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UMTS: Früher abgeschaltet, gevierteilt und in die Zange genommen

Wie lange hält 3G den Platz zwischen 2G und 4G?
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Der Technologie-Konzern Qualcomm pflegt sein umfangreiches Patentportfolio zu UMTS und HSPA und arbeitet weiterhin aktiv an der Weiterenwicklung der 3G-Technologie. Dazu präsentiert Qualcomm zahlreiche Exponate auf dem eigenen Messestand auf dem Mobile World Congress 2013 in Barcelona. Die Erweiterung der UMTS-Technologie erfolgt dabei gleichermaßen nach oben, hin zu höheren Bitraten, als auch nach unten, hin zu "halbierten" Trägerfrequenzen zur Nutzung von 2G/GSM und 3G im selben Frequenzband. Das Ziel ist offensichtlich, 3G möglichst lange als wesentliche Technologie zu erhalten, denn am 4G-Nachfolger LTE hält Qualcomm weniger Patente.

Meldet sich das Handy künftig, wenn es genügend empfangene Bits hat? Meldet sich das Handy künftig, wenn es genügend empfangene Bits hat?
Bild: Qualcomm
Zur Sprachübertragung verwendet UMTS besonders robuste Kodierverfahren mit nur wenigen Signalzuständen, und zugleich eine hohe Anzahl an Fehlerkorrektur-Bits. Faktisch wird dadurch jeder Sprachframe doppelt und dreifach übertragen. Qualcomms Erweiterung des UMTS-Standards schlägt nun vor, dass das Handy umgehend an das Netz rückmeldet, sobald es genügend fehlerfrei empfangene Bits hat, um einen Sprachframe zu dekodieren, auch dann, wenn noch gar nicht alle zusätzlichen Fehlerkorrekturbits übertragen worden sind. Denn dann kann die Basisstation den zugehörigen Sprachkanal für den Rest des Frames senderseitig abschalten und die so freiwerdende Sendeleistung anderen Sprachkanälen (mit schwierigerer Empfangssituation) oder Datenkanälen zuweisen. Das Handy kann zugleich den Empfänger und den Dekodierchip für den Rest des Frame pausieren lassen und spart so Strom und verlängert die Batterielaufzeit.

Optimierung des 900-MHz-Bandes mit Scalable UMTS

Mit Scalable UMTS will Qualcomm insbesondere die Nutzung des wertvollen 900-MHz-Bandes optimieren. In vielen Ländern haben die Netzbetreiber nicht genügend Bandbreite im 900-MHz-Bereich, um einen gepaarten 5-MHz-Träger komplett auf UMTS umzuschalten, und betreiben daher in diesem Frequenzband weiterhin ausschließlich GSM. Auf den Frequenzen der Digitalen Dividende um 700 oder 800 MHz kommt hingegen meist schon LTE zum Einsatz. Per Scalable UMTS (kurz S-UMTS) sollen künftig auch Scalable UMTS: UMTS-Träger mit halber Bandbreite Scalable UMTS: UMTS-Träger mit halber Bandbreite
Bild: Qualcomm
UMTS-Träger mit halber (ca. 2,1 MHz) oder gar geviertelte (ca. 1,05 MHz) Bandbreite ermöglicht werden. So könnten die Netzbetreiber im selben Frequenzband künftig GSM und UMTS parallel betreiben. Auf Seite der Endgeräte soll ein Firmware-Upgrade ausreichen, um neben UMTS auch S-UMTS zu unterstützen.

Am oberen Ende des Performance-Spektrums will Qualcomm Bitraten bis weit über 300 MBit/s im Downlink ermöglichen. Dazu ist freilich ein erheblicher Aufwand nötig: 20 MHz Bandbreite, einwandfreie Signalqualität und 4x4-MIMO, also je vier Antennen auf Sender- wie Empfängerseite.

Auch um die Integration von 3G und 4G ist Qualcomm sehr bemüht. Auf dem Messestand wird ein Handover eines Sprachanrufs von 4G/LTE ins 3G-Netz mit nur minimaler Pause demonstriert. Dass das bereits in der Praxis geht, meldete jüngst o2 nach entsprechenden Tests im eigenen Netz.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie sich diese Entwicklungen positiv auf den 3G-Netzausbau auswirken - und warum es für diese dennoch möglicherweise bereits zu spät ist.

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