Telekom-Chef: "Wir bauen weiter aus"
Die LTE Abdeckung liege in Deutschland mit 97,8 Prozent der Bevölkerung fast so gut wie in den USA, bis Jahresende sollen es 98 Prozent werden. In Deutschland wurden in den letzten 12 Monate gleich 1.400 neue Stationen aufgebaut. Es könnten noch mehr sein, doch dafür fehlen Genehmigungen. Die "beste Netzqualität in Deutschland" hätten die Leser der Fachzeitschrift Connect bescheinigt. Die Telekom sei der "größte Investor im Festnetz und im Mobilfunk".
Netzausbau der weißen Flecken mit Roaming?
Gündelwangen (Schwarzwald): Vom Mast der BDBOS funkt jetzt auch die Telekom.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot: teltarif.de
Höttges lobte teltarif.de für die Frage nach dem aktuellen Stand der Dinge in Sachen lokales, regionales oder nationales Roaming: "Sie haben noch am ehesten verstanden, um was es dabei geht". Derzeit finde eine Diskussion über Standorte, wo noch "weiße Flecken" sind, statt. Dabei gehe es um ländliche oder nicht oder nur dünn besiedelte Gebiete, um Verbindungsstraßen, um Gebiete mit überwiegend Landwirtschaft oder Gebiete, die unter Naturschutz stünden, wo jede Veränderung per se problematisch ist.
Im Detail werde intensiv über (passives) Standortsharing diskutiert. Das bedeutet: "Hier wird eine Infrastruktur (z.B. ein Sendeturm) errichtet, wo die (vier) Netzbetreiber ihre Antenne (und ihre Technik) reinhängen können. Wir unterstützen diese Diskussion auf Bundesebene. Diese Fragen sind sehr kompliziert zu regulieren, und es wird sehr teuer. Wir begrüßen aber, dass sich die Politik in der Verantwortung sieht."
Technisch gäbe es weitere Optionen, beispielsweise, dass ein Sender mehrere Netzkennungen ausstrahlt, wodurch das Handy "glaubt", das "eigene" Netz sei dort vorhanden, das steht aber nicht auf der Agenda. Der neue Netzbetreiber "1&1" wolle wohl ein National-Roaming mit Telefónica vereinbaren, vermutet Höttges. Die Deutsche Telekom stehe Vereinbarungen offen gegenüber, wenn sie kommerziell sinnvoll seien, die Details würde dann die DFMG aushandeln.
Keine asymmetrische Kosten
Mit 1&1-Drillisch gebe einen "neuen Spieler zum Schließen von weißen Flecken". Es gebe für ihn aber Grenzen: "Was aber nicht sein kann, dass die Telekom etwas mit fixen Kosten errichtet und dann von anderen mit variablen assymmetrischen Kosten genutzt werden kann." Die Telekom habe teuer aufgebaut und dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Höttges befürchtet, dass Andere mit günstigen variablen Kosten ihm diesen Vorteil wegnehmen könnten.
Zur Verdeutlichung: Die Baukosten eines Sendemastes mit Technik betragen beispielsweise 200.000 Euro, diese festen Kosten ändern sich nicht, wenn ein Netzbetreiber oder alle drei Netzbetreiber darüber funken. Wenn aber einer aufbaut und alleine bezahlt, hat er mehr Kosten, als die anderen, die nur ihre (gelegentliche) Nutzung bezahlen. Dadurch können die anderen günstiger sein, weswegen die Kunden dorthin wechseln könnten. Der "teure" Anbieter, der aufgebaut hat, hätte das Nachsehen.
Höttges ist auch zu Vereinbarung zur Mitnutzung seines Mobilfunknetzes bereit, wenn es sich kommerziell rechnet. Zur Erinnerung: Die Telekom hatte die Kunden des damaligen Neueinsteigers VIAG-Interkom (heute o2) für ein paar Jahre auf ihr Netz gelassen, dadurch war eine SIM-Karte von VIAG/o2 zeitweise für technisch interessierte und informierte Kunden viel interessanter, als die teureren Tarife im Original-Telekom-Netz.
Funktürme verkaufen?
Die Deutsche Funkturm-Management Gesellschaft (DMFG), worüber die Telekom alle ihre Sendestandorte verwaltet, entwickelte sich besser als gedacht. Im Vergleich zum Vorjahr kamen 1.400 neue "physikalische Standorte" (z.B. Antennenmasten) hinzu, für die Jahre 2018 bis 2021 sollen das mehr als 9.000 neue Standorte an Stellen werden, wo es vorher nichts gab.
Erst jetzt sei Vodafone auf die Idee gekommen, die eigenen Funktürme in eine eigene Gesellschaft auszulagern. Die Telekom hat nicht vor, ihre Funkturm-Tochter an die Börse zu bringen oder zu verkaufen. "Heute gehören die Türme den Aktionären zu 100 Prozent. Das ist ein enormer Wert und perspektivisch ist großes Wachstum möglich. Trotzdem könnte zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt denkbar sein, die Tochter ganz oder in Teilen zu verkaufen oder an die Börse zu bringen (IPO), es seien auch Partnerschaften mit anderen Unternehmen denkbar.
Wann geht es mit 5G wirklich los?
Tim Höttges musste auf Nachfrage einräumen, dass der "5G Start relativ kompliziert" sei. "Wir warten auf die Zuteilung und sind massiv dabei, die Standorte aufzubauen." Man sehe sich hier weder vor noch hinter dem Wettbewerb: "Wir werden auf der IFA einiges zu 5G sagen. Sobald Lizenzen da sind, gehts los." Die Telekom werde "eine führende Rolle bei 5G spielen", schon jetzt seien 80 Prozent der laufenden Standorte bereits "5G-ready".
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