalte angezeigt. Laut Regierung sollte das jedoch überall in Deutschland der Fall sein. Im weitaus größten Teil der Republik liegt die Abdeckung zwischen 75 und 95 Prozent. Der Osten fällt hingegen ab. Hier liegt die 50-MBit/s-Versorgung bei gerade einmal 50 bis 75 Prozent. Laut einer Studie des TÜV Rheinland im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums lag die Abdeckung mit 50 MBit/s Mitte 2018 bei knapp 83 Prozent. Besonders heikel ist der Unterschied zwischen Stadt und Land. In den Metropolen liegt die Versorgungsquote bei 93,5, in ländlichen Regionen aber lediglich bei 50,5 Prozent.
Die Deutsche Glasfaser ist insbesondere in ländlichen Regionen aktiv. Die Versorgungsquote mit FTTB/H lag Mitte 2018 aber nur bei 8,5 Prozent aller Haushalte.
Deutsche Glasfaser/Marie Monecke
Auf dem Land ist unter anderem die Deutsche Glasfaser aktiv. Sie versorgt mit ihrem FTTH-Netz nach eigenen Angaben inzwischen rund 450.000 Haushalte in 250 Kommunen. Insgesamt ist beim Ausbau mit Glasfaser bis ans Gebäude (FTTB) oder gar bis in die Wohnungen (FTTH) jedoch noch viel Luft nach oben. Der Breitbandatlas zeigt für den überwiegenden Teil Deutschlands eine Versorgungsquote von unter zehn Prozent an. Die TÜV-Studie nennt für Mitte 2018 eine Quote von 8,5 Prozent.
Neues Ziel, neues Glück?
Nicht nur, dass das politische Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit 50 MBit/s verfehlt wurde, auch die Ausbaudynamik ist alles andere als schwungvoll. Im ersten Halbjahr 2018 stieg die Versorgungsquote mit 50 MBit/s laut TÜV Rheinland gerade einmal um 2,6 Prozentpunkte. Die Hoffnungen ruhen auf die seit August in Kraft getretene Verschlankung der Bundesförderung für Breitbandprojekte, mit der Genehmigungsverfahren beschleunigt werden sollen. Außerdem wird nur noch Glasfaser gefördert. Und natürlich gibt es ein neues Ziel der Bundesregierung: Bis Ende 2025 soll jeder Haushalt Zugang zu einem Gigabit-fähigen Netz haben. Immerhin hat man in Berlin nicht den Fehler wiederholt, eine Bandbreite als Zielvorgabe zu setzen.