Themenspecial Breitband-Internet Breitbandausbau

Nano & KI - Hightech für mehr Breitband

Um den Breitbandausbau zu beschleunigen, werden alternative Verlegemethoden genutzt, wie etwa Nano-Trenching oder das Spülbohr­verfahren. KI unterstützt die Netzpla­nung. Ein Beispiel dafür ist Heimerdingen, wo die Telekom quasi ein eigenes Street View aufbaut.
Von Marc Hankmann

In den vergan­genen Wochen dürfte den 3.700 Einwoh­nern des Ditzinger Stadt­teils der orange Mercedes-Trans­porter mit zahl­rei­chen Kameras und Mess­in­stru­menten aufge­fallen sein. „Mit diesem Fahr­zeug stellen wir den Stra­ßen­zu­stand fest“, erklärt Telekom-Mess­tech­niker Hermann Beuchel. „Wir nehmen Daten auf wie Gullys, Risse in der Straße, Laternen, Bord­steine, Schutz­wände oder Bäume, die in die Straße ragen.“ Fünf Kameras und zahl­reiche Laser-Mess­ge­räte sowie Sensoren erzeugen allein in Heimer­dingen über ein Tera­byte an Daten. Diese Infor­ma­tionen bilden die Basis für die spätere Tras­senplanung. Mit Hilfe künst­li­cher Intel­li­genz werden poten­zielle Trassen für die Glas­fa­ser­ver­le­gung ermit­telt. So genannte Störer wie etwa Gullys oder Beton­fun­da­mente sind sofort ersicht­lich und können bei der Tras­sen­pla­nung be­rücksichtigt werden.

Heimer­dingen ist einer von vier schwä­bi­schen Kommunen, in denen die Telekom derzeit Glas­fa­ser­netze plant. Dazu gehören neben Heimer­dingen auch Bempf­lingen, Allmers­bach im Tal und Reichen­bach im Täle. Sie zählen zu den 170 Kommunen rund um Stutt­gart, die Teil der Glas­faser-Offen­sive des Bonner TK-Konzerns sind, von der 1,38 Millionen Privat­haus­halte und 140.000 Unter­neh­mens­stand­orte profi­tieren sollen.

Telekom-Video: KI beschleu­nigt Glas­fa­ser­ausbau

Mit Tren­ching geht's schneller

Etwas weiter nörd­lich, nämlich im nieder­säch­si­schen Gehrden, setzt der Telekom-Wett­be­werber Voda­fone bei der Verle­gung von Glas­faser auf Nano-Tren­ching. Dabei wird das Kabel mit einem so genannten Stufen­schnitt sechs Zenti­meter tief in die As­phaltdecke verlegt, ohne diese zu durch­trennen. Die Vorteile dieser Verle­ge­me­thode: Die Glas­faser kann laut Voda­fone 40 Mal schneller verlegt werden und dauer­hafte Baustellen sind nicht mehr nötig. Ab Juni 2019 können 50 Unter­nehmen in den Ge­werbegebieten Gehrden Ost und Bünteweg/Levester Straße über das FTTB-Netz mit maximal 1 GBit/s im Internet surfen.

Auch die Telekom setzt aufs Tren­ching und zwar im Land­kreis Rostock. Anfang Mai 2019 star­teten die Bonner hier den Glas­fa­ser­ausbau. Über 44.000 Haus­halte, 6.100 Unter­nehmen und 573 Verwal­tungs­stand­orte in über 70 Kommunen erhalten Glasfa­seranschlüsse. Dafür verlegt die Telekom in über 1.100 Kilo­me­tern Tiefbau 7.200 Ki­lometer Glas­faser und baut fast 850 neue Glas­fa­ser­ver­teiler auf. Bereits im zweiten Halb­jahr 2019 gehen die ersten Orte ans Netz. Die Tief­bau­ar­beiten sind aber trotz des Tren­ching-Verfah­rens so umfang­reich, dass sie laut Telekom noch bis Mitte 2021 an­dauern werden. Wo die Bonner in den vergan­genen Wochen eben­falls für Breit­band gesorgt haben, steht im Unter­neh­mens­blog. Darüber hinaus hat die Telekom für 21 Millionen Haus­halte die Surf-Geschwin­dig­keit auf bis zu 250 MBit/s erhöht.

