Penetrante Werbe-Flut

Trotz Deinstallation spionieren einige Apps den Nutzer aus

In Android und iOS gibt es die Möglichkeit, dass Entwickler über das Entfernen einer App informiert werden. Diese Methode wird teilweise als Werbemaßnahme missbraucht.
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Manche App-Entwickler bestrafen eine Deinstallation mit Werbung Manche App-Entwickler bestrafen eine Deinstallation mit Werbung
Andre Reinhardt
Sowohl Android als auch iOS können sogenannte Uninstall-Tracker nutzen, um Entwickler über eine Deinstallation einer App zu informieren. Eigentlich ist dieser Dienst dazu gedacht, um den Programmierern aufzuzeigen, dass eine bestimmte Version einer Anwendung besonders häufig entfernt wird und somit fehlerhaft sein dürfte. Wie sich nun herausstellte, missbrauchen allerdings diverse Unternehmen das Uninstall-Tracking. Anhand von Werbeeinblendungen nach der App-Deinstallation wollen manche Entwicklerstudios den Nutzer zur erneuten Installation des Programms drängen. Dieses Vorgehen verstößt gegen die Richtlinien von Google und Apple.

Manche App-Entwickler missbrauchen den Uninstall-Tracker

Manche App-Entwickler bestrafen eine Deinstallation mit Werbung Manche App-Entwickler bestrafen eine Deinstallation mit Werbung
Andre Reinhardt
Für die Deinstallation einer Smartphone-Anwendung kann es mehrere Gründe geben, beispielsweise einen knappen Speicherplatz, eine Unzufriedenheit oder gravierende Bugs. Letzteren möchten Softwareentwickler auf die Schliche kommen und senden deshalb regelmäßig einen Ping an ihre Apps. Antwortet die Applikation nicht, wurde sie augenscheinlich entfernt und der Anbieter kann erörtern, was dazu geführt hat. Eine weitere Funktion des App-Pings ist es, im Hintergrund agierende Programme aktualisieren zu können, wodurch etwa Twitter neue Tweets aufführt. Nach der Deinstallation sollten die Entwicklerstudios den User aber nicht mehr behelligen, besonders nicht mit penetranter Werbung. Genau das wurde jedoch beobachtet. „Es ist generell dürftig, Anwender im Internet zu verfolgen, nachdem sie sich entschieden haben, ein Produkt nicht mehr zu benutzen.“, prangert Alex Austin, CEO der Deep-Linking-Plattform Branch Metrics, an.

Bislang keine Reaktion von Google und Apple

Aktuell steht ein Statement seitens des Android-Anbieters und des iOS-Entwicklers noch aus. Jedoch ist sich Austin sicher, dass die beiden Konzerne schon bald das unangebrachte Vorgehen unterbinden. Uninstall-Tracker werden von mehreren Firmen wie Adjust, AppsFlyer, MoEngage, Localytics und CleverTap offeriert. Unter deren Kunden befinden sich Branchengrößen wie T-Mobile US, Spotify und Yelp. Auch Bloomberg, durch die wir auf den Missbrauch des Uninstall-Trackings aufmerksam wurden, nutzt das Verfahren. Allerdings heißt das natürlich nicht automatisch, dass diese Firmen das Konzept missbrauchen. Jeremy Gillula, ein Anwalt mit Schwerpunkt auf die Grundrechte im Informationszeitalter, meint: „Die meisten Technik-Konzerne geben den Menschen keine nuancierten Wahlmöglichkeiten für den Schutz der Privatsphäre, wenn sie ihnen überhaupt eine Wahl geben.“ Außerdem merkt er an, dass man als App-Entwickler nicht das Recht habe zu erfahren, wer genau eine App installiert und deinstalliert.

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