Getestet

Motorola Moto G 2 im Test: Das unempfindliche Dual-SIM-Smartphone

Motorola landete vor einem Jahr mit dem Moto G einen Coup. Nun stellte der Hersteller den Nachfolger vor: Das Motorola Moto G (2. Generation). Ob das Dual-SIM-Smartphone den Erwartungen Stand halten kann, haben wir getestet.
Von Jennifer Buchholz

Der Nachfolger des erfolgreichen Moto G wurde vor wenigen Wochen präsentiert: Das Motorola Moto G (2. Gene­ration). Wir haben das neue Dual-SIM-Flagg­schiff genauer unter die Lupe genommen und getestet, ob es an den Erfolg seines Vor­gängers heran kommen kann.

Das Moto G 2 zeigt auf den ersten Blick starke Ähnlich­keiten mit dem Moto E und kostet in der 8-GB-Version, die wir zum Testen erhalten haben, 199 Euro (UVP). Im Internet ist es bereits ab 193 Euro zzgl. Versand­kosten verfügbar. Das Smart­phone ist in den Farben Schwarz und Weiß erhält­lich.

Schwerer Handschmeichler

Die Vorder- und die Rückseite des Moto G 2 Die Vorder- und die Rückseite des Moto G 2 [Weitere Bilder in der Galerieansicht]
Bild: teltarif.de
Im Gegensatz zum Vorgänger (4,5 Zoll) verfügt das Moto G 2 über ein 5-Zoll-Display und ist dem­ent­sprechend auch ins­gesamt etwas größer (141,5 mal 70,7 mal 11 Milli­meter). Durch die gummierte, griffige Rückseite, die zudem etwas gewölbt ist, liegt es sehr gut in der Hand. Obwohl es lediglich 149 Gramm wiegt, empfanden wir es dennoch als schwer.

Die Ecken des Moto G 2 sind abgerundet. Außerdem sind keine scharfen Stellen oder bei der Smartphone-Bedienung störende Elemente spürbar. Auch Verarbeitungsfehler gibt es bei unserem Testgerät nicht. Nur die relativ große Lücke zwischen Display und Gehäuserand stört auf Dauer, da sich hier Dreckpartikel ablagern können. Das Gehäuse besteht aus Kunst­stoff, der sich in unserem Test als relativ unanfällig für Kratzer erwies. Auf der Ober­fläche des Gerätes sind Finger­abdrücke nicht deutlich erkennbar. Besonders die Rückseite wirkt stets sauber. Diese lässt sich zudem nur mit viel Kraft minimal eindrücken und ist für den Austausch der SIM- oder microSD-Karten abnehmbar.

Motorola Moto G 2

Der Powerbutton sowie die Laut­stärkewippe - beide silberfarben - befinden sich auf der rechten Geräteseite. Weitere physikalische Tasten gibt es nicht. Auf der Oberseite wurde der Klinken-Anschluss positioniert, was vor allem dem Musikhören mit Kopfhörern zu Gute kommt, da hierdurch ein mögliches Abknicken des Kopf­hörer­kabels vermieden wird. Auf der Unterseite befindet sich der micro-USB-Anschluss. Die 8-Megapixel-Rückkamera wurde nebst Blitz auf der Geräte­rückseite positioniert.

Neu im Vergleich zum Moto G sind die Front­laut­sprecher. Sie befinden sich ober- und unterhalb des Displays und sollen laut Hersteller für einen Stereo­sound sorgen. Wir testen diese Aussage in einem gesonderten Abschnitt. Neben dem oberen Front­laut­sprecher befindet sich die 2-Megapixel-Front­kamera. Insgesamt ist der Displayrand relativ dünn, wodurch Motorola seinem Smartphone mehr Zoll bei geringen Gerätemaßen bescheren kann.

Im Großen und Ganzen sieht das Moto G 2 aus wie ein großes Moto E, welches allerdings nur ein 4,3 Zoll großes Display besitzt.

Leuchtschwaches HD-Display

Das Display ist trotz höchster Stufe nicht sehr hell Das Display ist trotz höchster Stufe nicht sehr hell
Bild: teltarif.de
Das IPS-Display löst HD mit 1 280 mal 720 Pixel auf - da es jedoch im Vergleich zum Vorgänger größer ist, bietet es eine geringere Pixeldichte (294 ppi, Moto G: 325 ppi). Dennoch wirken die Schrift und die Bilder scharf. Die App-Icons empfanden wir hingegen als leicht unscharf. Der Blick­winkel ist stabil; selbst bei seitlicher Sicht ist die Schrift gut lesbar und die Farben verändern sich nicht. Dies ist auf die Premium-LCD-Technologie des Displays zurückzuführen.