Bund und Länder fördern

Deutsche Glasfaser Breitbandausbau Kleve Der Point of Presence ist die zentrale Verteilstation, von der aus die Deutsche Glasfaser den Netzausbau in Kleve angeht
Deutsche Glasfaser/Michael Bader
Neue Verle­ge­me­thoden und modernste Technik redu­zieren nicht nur den Zeit- und Arbeits­auf­wand, sondern auch die Kosten für den Breit­band­ausbau. Ange­sichts der Milli­arden Euro an Steu­er­gel­dern, die in die Förde­rung des Breit­band­aus­baus fließen, ein nicht uner­heb­li­cher Faktor. Auch die Stadt Weil­heim profi­tiert von der Förde­rung. Seit rund einem Jahr wird hier am Glas­fa­ser­netz gebaut. „Bereits 80 Prozent der Bau­leistungen sind mitt­ler­weile erbracht“, erklärt André Behre, Proku­rist bei den Stadtwer­ken Weil­heim und Projekt­ver­ant­wort­li­cher beim Breit­band­ausbau in der Kreis­stadt.

In dieses Projekt fließen rund 2,6 Millionen Euro aus dem Bundes­för­der­pro­gramm Breit­band sowie 620.000 Euro aus dem baye­ri­schen Förder­pro­gramm. „Nach derzei­tigem Stand werden wir voraus­sicht­lich im Juli 2019 fertig sein“, sagt Behre. Dann sollen 278 Haus­halte, 57 Unter­nehmen und die öffent­liche Verwal­tung an das neue Breit­band­netz ange­schlossen werden. Insge­samt werden rund 172 Kilo­meter Glasfa­serkabel verlegt. In Weil­heim wird das Spül­bohr­ver­fahren einge­setzt. Dabei wird eine Art Tunnel in den Boden gebohrt, ohne dabei die Ober­fläche aufzu­graben. Spatenstich Poel Breitbandausbau Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (5. v. l.) und Mecklenburg-Vorpommerns Digitalminister Christian Pegel (6. v. l.) beim Spatenstich auf der Insel Poel
atene KOM
Mit 6.000 Kilo­me­tern Glas­fa­ser­lei­tungen ist das Ausbau­pro­jekt auf der Insel Poel un­gleich größer als das in Weil­heim. Mit einem Inves­ti­ti­ons­vo­lumen von insge­samt 180 Millionen Euro ist der Breit­band­ausbau in Nord­west­meck­len­burg das bislang größte Projekt im Rahmen des Bundes­för­der­pro­gramms für den Breit­band­ausbau. Der Bun­deszuschuss für alle 14 Teil­pro­jekte beträgt 113 Millionen Euro. Deshalb ließ es sich Bundes­ver­kehrs­mi­nister Andreas Scheuer auch nicht nehmen, persön­lich am Spaten­stich Ende April 2019 teil­zu­nehmen.

Auch die Deut­scher Glas­faser nutzt die staat­liche Unter­stüt­zung. Beim Glasfaser­ausbau in Kranen­burg stehen Förder­mittel in Höhe von rund fünf Millionen Euro zur Verfü­gung. Mit diesem Geld werden etwa 800 Haus­halte erschlossen, die nicht wirt­schaftlich ausge­baut werden können. Für den privat­wirt­schaft­li­chen Netz­ausbau in­vestiert die Deut­sche Glas­faser rund neun Millionen Euro. Damit schließt sie etwa 3.500 Haus­halte an. „Wir sind auf der Ziel­ge­raden ange­langt: Inner­halb der nächsten zwei Jahre könnten mehr als 95 Prozent aller Haus­halte und Betriebe in der Gemeinde Kranen­burg an ein modernes Glas­fa­ser­netz ange­schlossen werden“, freut sich Kra­nenburgs Bürger­meister Günter Steins.

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