Telekom: LTE für 97,9 Prozent - Verpflichtung übererfüllt
Die fortwährenden Investitionen in den Netzausbau lohnen sich. Neue Kunden bestätigten das.
Foto: Deutsche Telekom
In ihrem Rechenschaftsbericht zu den Quartalszahlen gaben Telekom-Chef Höttges und sein Finanzvorstand Illek einen Überblick über die aktuelle Lage des Unternehmens im Festnetz, Mobilfunk und speziell bei T-Systems.
Festnetz: 97 Prozent IP-Migration
Die fortwährenden Investitionen in den Netzausbau lohnen sich. Neue Kunden bestätigten das.
Foto: Deutsche Telekom
Mit einem Zuwachs von 4 Millionen umgestellter Anschlüsse gegenüber dem letzten Jahr, sind aktuell 97 Prozent aller Festnetz-Telefon-Anschlüsse der Telekom auf das IP-Protokoll umgestellt. Bis Jahresende soll die Umstellung aller Privatkunden-Anschlüsse abgeschlossen und damit ein wichtiger Meilenstein erreicht worden sein.
Deutschland: Schnellstes LTE
Tim Höttges freute sich, dass das bekannte Netztest-Unternehmen Umlaut (früher P3) bestätigt habe, dass LTE von der Telekom das schnellste in Deutschland ist und die Telekom zu den Top-10-Netzen Europas gehöre, "das hat nichts mit Albanien zu tun". Und weiter: "Die Bandbreiten sind um 33 Prozent besser als Vodafone und deutlich höher als Telefónica. Das beste Netz, was Umlaut/P3 je gemessen hat, ist übrigens das von T-Mobile Niederlande".
Hottges berichtete weiter, dass in Deutschland aktuell 97,9 Prozent der Haushalte mit LTE erschlossen seien. "Die Auflagen der 2019er Lizenz von 98 Prozent sind praktisch bereits erreicht. Wir schlafen ganz ruhig. Wir werden sie übererreichen", ist sich Höttges ganz sicher.
In den letzten 12 Monaten wurden von der Telekom 1500 neue Mobilfunkstandorte eingeschaltet, was die Anzahl der aktiven Telekom-Stationen auf über 30 000 erhöht hat. Der 30 000. Standort wurde schon im September 2019 in Betrieb genommen.
An den deutschen Landesgrenzen werden 750 Standorte angefasst, zwei Drittel davon werden ihre Sendeleistung erhöhen, ein Drittel wird LTE dazu bekommen, "wo es technisch möglich ist". Damit sollen 300 000 Haushalte in Grenzgebieten besser versorgt werden. Im übrigen biete die Telekom seit Sommer einen komplett unterbrechungsfreien Grenzverkehr durch Netz-Handover. "Andere Anbieter können das noch nicht."
140 Bewerbungen aus Funklöchern
Die Aktion Wir jagen Funklöcher ist ein voller Erfolg, es seien aktuell mehr als 140 qualifizierte Bewerbungen eingegangen. Im rheinland-pfälzischen Vielbach (PLZ 56242) werde nur sechs Monate nach der Bewerbung im 1. Quartal 2020 eine LTE-Sendestation ans Netz gehen. Das sei möglich, "wenn Verwaltung und Telekom gut zusammenarbeiten". Höttges lobte die hohe Kooperationsbereitschaft der Gemeinden. "Wir wollen noch viel mehr".
700 Projekte hängen fest
Höttges erinnerte an alleine 700 Projekte, wo für Mastneubauten oder Dachstandorte "enorm lange" auf Genehmigung gewartet werde.
Krasses Beispiel: In 91093 Heßdorf-Kleebheim bei Nürnberg (an der Autobahn A3) wurde Mitte 2013 (!) der Bauantrag eingereicht und im Oktober 2016 (!) abgelehnt. Seitdem läuft eine Klage und eine intensive Suche nach einer Alternative.
20 Prozent mehr glasfaserbasierte Kunden
Die Zahl der glasfaserbasierten Kunden im Festnetz stieg um 20 Prozent auf 14 Millionen Kunden. Für die Telekom beinhaltet "glasfaserbasiert" alle FTTx-Kunden, also auch Kunden, die über FTTC (VDSL-Vectoring mit Glasfaser bis zum Verteilerkasten) erreicht werden und logischerweise auch alle per FTTB (Glasfaser ans Haus) oder FFTH (Faser ins Haus) erreichbaren Teilnehmer. 16 Quartale in Folge seien jeweils mehr als eine halbe Million glasfaserbasierter Anschlüsse dazu gekommen.
Nachdem man im zweiten Quartal mit dem Wachstum bei Breitbandkunden nicht zufrieden war, seien im dritten Quartal netto 47 000 (30 Prozent) neue Breitband-Kunden (die vorher noch keinen Breitband-Anschluss hatten) dazu gekommen.
Mehr MagentaTV Kunden - MagentaEINS beliebt
Beim Internet-TV-Angebot "MagentaTV" hat sich das Neugeschäft um 67 000 Kunden gegenüber dem Vorjahr beschleunigt.
Nahezu alle Bestandskunden sind schon auf der neuen Plattform angekommen. 24 Prozent aller Breitband-Haushalte hatten auch ein MagentaEINS Paket gebucht. Das ist ein Zuwachs um 3 Prozent oder um 570 000 Kunden. Betrachtet man die Mobilfunkkunden der Telekom, so haben 55 Prozent davon das Paket geordert.
