Regulierung

Re-Mono­polisierung oder Breitband­ausbau? 2 Jahre ringen um Vectoring

Zwei Jahre zieht sich jetzt schon ein Antrag der Telekom hin, bei dem es um schnelleres Internet für etwa sechs Millionen Haushalte geht. Die Wettbewerber wollen das verhindern.
Von Thorsten Neuhetzki

Vectoring oder nicht? Diese Frage muss jetzt das Gericht klären Vectoring oder nicht? Diese Frage muss jetzt das Gericht klären
Foto: Telekom
Es ist zwei Jahre her, dass die Telekom zunächst Journalisten zu einer Hintergrund-Telefonkonferenz einlud um wenige Tage später einen Antrag bei der Bundesnetzagentur zu stellen, über dessen Inhalt bis heute nicht in letzter Instanz entschieden ist. Die Telekom wollte VDSL Vectoring im Nahbereich einführen, was entscheidende Nachteile für die Wettbewerber mit sich bringt, aus Sicht der Telekom aber für etwa sechs Millionen Haushalte schnelleres Internet verspricht.

Was sollte der Antrag bringen?

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Foto: Telekom
Die Vectoring-Technologie ermöglicht es, Störgeräusche auf Kupferleitungen auszufiltern. Dadurch lassen sich die Datenraten erhöhen. Das allerdings funktioniert nur, wenn alle Leitungen in einem Leitungsbündel vom gleichen Anbieter betrieben werden. Das will im Nahbereich der 7900 Vermittlungsstellen die Telekom sein. Dabei geht es nach Telekom-Angaben um etwa sechs Millionen Haushalte, die künftig mit bis zu 100 statt bis zu 50 MBit/s per VDSL surfen können. Wie viele der Kunden bereits durch Kabel-Internet- oder echte Glasfaseranschlüsse schneller surfen können, ist nun bekannt.

Was heißt das für die Wettbewerber?

Die Wettbewerber beklagen im wesentlichen drei Dinge. Sie müssen im Falle des alleinigen Ausbaus durch die Telekom die Vorleistungen von dieser einkaufen und dürfen keine eigene VDSL-Infrastruktur mehr errichten. Der Entscheid der Bundesnetzagentur sieht nur wenige Ausnahmen vor, wenn ein Anbieter den übrigen Bereich des Ortsnetzes bereits gut ausgebaut hat und die Telekom nur die Nahbereichs-Insel erschließen würde.

Die Wettbewerber beklagen auch, dass sie bereits ausgebaute VDSL-Netze zurückbauen müssen, sofern sich diese im Nahbereich der Vermittlungsstellen befinden. Dafür sollen sie eine Entschädigung bekommen. Zudem wird aus Wettbewerbersicht beklagt, dass in den Nahbereichen direkt Glasfaser bis zum Haus ausgebaut - also FTTB bzw. FTTH - werden sollte statt weiter in Kupferleitungen zu investieren. Das wäre regulatorisch und technisch auch weiterhin möglich, die Wettbewerber befürchten jedoch, dass sich der Ausbau durch die 100-MBit/s-Vectoring-Konkurrenz nicht mehr rechnet.

Wie ist der Stand der Dinge?

Die Bundesnetzagentur hat im Herbst vergangenen Jahres dem Antrag der Telekom weitgehend zugestimmt. Schon im Vorfeld hatten zahlreiche Wettbewerber für diesen Fall mit Klagen gedroht, die sie zwischenzeitlich auch eingereicht haben. Insgesamt 18 Wettbewerber klagen vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen die Entscheidung der BNetzA. Die Wettbewerber setzen dabei auch auf das Mittel des einstweiligen Rechtsschutzes. Das verhindert, dass die Telekom mit dem Ausbau beginnen kann. Das gibt auf der einen Seite den Wettbewerbern Schutz davor, dass die Telekom "Fakten schafft", verhindert aber gleichzeitig den Start des Ausbaus auch in jenen Gebieten, wo es möglicherweise noch nicht einmal 50 MBit/s im Nahbereich gibt.

Wer klagt gegen den Beschluss

Zunächst waren es 17 zumeist kleinere Wettbewerber. Die bekanntesten sind EWE Tel, Netcologne und M-net. Seit Ende Januar ist bekannt, dass sich auch Vodafone zu einer Klage entschlossen hat.

Wann wird entschieden?

Nach aktuellem Stand wird die Klage am 17. März vor dem VG Köln verhandelt. Ob es hier direkt ein Urteil gibt und wie es danach weitergeht, ist aktuell noch offen.

Wann kann ich VDSL 100 bekommen?

Das ist davon abhängig, wie das Gerichtsverfahren ausgeht. Im Gespräch mit teltarif.de sagte Telekom-Chef Niek Jan van Damme im Dezember 2016, voraussichtlich werde es im Sommer losgehen mit dem Ausbau, man werde aber in mehreren Tranchen ausbauen.

Welche Rolle spielt Vectoring in Deutschland?

Eine vergleichsweise große. Zum Einsatz kommt die Technik ausschließlich in den grauen Kästen am Straßenrand, den KVz. Davon gibt es in Deutschland etwa 330 000. Mehr als 90 000 KVz waren Mitte Dezember bereits mit Vectoring versorgt.

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