Themenspecial Breitband-Internet Bestes Quartal

Telekom: 13 Millionen 100-MBit/s-Anschlüsse bis Februar

Trotz oder wegen des permanenten Netzausbaus schreibt die Deutsche Telekom das beste Quartalsergebnis in diesem Jahr. Gleichzeitig gibt sie einen Ausblick auf die Zukunft und äußert sich zu (nicht) geplanten Übernahmen.
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Bericht der Telekom zum 3. Quartal Bericht der Telekom zum 3. Quartal
Bild: Telekom
Über "das beste Quartal in diesem Jahr" berichteten der Vor­stands­vorsitzende der Deutschen Telekom Tim Höttges und sein Finanz­vor­stand Thomas Dannenfeldt in einer tele­fonischen Presse­konferenz am Morgen, an der teltarif.de teilnahm. Dort erfuhren wir außer den bereits erwähnten Zahlen weitere Details zur Strategie der Telekom.

"Alle vier Minuten geht in Deutschland ein neuer grauer Verteilerkasten der Telekom ans Netz" und es wird weiter ausgebaut. Dabei sei nicht einmal Geld das Problem, sondern der akute Mangel an Baufirmen, die noch Kapazität für Tiefbau haben. "Die 1,7 Milliarden von Herrn Dobrindt angekündigten Gelder konnten noch gar nicht ausgegeben werden, mehr Tiefbau ist nicht verfügbar". Bei der Telekom arbeiten inzwischen Leute aus Spanien, sogar Unternehmen aus Marokko oder Rumänien, und mit Weißrussland ist man ebenfalls im Gespräch. Es gibt ein echtes Kapazitätsproblem.

Sprint-T-Mobile-USA: Es wird keine Tür zugeschlagen.

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Ausführlich gingen Höttges und Dannenfeldt auf die aktuell beendeten Gespräche zwischen dem zur japanischen Softbank gehörenden amerikanischen Mobilfunkanbieter Sprint und der US-Tochter der Deutschen Telekom T-Mobile ein. Höttges erinnerte daran, schon früh auf mögliche Risiken und Probleme hingewiesen zu haben. Es sei von Anfang überhaupt nicht absehbar gewesen, ob solche Gespräche zu einem Ergebnis führen würden. Möglichkeiten wurden ausgelotet, ob es für beide beteiligte Unternehmen eine Win-Win-Situation geben könnte. Man habe keine zufriedenstellenden Möglichkeiten eines Zusammenschlusses gefunden. Dabei gab die Summe der Kriterien den Ausschlag, nicht einzelne Punkte, aber es sei richtig gewesen, es zu versuchen.

Auch nach den Gesprächen müsse die Telekom sich jede Option anschauen und prüfen, die Wert bringe. Masayoshi Son (kurz Masa San), Gründer von Softbank (Japan), Inhaber des Chipkonzerns ARM, so Höttges, sei einer der größten lebenden Unternehmer der digitalen Welt. Höttges habe hohen Respekt vor seiner Lebensleistung. Seine persönliche Freundschaft zu Masa San sei ungetrübt, "es wird keine Tür zugeschlagen", so Höttges wörtlich. Die bislang erfolglos verhandelte Fusion sei "eine der größte Synergiecases der Welt".

T-Mobile USA baut 600 MHz aus

Für etwas über 8 Milliarden US-Dollar hat T-Mobile USA neues Spektrum auf 600 MHz erworben. Dieses Spektrum wird nicht - wie hierzulande üblich - gemietet, sondern wirklich erworben, gehört dem US-Unternehmen also dauerhaft. Dieses Spektrum kann statistisch gesehen 62 Prozent der US-Bevölkerung auf einer Fläche von etwa 3 Millionen Quadratkilometer erreichen. Die derzeit niedrigste für den digitalen Mobilfunk verwendete Frequenz bei 600 MHz hat eine spürbar größere Reichweite als beispielsweise bei 1700 oder 2100 MHz. In den neuen Ausbaugebieten sind 3000 neue T-Mobile Geschäfte geplant. Überdies konnte bei T-Mobile USA die Wechsler-Rate (Churn-Rate) auf den niedrigsten Wert gesenkt werden.

Neben dem Erfolgsmodell USA glaubt die Deutsche Telekom weiter an Europa und investiert auf hohem Niveau.

StreamOn kommt gut an und wird europäisch

Nach dem Vorbild von T-Mobile USA und Erfolgen in den Niederlanden wurde in Deutschland das Audio/Video-Streaming Angebot StreamOn aufgelegt. "Die Menschen lieben StreamOn und finden es großartig", sie hätten ein "besseres Gefühl". Deshalb soll es jetzt auch in Kroatien, Polen oder Griechenland eingeführt werden. Mit der Bundesnetzagentur befinde man sich in guten Gesprächen und warte die Entscheidung ab (teltarif.de berichtete über die Probleme). Langfristig solle StreamOn in allen Märkten angeboten werden.