Das MagentaEINS Paket beinhaltet eine Flatrate vom Festnetz-Anschluss zu allen Mobilfunkrufnummern, sowie einen monatlichen Rabatt von aktuell 5 Euro auf die monatliche Mobilfunkgrundgebühr. Gerade die Flatrate zu Mobilfunk ist attraktiv, weil in vielen Tarifen (ohne Paket) sonst Preise von 19 Cent pro Minute oder mehr berechnet werden.
Auch Mobilfunk wächst: 12,5 Millionen LTE-Geräte
Im driten Quartal konnte die Mobilfunkabteilung 180 000 neue Vertragskunden bei Original Telekom Mobilfunk (ohne Service-Provider) begrüßen. Der Bestand an Kunden mit LTE-fähigem Endgerät ist bis Ende September auf 12,5 Millionen gestiegen. Die verbrauchen im Schnitt schon 3,9 GB pro Monat (Zuwachs um 58 Prozent). Die Entwicklung sei durch Inklusiv-Pakete wie "StreamOn" begünstigt worden, welches 543 000 Kunden gebucht haben. Nebenbei blieb die Wechslerrate ("Churn") bei unter 1 Prozent. Dafür gaben die Mobilfunkkunden im dritten Quartal 0,7 Prozent mehr als im Jahr davor aus. Würde man die Regulierung internationaler Gespräche und die Senkung der Terminierungsentgelte herausrechnen, wären die Service-Umsätze um 1,6 Prozent gestiegen.
Festnetz (inklusive Breitband) und Mobilfunkanschlüsse brachten 5,5 Millionen Euro (plus 0,6 Prozent). Rückläufig sind reine ("klassische") Telefonanschlüsse. Weil die Einnahmen mehr als die Kosten gestiegen sind, blieb am Ende ein EBITDA AL (AL = after Leases, also unter Berücksichtigung von Leasingkosten) von 2,3 Milliarden Euro übrig.
Erfolg in Europa
Die hohen Investitionen in Europa zahlen sich aus. Gegenüber dem Vorjahr stießen im 3. Quartal weitere 288 000 Mobilfunk-Kunden dazu. 329 000 Kunden haben Bündelprodukte neu gebucht. Im Vergleich zum gesamten Vorjahr sind 3,1 Millionen Mobilfunk-Vertragskunden zur Telekom gewechselt und haben ihr in Europa insgesamt mehr als 50 Millionen Vertragskunden beschert. Die hohe Zahl kam durch den Erwerb von Tele2-Niederlande zustande, ohne diese wären es immerhin noch 1,7 Millionen Neukunden gewesen. Im holländischen Festnetz ist die Telekom jetzt Nummer 2 und hat Vodafone bei der Anzahl der Vertragskunden und Marktposition überholt, was Höttges mit lobenden Dank an die Mitarbeiter dort vermerkte.
Die Angst vor Preiserhöhungen ("das ist nicht unsere DNA") konnte Telekom durch deutliche Preissenkungen in den Niederlanden dämpfen.
9 Millionen Kunden in Deutschland und Europa nutzen die MagentaEINS Verbundangebote, was 2,1 Millionen Kunden oder 30 Prozent mehr als zuvor sind.
Was passiert mit Huawei?
Nachdem in der Diskussion um die Sicherheit von Huawei-Komponenten lange Zeit die Vernunft vorherrschte, es jetzt so aus, als ob Huawei ausgeschlossen werden könne. Höttges wollte sich zum politischen Teil der Frage nicht äußern, sondern sieht die "Sicherheit der Netze als oberste Bürgerpflicht". Genauer: "Jeder, der im Netz angeboten wird, muss unter Sicherheitskriterien performen." Am Ende sei dies aber eine Entscheidung der Politik und nicht der Deutschen Telekom.
Was passiert bei T-Systems?
Im Systemgeschäft sei die "Transformation fortgesetzt" worden, in den letzten 12 Monaten seien die Aufträge um 21 Prozent angestiegen. Dennoch ging der Umsatz im aktuellen Quartal um 5,5 Prozent auf 1,7 Milliarden zurück, weil unrentable Geschäftsbereiche (z.B. Desktop IT Service) aufgegeben wurde. Insgesamt soll der Umsatz am Jahresende stabil bleiben.
T-Systems hat in Indien eine neue Zentrale eingeweiht, die ein Bestandteil des "Transformationsprozesses" sei. "Wir sparen brutto 600 Mio. Euro", hieß es dazu und "In Indien gibt es Fähigkeiten und Ressourcen (speziell bei Software), die es hier nicht gibt." Der Finanzchef bestätigte auch ganz klar das Lohngefälle zwischen dem hochpreisigen Deutschland im Vergleich zu Indien.
Gleichwohl sehen viele Branchenexperten das Auslagern von IT und Abläufen z.B. nach Indien mit sehr gemischten Gefühlen. Sobald es Probleme gibt, hakt es an Mentalitätsunterschieden und Verständigungsproblemen, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Unternehmenskulturen, Sprachen und Denkweisen. Am Ende können anspruchsvolle Kunden einen Wechsel anstreben. Doch der Kostendruck ("es darf ja nix kosten") ist die andere Seite der Medaille.