Hintergrund

Telekom: So werden vom Bagger zerfetzte Leitungen repariert

Bagger können großen Schaden bei Glas­faser­strängen und Kupfer­leitungen an­richten. Wie mühsam das Zu­sammen­fügen ist, erläutert die Telekom. Die Schadens­be­hebung kann mehrere Tage dauern.
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Das vom Bagger zerfetzte Kabelbündel Das vom Bagger zerfetzte Kabelbündel
Bild: Telekom
Wenn die Telefon- oder Internetverbindung unvermittelt abbricht, ist oft ein Leitungsschaden die Ursache. Für den Kunden ist das ärgerlich - aber auch für den Netzbetreiber ist es eine Stresssituation. Denn der Schaden soll natürlich so schnell wie möglich wieder behoben werden. Wurde der Kabelschaden allerdings durch einen Bagger verursacht, kann die Reparatur im schlimmsten Fall mehrere Tage dauern.

In ihrem Netz-Blog erläutert die Telekom das Prozedere der Schadensbehebung anhand eines schwerwiegenden Ausfalls in einem Industriegebiet in Mörfelden-Walldorf. Dort hatte ein Bagger bei Bauarbeiten drei Glasfaserstränge und ein dickes Kupferhauptkabel komplett durchtrennt.

Ausmaß des Schadens ist oft groß

Das vom Bagger zerfetzte Kabelbündel Das vom Bagger zerfetzte Kabelbündel
Bild: Telekom
In der Regel sollte der Verlauf der Leitungsstränge dokumentiert sein. Ob der Baggerfahrer die Lagepläne zuvor gesehen und beachtet hatte oder ob die Pläne vielleicht unvollständig waren, wurde nicht bekannt. Jedenfalls waren rund 1000 Kunden zeitweise ohne Telefon und Internet und es dauerte vier Tage, bis die letzten davon wieder am Netz waren. Bauarbeiten und Schäden durch Fremdfirmen zählen laut der Telekom zu den Hauptursachen von Störungen im Netz. Manchmal zeigen sich die Schäden auch erst nach Wochen oder Monaten, wenn nach einem starken Regen oder gestiegenem Grundwasser Feuchtigkeit durch feinste Risse in die Kabel eindringt.

Die Telekom berichtet, dass für die Wiederherstellung der Leitungsstränge in so einem Fall schweres Gerät, aber auch Pinzetten und anderes Feinwerkzeug notwendig sind. In drei Metern Tiefe hatte der Bagger vier Rohre gepackt und aus dem Boden gerissen. Der Strang, der aus 1500 Kupfer-Doppeladern bestand, war anschließend nur noch ein wirres Knäuel.

Gleichzeitig hat der Bagger so heftig an den Strängen gezogen, dass im mehrere hundert Meter entfernten Schaltraum ganze Schaltleisten mit jeweils 100 Kundenanschlüssen von der Wand gerissen worden waren.

So verläuft die Reparatur

Vor dem Wiederherstellen der Leitungen müssen zunächst umfangreiche Messungen durchgeführt werden, um tatsächlich alle Schäden im Netz aufzuspüren. Anschließend müssen an der Schadensstelle neue Leerrohre verlegt und die neuen Kabelstränge durchgezogen werden. Dies geschieht mithilfe eines Stahlseils: Zunächst wird das Stahlseil durch die Rohre geführt, anschließend das Kabel daran befestigt und schließlich das Kabel eingezogen. Dabei muss ständig darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Zug auf dem Kabelstrang ist.

Anschließend beginnt die schwierigste Arbeit: Nun muss jede Kupferader des alten Kabels mit dem neuen Kabel verbunden werden. Die Nahtstellen werden durch ein Schutzgehäuse abgedeckt, das Feuchtigkeit abweist.

Ganz besonders viel Fingerspitzengefühl erfordert allerdings das Freilegen, Vorbereiten und Zusammenfügen der filigranen Glasfasern. Bei diesem Arbeitsschritt wird viel mit Pinzetten gearbeitet. Das Zusammenschweißen der empfindlichen Glasfasern nennt man Spleißen. Mitunter können diese Arbeiten bis in die Nacht dauern - die Kunden wollen schließlich so schnell wie möglich wieder eine funktionierende Leitung.

Sind alle Faserstränge miteinander verbunden, wird eine Dämpfungsmessung durchgeführt. Denn mit Hilfe einer derartigen Messung lässt sich feststellen, ob das Lichtsignal verlustfrei ankommt. Sind Dämpfungsverluste zu beklagen, gibt es wahrscheinlich weitere Schadensstellen in der Glasfaser oder die Spleißarbeiten müssen kontrolliert werden. Sind alle Werte in Ordnung, werden die Kabel und Kabelgehäuse wieder in den Schacht gelegt und die Leitungen beschaltet. Nun sollte für die Kunden Telefon und Internet wieder funktionieren.

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