teltarif hilft: Pyur stellt ungefragt auf teureren Tarif um
Pyur stellte ungefragt Kabel-Anschluss um
Bild: Pyur / Tele Columbus
Von Senioren hören wir ab und zu, dass diese von ihrem Provider oder einem (vermeintlichen) Vertriebsmitarbeiter telefonisch kontaktiert werden. Am Telefon wird dann ein "attraktives" Angebot zum Tarifwechsel gemacht. Selbst wenn der Kunde am Telefon ablehnt, wird der Vertrag manchmal trotzdem einfach umgestellt und eine höhere Grundgebühr kassiert. Wird dies bei wehrlosen Senioren bevorzugt durchgeführt? Für diese These gibt es keine Beweise.
Denn das Problem besteht darin, dass sich nach Beendigung eines Telefonats oft nicht mehr genau feststellen lässt, wer was gesagt hat und wer einer Sache zugestimmt oder diese abgelehnt hat.
teltarif.de musste kürzlich einem Kunden von Pyur helfen, dem nach seiner eigenen Aussage am Telefon ungewollt ein teurerer Vertrag untergeschoben worden war.
Widersprüche zur Umstellung zunächst abgelehnt
Pyur stellte ungefragt Kabel-Anschluss um
Bild: Pyur / Tele Columbus
Der Pyur-Kunde ist 89 Jahre alt und hat dort bislang nur Kabelfernsehen bezogen zu einer Grundgebühr von 13,99 Euro. Internet hat er noch nie genutzt. Für die geschäftliche Kommunikation hat er einem Schwiegersohn eine Vollmacht erteilt. Im Juni 2019 traf plötzlich Hardware für einen Internet-Anschluss ein, woraufhin der Schwiegersohn beim Kundenservice von Pyur nachfragte.
Dort stellte sich heraus: Angeblich soll eine Vertragsänderung zum 1. Juli erfolgt sein, und zwar in den Tarif Kabelfernsehen mit Surf&Phone 20 und HDTV, mit Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten für den Internet-Anschluss. Insgesamt sollte der Kunde monatlich plötzlich 45 Euro bezahlen (mit einem Rabatt von 15 Euro für die ersten sechs Monate). Der Anschlussinhaber hatte aber nach eigener Aussage keine Vertragsänderung abgeschlossen, weder schriftlich noch am Telefon. Der Schwiegersohn widersprach darum der Vertragsumstellung.
Pyur behauptete gegenüber dem Schwiegersohn, im April eine Vertragsbestätigung versandt zu haben und akzeptiert den Widerruf nicht wegen verstrichener Widerrufsfrist. Der Anschlussinhaber hatte aber keine Auftragsbestätigung erhalten. Eine Vertragsbestätigung "in Kopie" wurde erst mit einem Schreiben vom 30. Juli zugesandt.
Daraufhin erfolgte durch den Schwiegersohn fristgerecht innerhalb von 14 Tagen der Widerruf per Einschreiben, der wiederum von Pyur nicht anerkannt wurde. Noch bis Mitte September war allerdings im Kundenkonto die Auftragsbestätigung merkwürdigerweise als "in Bearbeitung" aufgeführt.
Lösung nach Intervention von teltarif.de
Pyur konnte gegenüber dem Kunden nicht nachweisen, dass es zu einer verbindlichen Vertragsänderung gekommen war. Sicherheitshalber überwies der Kunde weiterhin die unbestrittenen Forderungen für den bisherigen TV-Kabelanschluss an Pyur, und der Schwiegersohn wandte sich hilfesuchend an unsere Redaktion. Wegen nicht erfolgter Zahlungen für den Internetanschluss drohte Pyur inzwischen eine "Einschränkung der Leistungen" an.
Nachdem teltarif.de die Sache an Pyur übermittelt hatte, schrieb uns ein Sprecher des Unternehmens:
Tatsächlich ist es in diesem Fall so, dass der Kunde am 12.4.2019 einen Anruf von unserem Verkaufsteam erhielt und danach dieses Vertragsupgrade durchgeführt wurde. Da die Leistungen so nun offensichtlich nicht gewollt wurden, geben wir dem Widerruf jedoch statt und stellen den alten Vertragszustand wieder her. Weiterhin werden sämtliche Mahn- und Rücklastschriftgebühren gutgeschrieben. Der Kunde wird von uns schriftlich hierüber informiert.Schließlich erhielt der Kunde ein Schreiben von Pyur, in dem der Netzbetreiber "aus Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht" den Widerruf der Tarifumstellung bestätigte. Pyur quittierte zudem die erfolgreiche Rücksendung der nicht benötigten Internet-Hardware und versprach, den Tarif wieder auf den alten Stand zurückzustellen. Darüber hinaus bedauerte Pyur den Vorfall und versicherte, dass man zu keiner Zeit den Kunden habe verärgern wollen. Der Schwiegersohn schrieb abschließend an unsere Redaktion:
Das avisierte Schreiben von Pyur ist heute eingetroffen. Damit ist die Angelegenheit erledigt. Vielen Dank nochmals für Ihre Intervention. Ich gehe jetzt davon aus, dass mit der Januar-Rechnung wie angekündigt die Rückrechnung erfolgen wird.