Hochzufrieden mit Deutschland

Hochzufrieden ist Höttges mit dem Deutschland-Geschäft. Er erinnerte an den scheidenden Vorstand Niek Jan van Damme, der sich "mit einem großen Quartal" verabschiede, der viel für Kunden und Mitarbeiter erreicht habe und entscheidend die Integration von Festnetz und Mobilfunk vorangebracht habe.

Die Serviceumsätze stiegen um 0,5 Prozent, die Einnahmen vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 4,5 Prozent, wobei sich Höttges kleine Spitzen nicht verkneifen kann: "Ich weiß gar nicht, was der Wettbewerb da macht."

Die Zahl der SmartHome-Anschlüsse wurde verdoppelt und liegt bei über 350 000, es wurden 100 000 neue Hybrid-Router verkauft.

Schnell schnelles Internet für möglichst viele

Fast schon ein "Ritual" sind Höttges Bemerkungen zum Stand des Breitbandausbaus in Deutschland. Auch wenn der Eindruck entstanden sei, dass die Entscheidung für einen flächendeckenden Glasfaserausbau längst gefallen sei, wirbt Höttges weiter für einen Technologiemix. Das Ziel: Schnell schnelles Internet für möglichst viel Menschen in Deutschland, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Während andere Wettbewerber wie Vodafone ab 2018 Investments in neue schnelle Anschlüsse ankündigten - auf Kupferbasis, auch TV-Koaxkabel ist Kupfer - sei die Telekom schon fertig und schließe bereits an.

Letzte Woche seien auf einen Schlag für 3,5 Millionen neue Haushalte die technischen Voraussetzungen für bis zu 100 MBit/s geschaffen worden. Seit Jahresbeginn sind es insgesamt 7 Millionen Anschlüsse, bis Jahresende sollen es 10 Millionen oder 25 Prozent der Bevölkerung sein. Im Februar sollen weitere drei Millionen dazu kommen, bis 2019 sollen alle diese Anschlüsse technisch bis zu 250 MBit/s übertragen können.

Telekom gewinnt Glasfaser-FTTH-Großauftrag

Netzausbau besteht bei der Telekom nicht nur aus Vectoring. Der Landkreis Vorpommern-Rügen hatte europaweit für 40 000 Glasfaseranschlüsse (FTTH) ausgeschrieben, die Telekom bekam den Zuschlag. Eigentlich wollten die Bonner dieses Jahr bundesweit 30 000 Kilometer neue Glasfaser verlegen, neue verbesserte Verfahren erlaubten dann 40 000 Kilometer und nächstes Jahr sollen es knapp 60 000 Kilometer werden.

Aktuell 100 000 FTTH-Kunden, 700 000 Anschlüsse möglich

Die bereits gemeldeten 620 000 Neukunden bei VDSL/Glasfaser setzen sich aus 100 000 "echten" FTTH-Anschlüssen (Glasfaser direkt ins Haus) und 520 000 Anschlüssen mit Glasfaser bis zum Verteiler (FTTC und danach VDSL oder Vectoring) zusammen. In Deutschland könnten aktuell 600 000 Haushalte sofort an Glasfaser angeschlossen werden, bis Jahresende werden es sogar 700 000 mögliche Anschlüsse sein.

Man habe festgestellt, dass das Privatkundeninteresse an Glasfaser bis ins Haus geringer sei als gedacht. Auf Nachfrage erklärte uns ein Marktkenner: Das könnte an der Angst der Kunden vor umfangreichen Erd- und neuen Installationsarbeiten im Haus oder vor höheren laufenden Kosten liegen. Übrigens: Vor dem Legen einer Glasfaserleitung auf ein Grundstück bis ins Haus sind in jedem Fall neue Genehmigungen des Haus- oder Grundstückseigentümers erforderlich, auch wenn der Verlegung von Kupferkabeln früher schon zugestimmt wurde. Das ist wenig bekannt und sorgt bei Gemeinschaftseigentum oder großen Wohnungsgesellschaften regelmäßig für Verzögerungen.

Und baut und baut...

Eine Glasfaser-Baustelle der Telekom Eine Glasfaser-Baustelle der Telekom
Bild: Telekom
Allein in den letzten sieben Tagen wurden nicht nur große Gebiete, sondern auch kleine Ortschaften frisch angeschlossen, z.B. 90 Anschlüsse in Orten wie Steinmark, über 370 in Tauberrettersheim oder 1400 in Tambach-Dietharz, die Liste umfasst zehn Orte plus ein Gewerbegebiet sowie einen Zuschlag für den künftigen Ausbau.

Für 70 Prozent der Unternehmen in Gewerbegebieten seien mehr als 30 MBit/s verfügbar, aber es gehe noch weiter, als Antwort auf Vodafone sollen in Düsseldorf 4000 Betriebe ausgebaut werden, von 100 MBit/s bis zu SDSL mit 1 GBit/s. Höttges Credo: "Ausbau gibt es nicht durch stupides Fordern einer einzelnen Technologie."

