Ausprobiert

Thuraya X5-Touch im Test: Das erste Satelliten-Smartphone

Nachdem Satelliten-Telefone jahrelang wie alte Handy-Knochen aussahen, gibt es nun das erste Satelliten-Smartphone mit Android. Beim Test des Thuraya X5-Touch sind wir auf einige Besonderheiten gestoßen.
Von

Die Telefonie im Thuraya-Netz klappte wieder mit der gewohnt überdurchschnittlich guten Sprachqualität, verglichen mit den anderen Satelliten-Netzen. Die Verbindung war komplett rauschfrei. Das Telefonat hatte prinzipiell die Qualität eines UMTS-Telefonats, war allerdings etwas dumpfer. Gesprächsabbrüche oder Aussetzer konnten wir aber auch bei mehrminütigen Telefonaten nicht feststellen, wenn wir uns nicht mit der Antenne aus dem Empfangswinkel bewegten.

Kameramodul sowie Steckplätze für Thuraya-SIM, LTE-SIM und microSD-Karte Kameramodul sowie Steckplätze für Thuraya-SIM, LTE-SIM und microSD-Karte
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Im Test betrieben wir neben der Thuraya-SIM auch noch eine Prepaid-SIM-Karte von FCB Mobil im Thuraya X5-Touch, die sich genauso schnell wie in anderen Smartphones ins deutsche LTE-Netz der Telekom einbuchte. Auch der Wechsel zwischen den drei Netzstandards WLAN, LTE und Thuraya-Satellit klappte stets innerhalb weniger Sekunden.

Grundsätzlich war die Datenverbindung über das Thuraya-Netz aber etwas "wetterfühliger" als die Telefonie-Verbindung. Oft konnten wir bei bedecktem Himmel kein Trägersignal für die Datenübertragung erhalten, obwohl die Telefonie problemlos funktioniert. Das größte Manko ist beim Thuraya X5-Touch, dass es noch nicht den ThurayaIP+ Standard mit bis zu 444 kBit/s unterstützt, sondern nur den mittlerweile veralteten GmPRS-Standard mit maximal 60 kBit/s im Downstream und 15 kBit/s im Upstream. Insofern ist das Thuraya X5-Touch strenggenommen nur dann ein echtes "Smartphone", wenn man es über WLAN oder LTE betreibt. Die Ladezeiten selbst abgespeckter Webseiten wie mobil.teltarif.de betrugen über GmPRS meist mehrere Minuten. Dual-SIM-Betrieb mit zusätzlicher LTE-SIM Dual-SIM-Betrieb mit zusätzlicher LTE-SIM
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Sonderfall: Messenger auf einem Satelliten-Smartphone

Wer ein Smartphone wie das Thuraya X5-Touch nutzt, könnte ja auf die Idee kommen, darauf Messenger-Apps wie WhatsApp zu installieren, um diese dann auch in entlegenen Weltregionen ohne zellulares Mobilfunknetz verwenden zu können. Versendet man ausschließlich Textnachrichten ohne Bilder und Videos, würde dafür sogar die langsame GmPRS-Verbindung mit maximal 60 kBit/s im Downstream und 15 kBit/s im Upstream ausreichen.

Allerdings sollte man sich über Download, Installation und Registrierung der Messenger-Apps am besten noch "in der Zivilisation" Gedanken machen und dies über WLAN oder LTE erledigen. Mit dem Thuraya X5-Touch haben wir erstmals versucht, über WLAN heruntergeladene Messenger auf eine Thuraya-SIM zu registrieren.

Doch das Ergebnis war ernüchternd: WhatsApp und Wire Messenger lehnen die +882 als Landesvorwahl für eine Account-Registrierung ab. Signal-Messenger und Telegram akzeptieren die Eingabe der Nummer zwar, senden dorthin aber keine Verifizierungs-SMS. Wir konnten also keinen dieser Messenger auf die Thuraya-SIM registrieren. Die Registrierung muss also auf eine LTE-SIM oder alternativ eine in diesem Augenblick erreichbare Festnetznummer erfolgen. Accounts bei Skype, Facebook Messenger, Threema und Google Hangouts beispielsweise können per E-Mail-Adresse angelegt werden und sind darum unabhängig von einer Nummer. Ein mit der Hauptkamera aufgenommenes Foto Ein mit der Hauptkamera aufgenommenes Foto
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Kamera und Akku

Die im Thuraya X5-Touch eingebaute 8-Megapixel-Hauptkamera erfüllt ihren Zweck für dokumentarische Erinnerungsbilder einer Reise, kann aber nicht für anspruchsvolle Reisefotografie dienen. Die Bilder sind ordentlich scharf und gut belichtet, Wunderwerke sollte man davon allerdings nicht erwarten.

Der 3800-mAh-Akku hielt in unserem Test gut 5-7 Stunden durch. Dies ist aber nur der Fall, wenn man bei den Netztechniken etwas "sparsam" ist: Wer also gerade einen der Netzstandards Satellit, LTE oder WLAN nicht benötigt, sollte diesen über das Menü abschalten, damit das Gerät nicht ständig ein Netz sucht, das gerade gar nicht vorhanden ist. Der Akku hielt im Test gut 7-9 Stunden durch Der Akku hielt im Test gut 7-9 Stunden durch
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Fazit: Satelliten-Telefon mit hinzugefügtem Smartphone

Momentan ist das Thuraya X5-Touch im Prinzip ein robustes, klassisches Satelliten-Telefon für das Telefonieren im Thuraya-Satelliten-Netz, dem mit Android, Google Play Store, LTE und WLAN die Funktion eines Smartphones hinzugefügt wurde. Die Sprachqualität über das Thuraya-Netz war in unseren Tests überwiegend sehr gut, auch der Verbindungsaufbau ging immer recht flott. Im Satelliten-Netz ist allerdings nur die Telefonie wirklich sinnvoll - es fehlt die Unterstützung des neueren ThurayaIP+ Standards mit bis zu 444 kBit/s.

In WLAN- und LTE-Netzen ist das Thuraya X5-Touch dann ein "echtes" Smartphone, auf dem man jede beliebige Android-App installieren und im Internet surfen kann. Zu beachten ist, dass Messenger, die eine Identifikation per Handy-Nummer benötigen, nicht über die Thuraya-Nummer registriert werden können. Abzuwarten bleibt, ob spätere Generationen des Smartphones sich dann auch einmal im Satelliten-Internet wie ein "richtiges" Smartphone verhalten können.

Schnelleres Surfen im Thuraya-Netz mit bis zu 384 kBit/s unterstützt auch der von uns getestete Dual-Hotspot Thuraya WE.

Mehr zum Thema Thuraya