Insgesamt empfanden wir das Display jedoch als relativ dunkel. Weder die automatischen Hellig­keits­regelung noch die manuelle Einstellung der Display­hellig­keit erschien uns ausreichend hell. Im Vergleich zu anderen aktuellen Smartphone wie beispielsweise dem Samsung Galaxy S5 oder dem Sony Xperia Z3 wirkt es zu dunkel. Auf Berührungen und Eingaben reagiert das Display insgesamt gut.

Prozessor und Leistung

Die Specs des Moto G 2 Die Specs des Moto G2
Bild: teltarif.de
Das Moto G 2 ist mit dem Qualcomm-Prozessor Snapdragon 400 ausgestattet. Die vier Kerne sind auf 1,2 GHz getaktet. Unter­stützt wird der Prozessor von einem 1-GB-Arbeitsspeicher. Da der Vorgänger bereits den gleichen Prozessor besitzt, wäre eine Verbesserung in diesem Bereich wünschens­wert gewesen. Hoch­leistungen sind nicht zu erwarten. Man kann aber davon ausgehen, dass die Leistung für den normalen Gebrauch wie einfache Smartphone-Spiele und App-Anwendungen ausreicht. Außerdem muss hierbei auch stets der Preis des Gerätes im Auge behalten werden, der bei unter 200 Euro liegt; an manchen Punkten muss der Hersteller also Abstriche machen.

In unserem Test stellen wir dennoch fest, dass der Quad-Core-Prozessor trotz seiner Spezifikationen genügend Dampf hat, um das G 2 ruckelfrei betreiben zu können - wenn auch teilweise in nicht über­ragender Geschwindig­keit. Bei grafisch anspruchs­vollen Spielen gibt es jedoch Probleme und auch die Kapazität des Arbeits­speichers reicht für an­spruchs­volle Apps nicht aus. Die Bench­mark­ergebnisse bestätigen unsere Beobachtungen. Die Leistung erinnert an das bereits von uns getestete LG G3 S. Auch die Ergebnisse des Benchmarks bestätigen dies (3D Mark Unlimited-Score: 4 649); sie ähneln stark den Werten des LG G3 S (3D Mark Unlimited-Score: 4 660). Allerdings erwärmt sich bei leistungs­intensiven Prozessen die Rückseite des Moto G 2, beim LG G3 S war dies nicht der Fall. Für Wenig­nutzer, die kein High­performance-Gerät benötigen, ist das Smartphone durchaus geeignet. Denn auch die Bedienung ist einfach und hat sich im Vergleich zum Moto G kaum verändert.

Grafikkarte, Betriebssystem und interner Speicher

Motorola hat dem Moto G 2 die Grafikeinheit Qualcomm Adreno 305 spendiert. Diese GPU aus dem Jahr 2012 kommt beispielsweise auch im Samsung Galaxy Mega 6.3 zum Einsatz. Aktuelle, anspruchsvolle 3D-Spiele werden auf Grund der Grafikeinheit nicht ruckelfrei angezeigt. Einfachere Apps zum Zeitvertreib wie beispielsweise Angry Birds lassen sich hingegen problemlos spielen.

Die interne Speicher­kapazität beläuft sich auf 8 GB. Mit Hilfe einer microSD- oder microSDHC-Karte lässt diese sich um bis zu 32 GB erweitern. Diese Kapazität sollte zum Speichern von Musik und Fotos ausreichen. Allerdings sind beim Moto G 2 bereits 2,49 GB durch Apps und das Android-Betriebs­system 4.4 (KitKat) belegt. Insgesamt sind auf dem Moto G 2 relativ wenige Apps vorinstalliert, was typisch für den Hersteller ist. Motorola installiert auf seinen aktuellen Geräten nahezu ein Stock-Android. Für einige Apps sowie Gelegen­heits­spiele reicht der restliche Speicherplatz von 5,51 GB aber aus.