Mobilfunk: 1,6 Gigabyte pro Kunde und Monat

Das Telekom-Mobilfunknetz erreicht in Deutschland inzwischen 93 Prozent der Bevölkerung, wovon mehr als 10 Millionen Kunden LTE nutzen. Die gesamte mobile Datennutzung im Netz ist gegenüber dem Vorjahr um 55 Prozent auf 1,6 GB pro Monat und Kunde gestiegen. 137 000 neue Kunden der "Eigenmarke" Telekom sorgten für 0,9 Prozent bessere Service-Umsätze. Ohne Regulierung (z.B. durch die neuen EU-Roaming-Vorschriften) hätte die Zahl sogar bei 4 Prozent gelegen. Beim Netzausbau wurden 12 Prozent mehr als im Vorjahr und damit "soviel wie noch nie" ausgegeben.

Magenta-Eins-Kunden machen mehr

18 Prozent aller Haushalte haben MagentaEINS gebucht, diese machen im Schnitt 8,80 Euro im Monat mehr Umsatz als ohne. Beim Breitband-Festnetz stiegen die Umsätze um 0,6 Prozent. Hier wirkten sich notwendige Kündigungen von "alten" Anschlüssen im Rahmen der IP-Umstellung aus, aber auch günstige Promotionsangebote wie den Festnetz-Breitbandanschluss für 19,95 Euro im ersten Jahr.

Deutsche Telekom kauft AT&T ... nicht

Vor einigen Jahren hatte der amerikanische Telefonkonzern AT&T überlegt, T-Mobile US zu kaufen, das scheiterte damals am Einspruch der Wettbewerbshüter. Nun will AT&T mit dem Medienkonzern Time-Warner fusionieren, wozu auch der Nachrichtenkanal CNN gehört. Ob die Deutsche Telekom CNN kaufen wolle, fragte teltarif.de.

Höttges antwortete, was da genau gerade bei AT&T los sei, wisse er nicht, aber die Deutsche Telekom habe nicht vor, die amerikanische AT&T zu übernehmen. Mit einem geschätzten Marktwert von etwa 300 Milliarden US-Dollar wäre das doch etwas viel.

Auch zu einem Kauf des Senders CNN sage Höttges ganz klar "nein", die Telekom liefere lieber die beste Infrastruktur.

Sollen alle T-Aktien im Bundesbesitz verkauft werden?

Im Zuge der laufenden Jamaika-Koalitionsverhandlungen wird seitens der FDP gefordert, die restlichen T-Aktien im Bundesbesitz zu verkaufen. Höttges betonte die "sehr professionellen Beziehungen" mit dem Finanzministerium und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dort läge die Entscheidungshoheit, die Aktien wären wohl ohne Beschränkung veräußerbar.

Man solle sich dabei aber die künftige Sicherheit des Netzes und der staatlichen Infrastruktur anschauen, da dann nicht mehr klar sei, welche Ziele ein möglicher neuer Anteilseigner verfolge. Außerdem müssten 4,5 Prozent Dividende gegenüber momentan möglichen 0,1 Prozent Kapitalzinsen gesehen werden, sprich das lohne sich am Ende vielleicht gar nicht für den Bund.

Besseres Netz zieht Kunden an

Dass ein gutes Netz frustrierte Kunden zurückholen und neue anziehen kann, sehe man aktuell in den Niederlanden. Hier hatte die Telekom die in die Jahre gekommene Festnetz-Infrastruktur von Vodafone-Niederlande übernommen und sofort kräftig aufgerüstet. Sobald die Kunden dies gemerkt hatten, seien die Anschlusszahlen gestiegen, ähnliches sei auch in den USA der Fall, seitdem T-Mobile landesweit ihr Netz auf- und weiter ausbaut.

Glasfaser: Allianz der Willigen

Beim Glasfaserausbau ist die Telekom sehr daran interessiert, in einer "Allianz der Willigen" gemeinsam neue Glasfaserinfrastruktur aufzubauen und auszurollen, stößt aber auf ein Problem. Sobald Glasfaserinfrastruktur aufgebaut ist, muss die Deutsche Telekom diese zu als viel zu niedrig empfundenen regulierten Preisen auch solchen Anbietern wie Vodafone oder 1&1 anbieten, die vor Ort gar keine eigene Glasfaser liegen haben und dort nichts bauen wollen. Würden kleinere Unternehmen wie eweTEL, Wilhelm-Tel, Deutsche Glasfaser etc. gemeinsam mit der Telekom bauen, wären sie von dieser Regulierung ebenfalls betroffen.

Höttges forderte deshalb: Die "wahren Glasfaserbauer" sollen ihre Preise unreguliert aushandeln dürfen. Es gäbe bereits fertig verhandelte Produkte, aber ohne neue Regulierungsbedingen funktioniere das nicht.

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