UKW: Westschweizer gegen Abschaltung, Finnen für Pflicht
Die SRG setzt auf DAB+, die Westschweizer Privatradios wollen dagegen UKW behalten
Foto: SRG
Bei der Einführung des digital-terrestrischen Radios DAB+ ist Europa nach wie vor gespalten. Während Norwegen die UKW-Ketten bereits abgeschaltet hat und die Schweiz dies bis 2024 vorhat, soll das analoge Radio in den meisten anderen Ländern unbegrenzt weiterlaufen. Länder wie Portugal, Finnland und die baltischen Staaten wollen überhaupt keinen Wechsel und streben keine Einführung von DAB+ an. Dieser Flickenteppich sorgt nun für Zündstoff.
Privatradios in der Romandie wollen UKW behalten
Die SRG setzt auf DAB+, die Westschweizer Privatradios wollen dagegen UKW behalten
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In der Schweiz wollen die Privatradios aus der Romandie die für Ende 2024 geplante UKW-Abschaltung verhindern. Pierre Steulet, Präsident des aus 16 Privatradios bestehenden Verbandes Romandie Médias, will zumindest die Frequenzen in Grenznähe zu Frankreich behalten, wie er im Medientalk der SRG sagt. Grund sind zahlreiche einstrahlende Sender aus dem Nachbarland vor allem in der dicht-besiedelten Genfer-See-Region. Mehrere Privatradios von großen französischen Privatfunkketten wie NRJ oder Lagardère senden dort Schweizer Fenster mit französischer Lizenz auf UKW. Da Frankreich UKW 2024 nicht abschaltet, befürchten die in der Schweiz lizenzierten Sender katastrophale Hörerverluste, weniger Umsatz und große Werbeverluste. Das aber auch, weil die Konkurrenz auf DAB+ in der Romandie durch 16 weitere Privatradios noch steigt.
Der Werbemarkt stagniere seit 2008, durch die UKW-Abschaltung auf der einen und noch mehr Konkurrenz auf der anderen Seite müsse man künftig massiv an Personal und Programm einsparen, um weiter zu überleben. Man könne daher eine UKW-Abschaltung nur akzeptieren, wenn man zumindest die Frequenzen in Grenznähe behalten kann.
Die Medienbehörde Bakom bestätigt, dass es in der Romandie aufgrund der gleichen Sprache Probleme für Schweizer Sender durch aus Frankreich einstrahlende Sender geben könnte. Bernhard Maissen vom Bakom kündigte daher Gespräche an, die am Ende zu einer Lösung führen sollen, mit der alle leben können. Allgemein sieht man UKW jedoch als ein Auslaufmodell an, die Technik sei längst nicht mehr zeitgemäß.
Interoperabilitätsrichtlinie: Finnland fordert Pflicht für UKW-Empfang in Autoradios
Ganz anders sieht man das in Finnland: Das skandinavische Land will nach der Abschaltung von Übertragungen im alten DAB-Standard den digital-terrestrischen Nachfolger DAB+ gar nicht mehr einführen. Man setzt in Zukunft weiter auf das analoge UKW, ergänzt durch mobiles Internet. Aus diesem Grund fordert die finnische Regierung jetzt die EU-Kommission zur Anpassung ihrer erst vor kurzem verabschiedeten EU-Interoperabilitätsrichtlinie für Autoradios auf.
Die Finnen stören sich daran, dass es hierbei nur eine Verpflichtung zur digital-terrestrischen Verfügbarkeit gäbe. Man wünscht allerdings auch einen Passus, der weiter analogen UKW-Empfang in den Fahrzeugen zur Pflicht mache. Nur so sei gewährleistet, dass man auch mit künftigen Autoradiogenerationen in Finnland terrestrisch Radio hören könne. Bislang ist das noch mit jedem Autoradio möglich. Die Finnen fürchten jedoch, dass mittelfristig das UKW-Band in neuen Geräten eingespart werden könnte. Eine EU-weite Verpflichtung soll das verhindern.