Ein weiterer Vorteil des Motorola-Smartphones ist, dass es dank der Update-Garantie des Herstellers eines der ersten Smartphones ist, das die neueste Android-Version erhält. Schön wäre es gewesen, wenn Motorola bei seinem Dual-SIM-Smartphone die Sprachsteuerung sowie die Gestensteuerung, wie sie beim Motorola Moto X (2. Generation) eingesetzt werden, integriert hätte. Für einen Preis von nicht einmal 200 Euro ist die Ausstattung sowie der Funktionsumfang unserer Meinung nach allerdings vollkommen in Ordnung.

Doppelte Lautsprecher, doppelte Mikrofone und doppelte SIM-Karten

Klang der Lautsprecher

Neu beim Motorola Moto G der 2. Generation ist, dass zwei Laut­sprecher auf der Vorderseite angeordnet sind. Hierdurch will der Hersteller einen Stereosound, wie beispielsweise beim HTC One, ermöglichen. In unserem Test konnte der Klang allerdings nicht mit dem Vorbild mithalten. Der Bass klingt nicht satt sondern schwach. Wird die Lautstärke zu weit aufgedreht, hört sich die Musik schnell blechern an. Insgesamt ist das Klangbild jedoch zu hoch und nicht voll.

Einen positiven Eindruck haben die beiden Lautsprecher bei uns leider nicht hinterlassen. Gut finden wir ihre Positionierung sowie ihre doppelte Aus­führung.

Akkukapazität

Hebt man die Rück­ab­deckung ab, kommen die beiden SIM-Karten-Slots und der microSD-Karten-Slot zum Vorscheinen. Auch die Position des fest verbauten 2 070-mAh-Akkus lässt sich erahnen, welcher leider nicht ausgetauscht werden kann. Wünschens­wert wäre ein wechselbarer Akku gewesen, sodass dieser ggf. auch gegen einen voll aufgeladenen Ersatz­akku ausgetauscht werden kann.

Der Akku hielt in unserem Test etwa einen Tag bei normaler Nutzung durch. Dies liegt unter anderem auch an dem in HD auflösenden Display, den wenigen Prozessen, die bei unserem Test im Hintergrund liefen (wenige vorinstallierte Apps) sowie dem fehlende LTE-Modul, auf das wir später noch näher eingehen.

Kameratest

Für Schnappschüsse reicht die Kamera des Moto G 2 aus Für Schnappschüsse reicht die Kamera des Moto G 2 aus
Bild: teltarif.de
Die Rückkamera löst mit 8 Megapixel und die Frontkamera mit 2,1 Megapixel auf. Die Kamera-App bietet Autofokus. Weitere Einstellungs­möglich­keiten sind unter anderem HDR-Fotos und Panorama-Aufnahmen. Bei dem Test der Panorama-Funktion ist uns aufgefallen, dass der Richtungs­pfeil nicht exakt die Position und Bewegung der Kamera anzeigt. Das Smartphone kann während der Aufnahme dadurch schnell falsch gehalten oder weiterbewegt werden. Die Aufnahme bricht sodann als fehlerhaft ab und muss komplett neu durchgeführt werden. Zwar gibt es im Vergleich zum Moto G einige Neuerungen bei der Kamera-App, dennoch bietet sie recht wenige Funktionen. So können bei aktuellen Smartphone-Flaggschiffen, wie beispielsweise beim Sony Xperia Z3 oder dem Samsung Galaxy S5, neben einem Weißabgleich auch die ISO-Stufen eingestellt werden. Dieses fehlt hier.

Bei guten Licht­verhältnissen liefert das Moto G 2 passable Fotos ab. Die Bild­qualität ist unter anderem durch die Farbausläufen - sichtbar an den rötlichen Quadraten -, der leicht bläulichen Bildfärbung sowie der dunklen Aufnahme trotz der Nutzung von Licht und Blitz stark gemindert. Auffällig sind die fehlenden Details bei unserer Blume aus dem Testszenario.

Auch bei schlechten Licht­ver­hältnissen ist die Fotoqualität schlecht. Zwar sind die Umrisse der Quadrate in unserem Testszenario auf dem Bild erkennbar, jedoch ist das Bild zu dunkel. Es lässt sich nicht einmal erahnen, welche Farbe das jeweilige Quadrat hat. Auch ein Grundrauschen ist in den Fotos bei guten sowie schlechten Licht­verhältnissen erkennbar.

