Breitband

DOCSIS 10G: Low Latency und 10 GBit/s im TV-Kabel-Internet

CableLabs stellt die nächste Genera­tion für High­speed Internet in Kabel­netzen vor: Mit 10G sollen nicht nur Geschwin­digkeiten bis 10 GBit/s erreicht werden, sondern auch möglichst geringe Latenz­zeiten für Anwen­dungen wie Gaming oder den Daten­trans­port von und zu 5G-Mobil­funk­stationen.
Von der Anga Com in Köln berichtet Marc Hankmann

Anga Com 2019 10G Volker Leisse Volker Leisse von den CableLabs stellt 10G vor
MH Media
Hinter den CableLabs stecken welt­weit 64 Kabel­netz-Netreiber, die gemeinsam tech­nische Spezi­fika­tionen wie etwa das Breit­band­proto­koll DOCSIS (Data over cable service inter­face speci­fica­tion) entwi­ckeln. Am Messe­stand von Unity­media stellte Volker Leisse, Senior Execu­tive Advisor bei CableLabs, 10G vor. Dabei handelt es sich um eine Weiter­entwick­lung von DOCSIS 3.1. Mit diesem Stan­dard errei­chen Kabel­netz­betreiber Geschwin­digkeiten im Gigabit-Bereich. „In der aktu­ellen Version bringt die Spezi­fika­tion bereits 10 GBit/s im Down­stream und 5 GBit/s im Upstream“, erklärte Leisse. Mit 10G streben die Kabel­netz­betreiber eine effi­zien­tere Nutzung des Frequenz­spek­trums an, um dem Kunden diese Geschwin­digkeiten auch tatsäch­lich anbieten zu können. Dabei sollen 10 GBit/s nicht nur im Down-, sondern auch um Upstream erreicht werden.

Mit 10G wollen die CableLabs zudem erst­mals einen Stan­dard entwi­ckeln, der sämt­liche Infra­struk­turen abdeckt, die Kabel­netz­betreiber heute anwenden: vom klas­sischen Koaxi­alnetz über Funk bis zur Glas­faser. Insbe­sondere soll mit 10G die Kapa­zität der Glas­faser durch die Verwen­dung von Modu­lati­onsver­fahren erhöht werden, die bislang nur in Weit­verkehrs­netzen einge­setzt wurden und nun durch CableLabs auch in Zugangs­netzen genutzt werden können. Dadurch können die Netz­betreiber insbe­sondere im B2B-Bereich neue Dienste anbieten wie etwa Mobile Back­hauling für 5G-Netze. „Das ist für Unity­media ein wich­tiges Zukunfts­thema“, sagte Michael Langer, Vice Presi­dent Engi­neering bei Unity­media.

Stabiles WLAN für Kabel­kunden

Anga Com 2019 10G Volker Leisse Volker Leisse von den CableLabs stellt 10G vor
MH Media
Aber nicht nur deshalb enga­giert sich der Kölner Kabel­netz­betreiber bei der Entwick­lung von 10G. „Das Netz kann noch so gut sein, doch es kommt darauf an, was am Ende beim ange­schlos­senen Gerät ankommt“, sagte Langer auf der Anga Com. Deshalb legt Unity­media Wert auf eine stabile draht­lose Inhouse-Versor­gung – ein für Kabel­netz­betreiber eher unty­pisches Thema. Aber im Rahmen von 10G werden auch die Anfor­derungen der Kabel­netz­betreiber an eine verläss­liche draht­lose Breit­band­abde­ckung in der Wohnung berück­sich­tigt. Mit Low Latency WiFi sollen die Latenz­zeiten gesenkt werden. Ein weiteres Beispiel ist Dual Channel WiFi, das die unter­schied­lichen Verbrei­tungs­charak­teris­tiken zum Beispiel von Strea­ming gegen­über dem typi­schen Daten­verkehr berück­sich­tigt.

Erste Spezi­fika­tionen von 10G wie etwa Low Latency DOCSIS sind bereits veröf­fent­licht. Gerade in Bezug auf Latenz­zeiten haben die Kabel­netze als soge­nanntes „shared medium“ mit hohen Latenzen zu kämpfen. „Daher ist es wichtig, dass gerade in diesem Bereich viel passiert“, erklärte Langer in Köln – auch mit Blick auf zukünf­tige Anwen­dungen wie zum Beispiel auto­nomes Fahren. Wann jedoch 10G in den ersten Kabel­netzen einge­setzt wird, steht noch nicht fest. Die Nach­frage seitens der Netz­betreiber ist hoch, doch zunächst müssen System­anbieter und Hard­ware­hersteller die neuen Spezi­fika­tionen in ihre Produkte und Lösungen inte­grieren.

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