Unsere beiden Testfotos haben wir für Sie unbearbeitet zum Download bereitgestellt, damit Sie sich ein eigenes Bild von der Qualität machen können:

Die 2-Megapixel-Frontkamera reicht für Videotelefonie aus. Für den einen positiv, bei uns eher negativ aufgefallen ist, dass die Videoaufnahmen sofort starten, sobald die Videokamera geöffnet wird.

Telefonie und Dual-SIM-Funktion

Der Akku ist fest verbaut. Die Abdeckung ist austauschbar. Der Akku ist fest verbaut. Die Abdeckung ist austauschbar.
Bild: teltarif.de
Die in unserem Test durchgeführten Telefonate innerhalb verschiedener Netze auf Mobil- sowie Fest­netz­nummern waren in Ordnung. Die Verbindung war stabil. Zwar waren weder ein Rauschen noch ein Knacken zu vernehmen, dennoch war die Sprachqualität nicht herausragend. Wir hörten unseren Gesprächspartner stets mit einem leichten Hall. Die Telefonie über die Frei­sprech­funktion bzw. über die Lautsprecher funktionierte gut. Der angerufene Teilnehmer konnte uns und wir ihn gut verstehen; letzteres ist sicherlich auch auf die zwei Mikrofone zurückzuführen, die beim Moto G 2 verbaut wurden. Der leichte Hall war hier nicht mehr wahrzunehmen.

Das Moto G 2 unterstützt mit beiden SIM-Karten-Slots GSM und UMTS sowie EDGE und HSPA+ (21,1 MBit/s). Der Verbindungs­aufbau erfolgt bei beiden SIM-Karten schnell. LTE-fähig ist das Gerät nicht. Ob eine LTE-fähige Version demnächst auf den Markt kommt, bleibt abzuwarten. Der Hersteller hatte allerdings auch schon beim Moto G später ein LTE-Modell auf den Markt gebracht.

Weitere Verbindungsmöglichkeiten sind Wifi 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 4.0. Auch ein GPS-Modul ist vorhanden. Der WLAN-ac-Standard wird nicht unterstützt.

Insgesamt erfüllte die Dual-SIM-Funktion des Motorola Moto G 2 ihre Aufgabe gut. Die SIM-Karten können während des laufenden Betriebs aus­gewechselt werden. Ein Neustart ist nicht erforderlich, damit das Moto G 2 die neu eingelegte SIM-Karte erkennt. Das Smartphone unterstützt Dual Standby, da es nur eine Einheit zum Empfangen und Senden von Daten enthält. Wird also über eine SIM-Karte telefoniert und geht auf der zweiten SIM-Karte zeitgleich ein Anruf ein, wird dieser an die Mailbox weitergeleitet. Die Verwaltung beider SIM-Karten ist bei dem Moto G 2 gut gelöst. Positiv ist uns aufgefallen, dass eingestellt werden kann bzw. sich das Smartphone merkt, welcher Kontakt über welche SIM-Karte kontaktiert wurde. Darüber hinaus kann - wie bei den meisten Dual-SIM-Smartphones - in den Einstellungen festgelegt werden, welche SIM-Karte vorranging für die Datennutzung und für Telefonie genutzt werden soll.

Fazit: Günstiges Smartphone mit passabler Ausstattung

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 1,8
  • Bedienung, Handling, Software: 1,6
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 1,4
  • Basis-Feature des Handys: 2
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,8
  • Gesamtnote: 1,7
Insgesamt handelt es sich bei dem Motorola Moto G 2 um ein gutes Smartphone im unteren Preissegment, das auf Grund seiner Dual-SIM-Funktion, des aufgeräumten Betriebs­systems und der klaren Benutzer­oberfläche sowie der Positionierung der beiden Front-Laut­sprecher noch einige Punkte bei der Bewertung rausholt. Die Spezifikationen sind zwar etwas mau und auch die Kamera kann nicht wirklich überzeugen, jedoch wird hierdurch der relativ niedrige Preis von unter 200 Euro gerecht­fertigt. Allerdings sollte Motorola für kommende Modelle bedenken, dass es zukünftig vermehrt ähnlich gute Smartphones in der gleichen Preisklasse geben wird. Ver­besserungs­bedarf sehen wir vor allem beim Prozessor sowie beim Gewicht.

Mehr zum Thema Motorola